Google-Entwicklerkonferenz i/o Künstliche Intelligenz ist Googles Mantra

Seite 2/2

Google ist mächtiger denn je

Das Sorgen um das „digitale, psychische Wohlbefinden“ seiner Kunden kommt auch aus einer Position der Stärke. Im 20. Jahr seines Bestehens steht Google mächtiger denn je da. Microsoft, der vormals wichtigste Wettbewerber, hat es längst aufgegeben, bei der Suche zu konkurrieren. Yahoo ist nur noch eine Fußnote der Internet-Geschichte.

Allein in China und Russland dominieren lokale Unternehmen, nicht aus technologischen, sondern politischen Gründen. Der Geschäftszweck – das Finden und Präsentieren von Informationen – hat sich nicht verändert. Nur, dass dies zunehmend über Smartphones stattfindet, sei es über die klassische Suchmaske, App oder virtuelle Assistenten wie Google Assistant.

Dass Google seine Dominanz sogar ausgebaut hat, liegt an seinem mobilen Betriebssystem Android, das laut dem Beratungsunternehmen Gartner auf 86 Prozent aller Smartphones läuft. Und selbst auf dem iPhone sind Google Produkte fest etabliert, auch weil Google Maps der Goldstandard bei der Navigation ist.

Android ist mehr und mehr das Fundament von Googles Geschäftserfolg, dem Googles Entwicklerkonferenz entsprechend Tribut zollt. Dort wurde die Android P Beta Version vorgestellt, die vor allem bessere Batterie-Laufzeiten verspricht, indem sie den Zugriff häufig genutzter Apps auf dem Prozessor besser verwaltet. Effizienter soll auch die Bildschirmhelligkeit gesteuert werden – angepasst ans Umgebungslicht oder die gerade genutzte App. Zudem setzt Google Künstliche Intelligenz ein, die ahnen soll, beispielsweise beim Anschluss eines Kopfhörer das Abspielen von Musik oder einen Anruf vorschlagen.

Im iPhone Revier wildern

Während Android den Smartphone-Markt fest im Griff hat – nach Ansicht der europäischen Wettbewerbshüter viel zu stark – ist bei smarten Armbanduhren, Fernsehern und Fahrzeugen der Widerstand der Konkurrenz größer. Im Geschäft mit smarten Uhren setzt sich Apple laut dem Beratungsunternehmen IDC immer stärker vom Wettbewerb ab. Im vergangenen Jahr stieg Apple mit einem Marktanteil von 21 Prozent zum führenden Smartwatch-Anbieter auf. Auch wenn Google dank der Vielzahl seiner Partner wie bei den Smartphones mit seinem Betriebssystem dominanter ist.

Apples Stärke speist sich daraus, dass viele iPhone Nutzer die Apple Watch bevorzugen. Aber nicht alle – laut Google nutzten im vergangenen Jahr ein Drittel aller Android-Wear-Uhren-Neubesitzer ein iPhone.

Im Revier der iPhone-Nutzer will Google noch stärker wildern und hat deshalb seine Android-Wear-Alternative, die von LG, Huawei und ZTE, aber auch von klassischen Uhrenmarken wie Montblanc und Tag Heuer genutzt wird, im März in das neutraler klingende Wear OS umgetauft.

Das sind die wertvollsten Marken der Welt
BrandZ Top 100 Markenranking Quelle: dpa
BrandZ Top 100 Markenranking Quelle: AP
BrandZ Top 100 Markenranking Quelle: dpa
BrandZ Top 100 Markenranking Quelle: REUTERS
BrandZ Top 100 Markenranking Quelle: dpa
BrandZ Top 100 Markenranking Quelle: dpa
BrandZ Top 100 Markenranking Quelle: dpa

Und Google wilder auch weiterhin noch in ganz anderen Gefilden: Der intelligente Kühlschrank, der einen Einkaufszettel verfasst oder sogar automatisch nachordert, gehört seit langem zu den Zukunftsvisionen von Hausgeräteherstellern wie Samsung und Bosch. Das hindert jedoch Google nicht daran, nun mit einer auf intelligente Hausgeräte zugeschnittenen Android-Version namens Android Things stärker in den Markt einzusteigen. Auch im Fahrzeuggeschäft schärft Google seine Waffen. Bei Android Auto liegt das Unternehmen mit derzeit über 400 unterstützten Automodellen klar vor Apples Car Play, das auf etwa die Hälfte kommt.

Doch die eigentliche Schlacht, so zeigt sich auf der Google i/o beginnt erst. Denn bislang war Android Auto hauptsächlich eine Benutzeroberfläche für an ihre Smartphones gewöhnte Fahrzeugbesitzer. Nun soll es als Bedienzentrale für das Fahrzeug-Unterhaltungssystem aufgebohrt werden, mit der Sprachsteuerung durch Googles Assistant und einer noch tieferen Integration von Googles Navigations-und Stau-Umfahrungssystemen.
Während BMW, Volkswagen und Daimler mit ihrem Kartendienst Here versuchen, zumindest etwas Unabhängigkeit zu bewahren, haben Fahrzeughersteller wie Volvo diese Berührungsängste nicht. Ja, erhoffen sogar durch Googles milliardenschwere Investitionen in seine Dienste einen Wettbewerbsvorteil. Auf der Google i/o zeigt der chinesische Fahrzeughersteller wie der Google Assistent in sein Unterhaltungssystem Sensus stärker integriert wird, um so via Sprachbefehl Klimaanlage oder Musik zu steuern. Ganz nach dem Versprechen von Pichai, dem Nutzer Zeit zu ersparen.

Inhalt
Artikel auf einer Seite lesen
© Handelsblatt GmbH – Alle Rechte vorbehalten. Nutzungsrechte erwerben?
Zur Startseite
-0%1%2%3%4%5%6%7%8%9%10%11%12%13%14%15%16%17%18%19%20%21%22%23%24%25%26%27%28%29%30%31%32%33%34%35%36%37%38%39%40%41%42%43%44%45%46%47%48%49%50%51%52%53%54%55%56%57%58%59%60%61%62%63%64%65%66%67%68%69%70%71%72%73%74%75%76%77%78%79%80%81%82%83%84%85%86%87%88%89%90%91%92%93%94%95%96%97%98%99%100%