Als der US-Software-Gigant Salesforce Anfang Juni ankündigte, den E-Commerce-Spezialisten Demandware zu kaufen, war das in Deutschland trotz eines Übernahmevolumens von gut 2,8 Milliarden Dollar nur eine Randnotiz. Schließlich sind solche Transaktionen in der amerikanischen IT-Industrie an der Tagesordnung.
Dabei kommt der wichtigste Profiteur aus Deutschland: Stephan Schambach hatte 1992 in Jena den E-Commerce-Pionier Intershop gegründet, der um die Jahrtausendwende zu den populärsten Aktien am zuerst boomenden und dann abgestürzten Neuen Markt zählte. 2004 war Schambach in die USA gezogen. Dort gründete er Demandware, bis 2007 war er Vorstandschef. Sein Nachfolger brachte das Unternehmen 2012 an die Börse; Schambach saß bis Mitte 2015 im Aufsichtsrat – und ist bis heute mit gut 7,8 Prozent größter Einzelaktionär.
Durch den Abschluss der Transaktion dürfte Schambach rund 225 Millionen Dollar verdienen – vor Steuern, wie er betont: „Ich war an dem Deal nicht beteiligt, aber er ist mir aus mehrerlei Gründen recht“, sagt Schambach. Nun könne er sich ganz auf sein drittes und jüngstes Baby kümmern.
Im vergangenen Herbst hat er NewStore gegründet, ein auf mobilen E-Commerce spezialisiertes Start-up mit Sitz in Berlin und Boston. „Der Handel wird mobil, auch im Internet – das ist die Zukunft“, sagt Schambach. Mit dem US-Risikokapitalgeber General Catalyst Partners hat er rund 38 Millionen Dollar in NewStore gesteckt.
Die größten Probleme bei Lieferungen von Onlinehändlern
14 Prozent der Befragten erhielten in den vergangenen zwölf Monaten mindestens einmal keine Ware, obwohl Händler oder Zusteller eine erfolgreiche Zustellung meldeten
Die falsche Ware erhielten im vergangenen Jahr 17 Prozent der Befragten
24 Prozent der Befragten ärgerten sich über beschädigte Ware
Mehr als ein Viertel der Befragten (26 Prozent) klagten darüber bestellte Waren gar nicht bekommen zu haben
45 Prozent der Befragten gaben an, dass bei ihnen in den vergangenen zwölf Monaten die Karte mit dem Hinweis auf "verpasste Anlieferung" in den Briefkasten eingeworfen wurde, obwohl sie zu Hause waren
Bei 48 Prozent der Befragten kamen Lieferungen später an als angekündigt
Die Studie entstand im Auftrag für JDA Software, einen führenden Anbieter von Lösungen für die Bereiche Supply Chain, Produktionsplanung. Für die Auswertung wurden 2042 repräsentativ ausgewählte Verbraucher zwischen 16 und 64 Jahren aus Deutschland befragt. Die Erhebung erfolgte online im April 2015 und wurde von dem unabhängigen Meinungsforschungsinstitut YouGov durchgeführt.
Intershop, Demandware, NewStore: Warum überhaupt jedes Mal eine Neugründung, wenn das Kernthema – also Software für Verkaufsshops im Internet – doch jeweils recht ähnlich ist?
„Das ist das klassische Innovator‘s Dilemma“, sagt Schambach. Er habe das ganze Jahr 2003 hindurch versucht, die Idee eines Cloud-basierten Shopping-Systems bei Intershop umzusetzen. „Aber letztlich vergeblich, weil etwa die Software-Entwickler die bestehenden Produkte pflegen mussten, die konnte ich nicht einfach abziehen“, sagt Schambach.
Die beliebtesten Online-Shops Deutschlands
Der zehntbeste Online-Shop Deutschlands ist Heine.de.
