MV Werften Wer kauft jetzt das potenziell größte Kreuzfahrtschiff der Welt?

Landesregierung und Insolvenzverwalter haben die Werftmitarbeiter auf einer Belegschaftsversammlung über die weiteren Schritte nach der Insolvenz der MV Werften informiert. Quelle: dpa

Die Pleite der MV Werften ist eine Herausforderung, denn die Zeit ist extrem knapp: Bis Anfang März muss der vorläufige Insolvenzverwalter erste Investoren präsentieren – oder Geldquellen erschlossen haben.

  • Teilen per:
  • Teilen per:

Zwei Tage nach seinem 46. Geburtstag ist der Hamburger Jurist Christoph Morgen vom Amtsgericht Schwerin zum vorläufigen Insolvenzverwalter der MV Werften bestellt worden. Ein Geschenk? Eher ein schwieriges Mandat für Morgen, der bereits bei der Rickmers-Reederei, der Flensburger Schiffbaugesellschaft und der Schwergutreederei HHL Hansa Heavy Lift im Einsatz war.

Ob die Rettungsmission an der Ostseeküste glückt, ist fraglich. Zu groß sind die Probleme, zu eng ist der Zeitrahmen: Schon Anfang März muss Morgen dem Unternehmen einen Weg aus der Krise bahnen und erste Investoren präsentieren – oder aber andere Geldquellen erschlossen haben. Bis dahin übernimmt die Bundesagentur für Arbeit voraussichtlich die Löhne und Gehälter der rund 2000 Mitarbeiter in Wismar, Schwerin, Rostock und Stralsund. Und zwar nur bis dahin.

Eigentlich zahlt die Arbeitsagentur das Insolvenzgeld für drei Monate, um die Sanierung zu erleichtern. Im Fall der MV Werften sind allerdings bereits im Vorfeld Lohnzahlungen ausgeblieben, sodass mit dem Insolvenzgeld zunächst die offenen Dezembergehälter beglichen werden müssen. „Damit fehlt uns de facto ein Monat“, heißt es hinter den Kulissen. Schon am 1. März soll das Insolvenzverfahren eröffnet werden.

Der enge Takt erschwert die Suche nach Investoren für die Werftengruppe, die sich in den vergangenen Jahren auf den Bau des rund 1,5 Milliarden Euro teuren Kreuzfahrtschiffes Global Dream I konzentriert hat. Das mit einer Kapazität von 9500 Passagieren potenziell größte Kreuzfahrtschiff der Welt ist zu rund 75 Prozent fertig. Insolvenzverwalter Morgen will den Bau abschließen. „Es gibt ganz wenig Werften auf der Welt, die so ein Schiff bauen können. Wir müssen alles daran setzen, dieses Schiff hier zu Ende zu bauen“, sagte er am Donnerstag vor Journalisten in Wismar.

Offen ist aber, wer das Schiff kaufen soll. Der bisherige Eigentümer der Werften Genting kämpft selbst mit Geldproblemen. Die Aktie des Konzerns ist bei der Wiederaufnahme des Handels an diesem Donnerstag eingebrochen. Bis zum Handelsschluss in Hongkong betrug der Kursverlust mehr als 50 Prozent.

Insolvenzverwalter Morgen will laut Informationen der Nachrichtenagentur Reuters vom Donnerstag Kontakt mit Konzernchef Colin Au aufnehmen, um den asiatischen Eigner Genting in die Rettung der Arbeitsplätze einzubinden. Demnach sei für den Freitagmorgen ein Gespräch per Videoschalte geplant.

Weil die Global Dream I speziell für Genting und den asiatischen Markt konzipiert wurde, dürfte die Zahl alternativer Interessenten überschaubar sein.

Das interessiert WiWo-Leser heute besonders

Geldanlage Das Russland-Risiko: Diese deutschen Aktien leiden besonders unter dem Ukraine-Krieg

Der russische Angriffskrieg auf die Ukraine belastet die Börsen. Welche deutschen Aktien besonders betroffen sind, zeigt unsere Analyse.

Krisenversicherung Warum Anleger spätestens jetzt Gold kaufen sollten

Der Krieg in der Ukraine und die Abkopplung Russlands von der Weltwirtschaft sind extreme Inflationsbeschleuniger. Mit Gold wollen Anleger sich davor schützen – und einer neuerlichen Euro-Krise entgehen.

Flüssigerdgas Diese LNG-Aktien bieten die besten Rendite-Chancen

Mit verflüssigtem Erdgas aus den USA und Katar will die Bundesregierung die Abhängigkeit von Gaslieferungen aus Russland mindern. Über Nacht wird das nicht klappen. Doch LNG-Aktien bieten nun gute Chancen.

 Was heute noch wichtig ist, lesen Sie hier

Offen ist laut Verwalter Morgen bislang, ob die MV Werften als Ganzes erhalten oder einzeln veräußert werden sollen. Die Chancen, jemanden für das Ganze zu finden, seien kleiner, als Interessenten für die einzelnen Standorte zu gewinnen, sagte er. 

Mecklenburg-Vorpommerns Ministerpräsidentin Manuela Schwesig (SPD) sagte, es sei bitter für die Beschäftigten, die seit vielen Jahren an dem Schiff arbeiteten, zu sehen, dass die Werften nun insolvent seien. Sie sei sicher, dass es auch nach der Pandemie wieder viel Nachfrage nach Kreuzfahrten gebe und dieses Schiff gebraucht werde.

Die MV Werften hatten zu Wochenanfang Insolvenz angemeldet. Zuvor war in Verhandlungen von Bund und Land mit Genting keine Lösung für die weitere Finanzierung gefunden worden. Das Kreuzfahrtunternehmen kann nach eigenen Angaben infolge der Pleite in Deutschland Kredite über knapp 2,8 Milliarden Dollar nicht mehr bedienen.

Mit Material der Nachrichtenagentur Reuters

© Handelsblatt GmbH – Alle Rechte vorbehalten. Nutzungsrechte erwerben?
Zur Startseite
-0%1%2%3%4%5%6%7%8%9%10%11%12%13%14%15%16%17%18%19%20%21%22%23%24%25%26%27%28%29%30%31%32%33%34%35%36%37%38%39%40%41%42%43%44%45%46%47%48%49%50%51%52%53%54%55%56%57%58%59%60%61%62%63%64%65%66%67%68%69%70%71%72%73%74%75%76%77%78%79%80%81%82%83%84%85%86%87%88%89%90%91%92%93%94%95%96%97%98%99%100%