SAP hat am Montagabend vorläufige Zahlen für das vierte Quartal 2015 sowie das Gesamtjahr vorgelegt: Demnach konnte der Softwarekonzern aus Walldorf den Umsatz 2015 um 18 Prozent auf 20,8 Milliarden Euro steigern. Noch deutlicher stiegen die Cloud- und Software-Erlöse: Sie kletterten um 20 Prozent auf 17,2 Milliarden Euro.
Die vielleicht wichtigsten Kennziffern für SAP betreffen das neue Geschäft mit Mitsoftware über das Internet, das sogenannte Cloud Computing: So konnten die Walldorfer die Cloud-Subskriptions- und Supporterlöse im abgelaufenen Jahr auf 2,3 Milliarden Euro mehr als verdoppeln. Damit liegen die Cloud-Umsätze immerhin bereits bei gut elf Prozent des Gesamtumsatzes. Im Geschäftsjahr 2014 lag jene Quote dagegen erst bei rund sechs Prozent.
Die sogenannten New Cloud Bookings sind laut SAP die wichtigste Kennzahl für den Vertriebserfolg im Cloud-Geschäft – denn sie spiegeln wider, wie groß die Zahl der neu abgeschlossenen Subskriptionen ist, die derzeit aber noch nicht als Umsätze verbucht werden konnten. Diese verdoppelten sich im Gesamtjahr auf fast 0,9 Milliarden Euro.
Vor- und Nachteile von Cloud Computing
Wer all seine Informationen in einer Cloud speichert, ist vom Anbieter abhängig. Sollte der sich möglicherweise nur unzureichend um seine Kunden kümmern, ist ein Wechsel zu einem anderen Anbieter meist schwierig, da die Datenmengen groß sind. Ein weiteres Problem: Für den Fall, das ein Anbieter pleite geht, gibt es keine klaren Regelungen. Erst wenn es Standards gibt, die einen Anbieterwechsel ermöglichen, sinkt die Abhängigkeit.
Dienstleister, die Clouds anbieten, beschäftigen sich in der Regel intensiv mit dem Thema Datenschutz. Allerdings sind große Datenmengen auch immer ein attraktives Ziel für Hacker. Die Auslagerung der eigenen Daten in eine Cloud bedeutet somit auch immer einen Kontrollverlust.
Die Menge des Speicherplatzes im Netz kann flexibel angepasst werden. Benötigt man mehr Speicherplatz, kann man einfach die angemieteten Kapazitäten erhöhen, anstatt sich teure Hardware kaufen zu müssen.
Der Administrationsaufwand sinkt, wenn man eine Cloud benutzt. Da die Installation auf dem eigenen Computer entfällt und auch Updates von den Cloud-Anbietern durchgeführt werden, kommt es hier zu einer großen Zeitersparnis.
Wer mit einer Cloud arbeitet, kann flexibel auf Daten zugreifen. Dabei spiel der Ort keine Rolle. Sowohl von Smartphones, als auch von Tablets und Computern aus können die Informationen abgerufen werden.
Der frühzeitige Umbau in Richtung Cloud zahlt sich aus
Der Wachstumsmotor Cloud Computing läuft also auf Hochtouren, wie auch Bill McDermott hervorhebt: „Bei den Cloud- und Software-Erlösen haben wir unsere Prognose für das Gesamtjahr deutlich übertroffen“, lässt sich der SAP-Vorstandschef in der Vorabmeldung zitieren. „Im Vergleich zu den wichtigsten Mitbewerbern und Spezialanbietern konnte die SAP signifikante Marktanteile hinzugewinnen.“
In der Tat: Im Vergleich zu direkten Konkurrenten wie etwa dem amerikanischen Anbieter von Datenbankprogrammen und Unternehmenssoftware Oracle ist SAP deutlich weiter vorangekommen beim Umbau in Richtung Cloud – maßgeblich vorangetrieben von Bill McDermott.
Denn er persönlich war es, der frühzeitig, nämlich im Frühjahr 2014, den Schwenk des Walldorfer Software-Riesen hin zur Cloud angestoßen hat. Zum einen durch die Übernahmen von Cloud-Anbietern wie etwa SuccessFactors, Ariba und zuletzt Concur. Zum anderen auch durch den beherzten Umbau innerhalb von SAP, der wegen Personalum- und -abbau intern durchaus umstritten ist.
Der vielleicht einzige Wermutstropfen bei den Walldorfern: Das Betriebsergebnis vor Zinsen und Steuern ging um zwei Prozent auf 4,25 Milliarden Euro zurück. Grund: Der Umbau hin zum erklärten Standbein Cloud belastet die Gewinnmargen der Walldorfer. Das freilich ist bekannt, weil bei der Cloud die Vorabinvestitionen hoch sind – und sich Verträge umso stärker amortisieren, desto länger sie laufen.
Anders ausgedrückt: Die jetzigen Investitionen bilden die Grundlage dafür, dass McDermott auf längere Sicht noch größere Früchte im Cloud-Geschäft ernten kann – so er die Kunden mit guter und funktionierender Mietsoftware lang genug an der Stange halten kann.