Befragt wurden 13.929 Personen zu sieben Erfolgsfaktoren und 48 Einzelkriterien wie beispielsweise dem Preisleistungsverhältnis und der Retourenabwicklung. Aus den Bewertungen der Kunden hat das E-Commerce-Beratungsunternehmen ECC einen Online-Shop-Index ermittelt. Heine kam so auf einen Index von 8,92. Der maximal erreichbare Wert ist zehn.
Ein wenig besser abgeschnitten hat der Online-Shop des Versandhauses Klingel. Der Modeshop kommt auf einen Index von 8,95.
Der Online-Riese Amazon hat es nur auf den achten Platz geschafft und konnte in Sachen Kundenzufriedenheit mit einigen deutschen Konkurrenten nicht mithalten. Amazon bekam den Online-Shop-Index von 8,06.
Gärtner aufgepasst: der beliebteste Online-Shop in der Kategorie Heimwerken und Garten ist Gärtner Pötschke. Mit einem Online-Shop-Index von 8,96 schafft es poetschke.de auf den siebten Platz.
Die Versandapotheke medpex.de ist einer von zwei Online-Shops aus der Kategorie Gesundheit, der es in die Top-Ten geschafft hat. Medpex hat einen Online-Shop-Index von 8,96 erreicht.
Flaconi.de belegt den fünften Platz mit einem Index von 9,01. Die Online-Parfümerie bietet diverse Bezahlmöglichkeiten und ein übersichtliches Menü.
Medikamente-per-klick.de hat das Treppchen knapp verfehlt. In der Kategorie Gesundheit hat die Versandapotheke es jedoch an die Spitze geschafft. Händler wie DocMorris oder Mister-Spex konnten in Sachen Kundenzufriedenheit mit dem Online-Shop von Medikamente-Per-Klick nicht mithalten. Die Versandapotheke erreichte einen Online-Shop-Index von 9,04.
Das Musikhaus Thomann hat sich mit seinem Online-Shop für Musikinstrumente, Plattenspielern und Co vor Thalia und Eis.de durchgesetzt. Der Händler hat einen Online-Shop-Index von 9,08 bekommen.
Vom Fernseher in den Online-Shop: QVC wirbt mit dem Slogan "Online Shopping bequem und einfach". Dem scheinen die Kunden zuzustimmen. QVC erreicht einen Online-Shopping-Index von 9,2.
Alles rund ums Tier gibt es bei Zooplus. In der Kategorie Fast Moving Consumer Goods wurden unter anderem auch dm, Douglas und MyMuesli bewertet. Zooplus wurde in allen Kategorien besser als der Branchendurchschnitt bewertet. Besonders in der Kategorie Bestellabschluss liegt Zooplus vorne. Das liegt an einer guten Übersicht über die wichtigsten Daten, gut erkennbaren Produktbildern und der Möglichkeit, beim Bestellabschluss die gewünschte Menge einzelner Produkte zu korrigieren. Zooplus erreicht einen Online-Shop-Index von 9,25.
Also verließ er kurzerhand sein eigenes Unternehmen, um 2004 mit neuer Mannschaft in den USA noch einmal von vorne anzufangen. „Leicht war‘s auf der grünen Wiese seinerzeit dennoch nicht“, so Schambach.
Da ist die Ausgangslage bei seinem dritten Streich ungleich besser: „Man soll Geld dann nehmen, wenn man es bekommen kann – nicht, wenn man es braucht“, sagt Schambach zur aktuellen Finanzausstattung von NewStore. Daher stehe derzeit keine weitere Finanzierungsrunde an. Und wenn, ist Schambachs Kriegskasse bald prall gefüllt.
Zusätzlich zur finanziellen habe sich auch die strategische Situation durch den Salesforce-Demandware-Deal verbessert: „Die Übernahme macht Platz für einen neuen E-Commerce-Spezialisten, weil es keine unabhängigen Player mehr gibt“, sagt Schambach – und will das nutzen: „Da sitze ich jetzt mit NewStore in den Startlöchern.“