Pharma Stada-Rebellen geraten unter Druck

Die Hauptversammlung verläuft turbulent. Investor AOC will Stada auf Trab bringen und die Kapitalvertreter im Aufsichtsrat austauschen. Wichtige Aktionärsvertreter stellen sich in einigen Punkten gegen AOC.

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Das Logo des Arzneimittelherstellers Stada Quelle: dpa

Ruhig und sachlich umgarnt Florian Schuhbauer die knapp tausend Stada-Aktionäre im Saal Harmonie des Frankfurter Congress Centers: "Stada ist ein starkes, attraktives Unternehmen", sagt er, "wir mögen Stada". Gleichwohl will AOC-Mitgründer Schuhbauer gemeinsam mit seinem Kompagnon Klaus Röhrig einschneidende Veränderungen im Unternehmen durchsetzen.

Stada könne mehr Wachstum und Gewinn generieren, hatten sie bereits im Vorfeld argumentiert. Zudem kritisieren sie die verkrusteten Strukturen bei dem Pharmahersteller. Der frühere, langjährige Vorstandschef Hartmut Retzlaff konnte lange schalten und walten, wie er wollte. Der Aufsichtsrat unter Führung des Rechtsanwalts Martin Abend habe den Vorstand nicht gut kontrolliert; Schuhbauer sprach in der Hauptversammlung von "Vetternwirtschaft".

AOC fordert nun, die Kapitalvertreter im Aufsichtsrat komplett auszutauschen. Auch Stada will das Kontrollgremium neu aufstellen – dabei allerdings nur vier Kapitalvertreter austauschen. Aufsichtsratschef Abend und sein Stellvertreter Carl-Friedrich Oetker sollen dem Gremium dabei erhalten bleiben.

Von wichtigen Aktionärsvertretern gab es jedoch auch Kritik an AOC. "Die Forderungen von AOC sind im wesentlichen sehr berechtigt", sagte Peter Barth von der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz, die Tausende Kleinaktionäre vertritt. Allerdings schränkte Barth auch ein: "Uns stört, dass wir gar nicht wissen, wer hinter AOC steckt. Wir können ja noch nicht mal ausschließen, das hinter AOC ein Wettbewerber steckt."

AOC-Mitgründer ging darauf in seiner Hauptversammlungsrede nicht ein. Bekannt ist lediglich, dass hinter AOC vermögende Familien vorwiegend aus dem deutschsprachigen Raum stehen.

Die Kandidaten für den Stada-Aufsichtsrat

Kritik an einem AOC-Vorschlag äußerte auch Winfried Matthes von Deka Investment, der Fondsgesellschaft der Sparkasen, die 842.000 Stada-Aktien vertritt. "Die vollständige Neubesetzung des Aufsichtsrats geht uns zu weit", so Matthes. Die Gefahr bestehe, das bei dem vollständigen Austausch der Kapitalvertreter zu viel Kompetenz auf einen Schlag verloren gehe.

Die Schutzgemeinschaft der Kleinaktionäre hatte bereits im Vorfeld Sympathie für die Position von Stada erkennen lassen. Deren Sprecher Dieter Tassler lobte die "sprühende Rede" des neuen Stada-Chefs Matthias Wiedenfels, der Retzlaff inzwischen abgelöst hat. Wiedenfels konnte kürzlich gute Umsatz- und Gewinnsteigerungen vorlegen. "Stada ist auf dem Weg, verkrustete Strukturen zu lösen", so Tassler, "das hätte ich mir allerdings auch schon früher gewünscht."

Wer sich letztendlich durchsetzen kann – der Stada-Aufsichtsrat oder AOC – ist unklar. Die Hauptversammlung dürfte noch einige Stunden dauern.

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