
Um Steuern zu sparen, nimmt Apple trotz riesiger Geldreserven frische Mittel bei Investoren auf. Der Elektronikkonzern versteigerte am Dienstag eine Anleiheserie mit sieben Laufzeiten von 2018 bis 2046, wie aus dem vorläufigen Entwurf des bei der US-Börsenaufsicht SEC eingereichten Wertpapierprospekts hervorgeht.
Die Auktion habe zwölf Milliarden Dollar (umgerechnet 10,8 Milliarden Euro) in die Kasse gespült, berichtete die „Financial Times“ unter Berufung auf eingeweihte Kreise. Angesichts der hohen Nachfrage – die Gebote hätten über 28 Milliarden Dollar erreicht – habe Apple zwischenzeitlich eine Erhöhung auf 15 Milliarden Dollar diskutiert.
Mit 178 Milliarden Dollar könnte Apple...
… IBM übernehmen, Coca Cola, AT&T oder Procter&Gamble – oder Boeing, McDonald’s und Nike zusammen.
… ein Jahr lang die gesamten Forschungs- und Entwicklungsausgaben der 25 F&E-stärksten Konzerne der Welt finanzieren – darunter Volkswagen, Samsung, Intel, Microsoft, Roche, Novartis, Toyota, Johnson&Johnson sowie Google.
… mehr als 400 Airbus A380 Jets zum Listenpreis kaufen (428 Millionen Euro) – mehr als das Zweieinhalbfache der bisher überhaupt ausgelieferten Zahl dieser Riesenjets.
… Siemens, Daimler und die Lufthansa kaufen – oder die 14 am niedrigsten bewerteten Dax-Konzerne.
… das Jahresbudget des UN-Kinderhilfswerks Unicef in Höhe von 3,86 Milliarden Dollar (Stand 2013) für die nächsten 45 Jahre vorab begleichen.
… im Haushaltsjahr 2015 die Etats von Bundesarbeits- und Sozialministerin Andrea Nahles (125,5 Millionen Euro) sowie Bundesverteidigungsministerin Ursula von der Leyen (32,9 Milliarden Euro) zu finanzieren.
… gut die Hälfte des gegenwärtigen griechischen Bruttoschuldenstandes von rund 318 Milliarden Euro auf einen Schlag tilgen.
… der Bundesbank gut eineinhalb Mal ihre komplette Goldreserve im Wert von 105 Milliarden Euro (Stand 11/2014) abkaufen.
Das Unternehmen besorgt sich seit Jahren immer wieder hohe Summen bei Anlegern, obwohl es zuletzt einen Geldberg von 216 Milliarden Dollar hortete. Hintergrund ist steuerrechtliches Kalkül – da sich die Barreserven größtenteils außerhalb der USA befinden, würde bei Verwendung in der Heimat der Fiskus zuschlagen.
Wichtige Investoren reduzieren Anteile
Apple dürfte das Geld aus den Anleiheauktionen vor allem für milliardenschwere Aktienrückkäufe nutzen. Finanzchef Luca Maestri hatte nach Vorlage der Quartalszahlen Ende Januar bereits angekündigt, dass Apple 2016 sehr aktiv am Anleihemarkt sein werde.
Der Konzern versteigerte am Dienstag sowohl Papiere mit variabler als auch mit fester Verzinsung. Die zehnjährigen Schuldverschreibungen beispielsweise habe Apple zu einer Rendite von etwa 3,3 Prozent angeboten, berichtete das „Wall Street Journal“. Damit würden sie rund 1,5 Prozentpunkte mehr abwerfen als US-Staatsanleihen.





Wie aus einer weiteren Mitteilung der SEC hervorging, haben zwei wichtige US-Investoren zuletzt kräftig Anteile an Apple abgestoßen. David Einhorn, der mit seinem Investmentfonds Greenlight Capital an dem iPhone-Konzern beteiligt ist, hielt zum Jahresende 2015 noch 6,28 Millionen Aktien – 44 Prozent weniger als noch im September. Damit ist der Anteil von Einhorn am Apple-Kapital auf 0,1 Prozent gesunken.
Die Investorenlegende Carl Icahn hält immerhin noch 0,8 Prozent. Mit 45,76 Millionen Apple-Anteilsscheinen sind das aber immer noch 13 Prozent weniger als drei Monate zuvor. Sowohl Icahn als auch Einhorn hatten Apple wiederholt vorgeworfen, die Aktionäre nicht ausreichend am Erfolg des Konzerns zu beteiligen. Als Reaktion darauf begann Apple damit, Aktien im großen Stil aufzukaufen – was wohl auch der Grund für die jüngste Anleihe-Auktion ist.