Trumpf, DMG Mori Deutsche Firmen trotzen US-Präsident Trump

US-Präsident Trump will mit seiner „America-first“-Politik wieder mehr Industriejobs schaffen. Darauf spekulieren auch deutsche Firmen, die Werkzeuge herstellen – und rechnen mit einem Produktionsrekord für 2017.

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Die Bielefelder Produktionsstätte von DMG Mori: Deutsche Firmen stehen technologisch an der Spitze. Quelle: dpa

Frankfurt Der Bau von Werkzeugmaschinen ist eine Kernkompetenz der deutschen Industrie. Ohne solche Anlagen ließen sich beispielsweise keine Fertigungsstraßen für die Auto-, Flugzeug- oder Computerindustrie errichten. Deutsche Firmen wie Trumpf oder DMG Mori (früher Gildemeister) stehen technologisch an der Spitze, gehören nach China und zusammen mit Japan zu den größten Produzenten weltweit und können sich 2016 wieder mit dem Titel des Export-Weltmeisters schmücken. Aus dieser Position der Stärke beobachtet die Branche zwar mit einem gewissen Unbehagen die protektionistischen Töne des neuen US-Präsidenten. Richtige Sorgen macht sich die Branche aber nicht.

„Vielfach gibt es in den USA kein leistungsfähiges Angebot mehr in der Breite der Werkzeugmaschinentechnologie“, sagte am Donnerstag Heinz-Jürgen Prokop, Trumpf-Geschäftsführer und  Vorsitzender des Vereins Deutscher Werkzeugmaschinenfabriken. „Will Trump aber seine Versprechungen von der Rückführung wettbewerbsfähiger Industriearbeitsplätze wahrmachen, ist er auf Importe von Hochtechnologie für die Produktion vor allem aus Deutschland angewiesen.“ Rund zwei Drittel ihrer Werkzeugmaschinen importieren die USA bislang aus dem Ausland.

Die deutschen Unternehmen liegen knapp hinter der japanischen Konkurrenz auf Platz zwei der wichtigsten Lieferanten für die US-Industrie. Im vergangenen Jahr lieferten sie Maschinen und Anlagen im Wert von 935 Millionen Euro in die USA – ein Plus von neun Prozent. Auch bei den Auftragseingängen weist nichts auf einen plötzlichen Einbruch der Nachfrage hin. Hier schnellten die neuen Bestellungen in den ersten drei Quartalen aus den USA um gut 30 Prozent hoch. Aus Mexiko zogen die Order sogar um über 90 Prozent nach oben, nachdem die Nachfrage 2016 noch deutlich um elf Prozent eingebrochen war.

In den ersten Kundengesprächen seit dem Amtsantritt von Donald Trump vor gut zwei Wochen weise wenig auf eine Veränderung hin, sagte Prokop. Studien zeigten, dass die USA auch künftig nicht auf hochpräzise Technologie „Made in Germany“ verzichten können. Daher sei zu erwarten, „dass sich der US-Absatz mittelfristig nicht deutlich verringert und deutsche Hersteller auch weiterhin wesentliche Umsätze dort generieren können“, sagte Prokop.

Zumal die US-Firmen nicht über Nacht den Vorsprung der internationalen Konkurrenz wettmachen könnten. „Das geht nicht von heute auf morgen“, sagte Prokop. „Man müsste extrem viel investieren. Die Frage ist, ob die amerikanische Industrie das tun wird.“ Probleme könnten eher für Mexiko auftreten. „Da sehe ich schon eine Gefahr“, sagte der VDW-Chef. „Einfuhrbeschränkungen der USA würden uns dort auch treffen.“ Ob es soweit kommt, müsse jedoch erst einmal abgewartet werden. Schließlich würden hohe Zölle auch auf die amerikanischen Verbraucher durchschlagen. 

Da auch andere wichtige Märkte – wie etwa China an der Spitze – ungebrochen Werkzeugmaschinen aus Deutschland nachfragen, fallen Einbrüche in Ländern wie Russland und Brasilien, wo die Wirtschaft immer noch auf eine Erholung wartet, weniger stark ins Gewicht: Insgesamt rechnet die Brache mit einem Produktionsplus im laufenden Jahr von drei Prozent auf 15,6 Milliarden Euro. Das wäre prozentual deutlich mehr, als sich der gesamte deutsche Maschinenbau erhofft, der lediglich mit einem Zuwachs von einem Prozent kalkuliert. Schon 2016 fuhren die Werkzeugmaschinenbauer ein Plus von einem Prozent und erreichten damit ein neues Rekordniveau.

Als sicherer Absatzmarkt für deutsche Firmen erweist sich vor allem Europa. Rund die Hälfte ihrer Maschinen gehen in die Nachbarländer. „Die Eurozone hat sich zu einer zentralen Säule des deutschen Werkzeugmaschinenabsatzes entwickelt“, sagte Prokop. „Europa ist durch eine starke Investitionsgüterindustrie geprägt, die von der Globalisierung wichtiger Abnehmerbranche wie der Autoindustrie profitieren konnte.“ Auch der heimische Markt lag mit einem Zuwachs von vier Prozent deutlich über dem allgemeinen Produktionsanstieg. Dagegen stagnierte die Importquote hierzulande bei 41 Prozent – auch ein Zeichen für die Stärke der deutschen Unternehmen.

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