
Die Autos auf Pekings Innenstadtautobahn bewegen sich nur noch im Schritttempo. Die wichtige Verkehrsader, der zweite Innenstadtring, ist mal wieder lahm gelegt. Wie jeden Wochentag zur Stoßzeit ist die Straße völlig überlastet. Dabei besitzt nicht mal jeder vierte Einwohner der chinesischen Hauptstadt ein eigenes Auto.
Im Vergleich zum Westen des Landes ist das noch viel. Auf das gesamte Land gerechnet, zählte das Verkehrsministerium zum Ende des vergangenen Jahres 172 Millionen Autobesitzer unter den fast 1,4 Milliarden Chinesen, Lastwagen nicht miteingerechnet. Doch was ist, wenn künftig mehr Chinesen ein Auto fahren wollen?
Die Frage drängt Peking zu neuen Konzepten. Als erstes Land der Welt hat China nationale Regeln für die Nutzung von Mitfahrdiensten wie Uber und Didi Chuxing aufgestellt. Wer sich bequem fahren lassen kann, braucht kein eigenes Auto, so die Überlegung. Unter Federführung des Verkehrsministeriums veröffentlichten sechs Behörden die Vorgaben, die künftig das Geschäft im ganzen Land regeln sollen. Während in Europa und den USA noch um den Umgang mit den Anbietern gerungen wird, schafft China Tatsachen.
Didi-Chef Cheng Wei hat sich vieles von seinem Uber-Konkurrenten Travis Kalanick abgeschaut. Aber im Gegensatz zu seinem US-amerikanischen Gegenspieler dominiert Cheng das Geschäft in der Volkrepublik, und hat damit gute Voraussetzungen für seine weiteren Projekte. In China werden 99 Prozent der Taxis und 87 Prozent der privaten Mitfahrgelegenheiten mobil per Didi gebucht.
Trotz gewaltiger Rabattaktionen kommt Uber nicht gegen den heimischen Spieler an. Kalanick hatte kürzlich in einem Brief an seine Investoren verraten, das Uber im Jahr eine Milliarde Dollar in China an Verlust einfährt. Laut Medienberichten hat Uber seinen Versuch, den chinesischen Markt im Alleingang zu knacken, nun aufgegeben: Wie der Finanzdienst Bloomberg und das „Wall Street Journal“ am Montag berichten, legt Uber sein China-Geschäft mit Didi zusammen. Die Übereinkunft der beiden Konkurrenten habe ein Volumen von 35 Milliarden Dollar, hieß es. An dem neuen Unternehmen sollten die Investoren der China-Tochter von Uber 20 Prozent Anteile erhalten. Didi Chuxing werde eine Milliarde Dollar in Uber investieren.





Die Dominanz in China hilft Didi-Chef Cheng Wei dabei, seine langfristigen Ziele voranzutreiben. Schon jetzt überflügelt Didi seinen Herausforderer bei der Zahl der abgewickelten Fahrten. Brachte es Uber im vergangenen Jahr auf rund eine Milliarde Trips, gab Didi 1,43 Milliarden Trip in 2015 bekannt. Uber und Didi hatten sich in China einen scharfen Wettbewerb mit massiven Rabatten geliefert, die für beide hohe Verluste bedeuteten. Branchenbeobachter schlossen bereits in den vergangenen Monaten nicht aus, dass die Rivalität mit einer Fusion enden könnte.
In ihren langfristigen Plänen ähneln sich Cheng Wei und Travis Kalanick. Beide streben den Aufbau von digitalen Mobilitätsplattformen an. Selbstfahrende Taxis oder Postautos sollen dazugehören, ebenso wie die automatisierte Auslieferung etwa von Essen.