Konzernbilanz Bayer lebt vom Pharma-Geschäft

Seit der geplanten Übernahme des US-Unternehmens Monsanto steht vor allem das Bayer-Agrargeschäft im Fokus. Doch das Geld verdient der Konzern anderswo.

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Das Logo von Bayer leuchtet in Leverkusen auf dem Gelände des Chemieparks. Quelle: dpa

Gut, dass es Pharma gibt. In den vergangenen Wochen – nach all dem Trubel um die Monsanto-Übernahme – konnte man ja fast schon den Eindruck gewinnen, der Bayer-Konzern verkaufe bloß noch Saatgut und Pflanzenschutzmittel. Viele Pharma-Mitarbeiter sorgten sich daher bereits, dass die Bedeutung ihrer Sparte merklich schwindet.

Zumindest den Zahlen nach kann davon keine Rede sein, wie sich bei der Bekanntgabe des Quartalsergebnisses herausstellte. Zwischen Juli und September konnte Bayer seinen Umsatz (plus zwei Prozent) und sein Ergebnis vor Sondereinflüssen (plus sechs Prozent) gegenüber Vorjahr steigern – vor allem dank eines florierenden Pharmageschäfts. Wesentlich schwächer schnitten hingegen die Agrarsparte und das Geschäft mit rezeptfreien Medikamenten ab. Insgesamt erzielte Bayer im dritten Quartal einen Umsatz von elf Milliarden Euro – mehr als ein Drittel davon entfällt auf Pharma.

Vor allem die neuen Bayer-Medikamente gegen Krebs, Augenleiden Schlaganfall und Lungenhochdruck überzeugten am Markt. Der Medikamenten-Umsatz legte im Quartal um über sieben Prozent zu, das bereinigte Ergebnis um über 13 Prozent. Besonders der Gerinnungshemmer Xarelto gegen Schlaganfall konnte hohe Umsatzzuwächse erzielen.

Stationen des Bayer-Konzerns

Allerdings kann das Mittel Bayer noch teuer zu stehen kommen: Laut Finanzvorstand Johannes Dietsch sind in den USA derzeit 14.000 Klagen gegen Xarelto anhängig, ein erster Gerichtstermin steht im Frühjahr 2017 an. Die Kläger machen vor allem geltend, dass Xarelto zu gefährlichen Blutungen führen kann; Bayer weist die Vorwürfe zurück.

Mit den guten Zahlen der Pharmasparte kann das Agrargeschäft nicht mithalten. Im Quartal ging der Umsatz leicht zurück, das bereinigte Ergebnis stagnierte. Vor allem die Krise im wichtigen Agrarmarkt Brasilien macht Bayer zu schaffen – der Umsatzrückgang dort liegt bei zwölf Prozent.

Doch auch allgemein läuft es in der Landwirtschaft nicht rund. Die Einkommen der Bauern sinken, entsprechend wenig Geld können sie für Saatgut und Pflanzenschutzmittel ausgeben. Bayer geht davon aus, dass die Nachfrage ab Mitte 2017, Anfang 2018 wieder anzieht.

Genau dann hofft Bayer, den Segen der Wettbewerbsbehörden für die Übernahme von Monsanto zu erhalten. Das vereinte Unternehmen könnte dann mit Rückenwind durchstarten. Doch das ist derzeit nicht viel mehr als eine schöne Hoffnung. Wie sich künftige Ernten entwickeln, lässt sich nicht seriös voraussagen. Die OECD, eine Organisation der Industrieländer, geht sogar davon aus, dass sich die Wachstumsraten in der Landwirtschaft weiter rückläufig entwickeln.

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Ernüchterung gibt es auch im Geschäft mit rezeptfreien Gesundheitsprodukten, wozu etwa Aspirin gehört. Dort stagnierte der Umsatz im Quartal, das bereinigte Ergebnis ging um 3,5 Prozent zurück. Hierbei spielen allerdings Währungseffekte eine große Rolle: Währungs- und preisbereinigt stieg der Umsatz immerhin um 3,6 Prozent. Doch die Enttäuschung bleibt.

Bayer-Chef Werner Baumann räumte in einer Telefonkonferenz ein, dass sich der Konzern zu Beginn des Jahres mehr von dem Geschäft versprochen hatte. Vor allem haben sich die Bayer-Manager vom Kauf der rezeptfreien Präparate des US-Konzerns Merck wohl zu viel versprochen. So schwächeln vor allem die früheren Merck-Marken Claritin (Allergien) und Coppertone (Sonnenschutz). Ebenso gingen die Umsätze des Bayer-Hautpflegemittels Bepanthen zurück; Aspirin stagnierte auf Vorjahresniveau.

Ganz ordentlich lief es für Bayer noch im Chemiegeschäft. Mit 64 Prozent ist der Konzern noch an Covestro beteiligt, will sich aber mittelfristig davon trennen. Für 2016 erwartet Baumann für den gesamten Bayer-Konzern – inklusive Covestro – einen Umsatz zwischen 46 und 47 Milliarden Euro. Exklusive Covestro wären es dann 35 Milliarden Euro. Das bereinigte Ergebnis (Ebitda) vor Sondereinflüssen soll im mittleren bis oberen einstelligen Prozentbereich zulegen.

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