iPhone X Apple enttäuscht und begeistert zugleich

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Apple-Loyalisten zögern

 

Trotzdem: Eine für Apple ganz wichtige Kennziffer schwächelt. Im vergangenen Quartal wurden rund eine Million weniger iPhones abgesetzt als im Weihnachtsgeschäft 2016. Dass der Umsatz trotzdem auf neue Höhen kletterte, liegt an dem höheren Preis des iPhone X, dessen günstigste Variante in Deutschland stolze 1149 Euro kostet. Apple konnte so den Durchschnittspreis seiner iPhone Reihe von 695 Dollar auf 796 Dollar erhöhen.

Für Toni Sacconaghi ist der Rückgang des iPhone Absatzes Grund zur Sorge. Da die Konkurrenz nicht maßgeblich zugelegt haben und Apple die Zahl der Neukunden betone, könne dies nur bedeuten, dass weitaus weniger iPhone Besitzer zu einem Neugerät greifen. Der Wille von Apple-Loyalisten, regelmäßig auf das neueste Flaggschiff umzusteigen, war in der Vergangenheit der wichtigste Katalysator fürs iPhone-Geschäft.

Eine mögliche Interpretation: iPhone-Besitzer tun das nicht mehr automatisch, was zwangsläufig das Wachstum schmälert. Schelmisch fragte der Sanford-Bernstein-Analyst, ob er bei seinen Überlegungen etwas vergessen habe. Doch Cook tappte nicht in die aufgestellte Falle. Wahrscheinlich hat Sacconaghi recht, dass die iPhones sich künftig nicht mehr wie frische Semmeln verkaufen und das Geschäft und damit Wachstum komplizierter wird. Doch der Apple-Konzernchef kann das natürlich nicht so klar zugeben, ohne ein Schockbeben an der Wall Street zu riskieren.

Doch seine Reaktion spricht Bände und bestätigt Sacconaghis Szenario. Denn Cook möchte, dass die Presse und die Analysten sich künftig nicht mehr so stark auf die Zahl der abgesetzten iPhones fokussieren, sondern lieber auf die Zahl der genutzten Apple-Geräte.  Die liegt auf dem neuen Rekordstand von 1,3 Milliarden, ein Drittel höher als vor zwei Jahren.

Aus dieser Hardware, ob Apple Watch, iPhone oder Mac, lässt sich eine ganze Menge Zusatzgeschäft generieren. Apple tut dies bereits, mit Abos für seinen Musikdienst Apple Music oder zusätzlichen Speicherplatz. Obwohl der Konzern in Geld schwimmt und Premiumpreise verlangt, zeigt sich Apple beim Online-Speicherplatz knausrig. Gerade mal 5 Gigabyte sind gratis, was mittlerweile wegen der immer voluminöseren Fotodateien oft noch nicht einmal für ein Backup reicht. Statt den Speicherplatz zu erhöhen – Wettbewerber Google offeriert immerhin 15 Gigabyte kostenfrei – knöpft Apple seinen Kunden mindestens 99 Cent pro Monat für mehr Speicher ab. Kleinvieh macht auch Mist, besonders wenn viel von ihm vorhanden ist. Apples Servicesparte, die neben Musik und Speicher auch den Bezahldienst Apple Pay einschließt, setzte im Weihnachtsgeschäft die stolze Summe von 8,47 Milliarden Dollar um. Zwar 30 Millionen Dollar weniger als im Quartal zuvor, aber 18 Prozent mehr als im Vorjahresquartal. Die Sparte ist damit die umsatzstärkste nach dem iPhone.

 

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