T-Systems und T-Mobile US Die zwei großen Baustellen der Telekom

Vor allem das schwächelnde Großkundengeschäft T-Systems belastet die Telekom seit vielen Quartalen. Quelle: dpa

Die Telekom-Gewerkschafter laufen sich warm für einen Protest gegen den geplanten Stellenabbau bei T-Systems. Ein Teilverkauf der Sparte wird wahrscheinlicher. Aber nicht nur dort hat die Telekom Probleme.

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Neben dem Dollar-Wechselkurs, der den Gewinnbeitrag der profitablen Tochter T-Mobile US schmälert, belastet den Bonner Dax-Konzern seit vielen Quartalen das Großkundengeschäft T-Systems. Dort soll nun ein Spartenumbau mit massiven Stellenstreichungen für Besserung sorgen. Allerdings ruft der geplante Abbau von 10.500 Stellen die Gewerkschaften auf die Barrikaden. „Wir werden den Konflikt nach der Sommerpause deutlich hochfahren“, kündigt Verdi-Bundesvorstandsmitglied und Telekom-Aufsichtsratsvize Lothar Schröder an.

Ob die Vision des neuen Spartenchefs Adel Al-Saleh die Problemsparte T-Systems wirklich fit fürs nächste Jahrzehnt macht, weiß noch niemand. Gewerkschafter Schröder dazu: „T-Systems macht seit Jahren eine Durststrecke nach der nächsten durch. Bisher ist es nie wirklich besser geworden.“ Al-Saleh hat sich zum Ziel gesetzt, das strauchelnde IT-Geschäft bis 2020 mit Cloud-Angeboten und Sicherheitslösungen wieder profitabel zu machen. Im ersten Quartal sorgten Preisdruck und ausbleibende Aufträge für rote Zahlen. Auch im zweiten Quartal, in das die Telekom am Donnerstag Einblick gibt, dürfte die Trendwende noch nicht erreicht worden sein. Analyst Wolfgang Specht vom Bankhaus Lampe hält deswegen mittelfristig einen Verkauf beziehungsweise den Zusammenschluss der traditionellen IT-Dienstleistungen mit einem anderen Unternehmen für das wahrscheinlichste Szenario.

Das Konzernergebnis dürfte erneut vom Dollar-Kurs belastet sein. Aus dem schwächeren US-Dollar im Vergleich zum Vorjahresquartal ergibt sich ein negativer Umrechnungseffekt. Stimmt eine vom Unternehmen selbst in Auftrag gegebene Umfrage unter Analysten, ist der Umsatz im Quartal zu Ende Juni um zwei Prozent auf knapp 18,6 Milliarden Euro gefallen. Ein ähnliches Minus dürfte demnach auch das bereinigte Betriebsergebnis (Ebitda) aufweisen.

Die Telekom ist wegen ihrer US-Tochter T-Mobile US, die sich gerade mitten im Zusammenschluss mit dem kleineren Rivalen Sprint befindet, besonders von Wechselkurseffekten betroffen. Der Deal, der T-Mobile US deutlich mehr Gewicht im wichtigen US-Markt geben würde, ist längst nicht in trockenen Tüchern, sondern wird von den Behörden umfassend geprüft. Bis dieser Prozess in die heiße Phase kommt, dürfte noch einige Zeit ins Land gehen. Er sei zuversichtlich, dass die Regulierer dem 26 Milliarden Dollar schweren Deal zustimmten, sagte T-Mobile-US-Chef John Legere bei der Vorstellung der Quartalsbilanz. Geschäftlich läuft es in den USA: Die Zahl der Neukunden fiel mit 686.000 höher als erwartet aus.

Auf dem Heimatmarkt bleibt der Telekom das Megaprojekt Breitbandausbau noch auf lange Zeit erhalten. Anfang August schaltete die Telekom sechs Millionen Haushalte für das sogenannte „Super-Vectoring“ mit Geschwindigkeiten von bis zu 250 Megabit pro Sekunde frei, bei der herkömmliche Kupferleitungen für höhere Geschwindigkeiten nachgerüstet werden.

Wer sich dafür entscheidet, zahlt nach einer Anfangszeit 55 Euro im Monat. „Die Preise sind noch nicht massenmarktfähig. Da ist die Telekom nicht mutig genug, um aggressiv neue Kunden zu gewinnen“, sagt Branchenexperte Torsten Gerpott, Wirtschaftsprofessor an der Universität Duisburg-Essen. Zudem lässt die Telekom offen, wann sie endgültig auf die Brückentechnik verzichtet und komplett auf Glasfaser umsteigt. Auf ihrem Kapitalmarkttag haben die Bonner versprochen, ab 2021 bis zu zwei Millionen Haushalte pro Jahr mit Glasfasern bis ins Haus zu versorgen.

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