Quelle: Imago

Börsenwoche 410: Editorial Soll ich trotz Rekordkursen noch an der Börse investieren?

Der Dax hat das Allzeithoch geknackt. Wer unterinvestiert ist, muss nicht verzagen: Es gibt in jeder Marktlage chancenreiche Investments. Diese Indizien helfen, sie zu identifizieren. Ein Kommentar.

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Vermutlich kennen Sie folgende Situation: Die Börse läuft gut, aber Sie sind nicht dabei – oder zumindest nicht zu dem Anteil investiert, den Sie rückblickend gerne angelegt hätten. Zugegeben, es ist ein Luxusproblem. Dennoch dürfte es gerade dieser Tage wieder viele Privatanleger umtreiben. Die US-Leitindizes haben mit der Aussicht auf ein Ende der Zinserhöhungen kräftig aufgeatmet, der Nasdaq 100 seit Jahresbeginn rund ein Viertel zugelegt – der Dax kratzt am Allzeithoch.

Aktien deshalb als allgemein zu teuer abzuschreiben, wäre aber ein Fehler: Der nächste Crash kommt zwar bestimmt, doch darauf zu warten birgt hohe Opportunitätskosten. Und den Tiefpunkt beim Einstieg erwischen nur die wenigsten Investoren. Gleichermaßen riskant ist ein Komplettinvestment zu Höchstkursen. Doch es gibt Anhaltspunkte, um auch in dieser Marktlage vielversprechende Investments zu finden.

Ein wichtiger Indikator für die Nachhaltigkeit einer Börsenrally ist die Marktbreite. Sie zeigt, von wie vielen Einzelwerten der Aufschwung eines Index getragen wird. In den USA etwa verdankt die Börse ihre Stärke vor allem der guten Entwicklung von Big Tech, insbesondere von Apple und Microsoft: Die beiden Aktien stehen für 24 Prozent der Marktkapitalisierung des Nasdaq, beim S&P 500 sind es immerhin rund 13 Prozent. Ihre zuletzt starke Performance zieht den gesamten Index nach oben.

Ganz anders sieht es allerdings bei den drei kleinsten Werten des Techindex aus: Lucid, Rivian und Sirius haben in den vergangenen zwölf Monaten rund die Hälfte ihres Börsenwertes verloren. Und auch im laufenden Börsenjahr liegen die Werte mehr als 20 Prozent im Minus. Die Performance des Nasdaq tangiert das kaum: Zusammen machen die Titel nicht einmal 0,5 Prozent Indexanteil aus. Würde die Sirius-Aktie morgen auf null fallen, würden Index-Anleger das im Rahmen der gewöhnlichen Kursbewegungen nicht mal bemerken.

Der Dax hat mit dem Softwareriesen SAP ebenfalls einen hochgewichtigen Techwert als Zugpferd. Im Unterschied zu den großen US-Indizes zeigen sich die deutschen Standardwerte aber in der Breite robust: 75 Prozent der Titel notieren am Freitagvormittag über ihrer langfristigen Trendlinie, die sich aus den Durchschnittskursen der vergangenen 200 Handelstage ergibt. In Deutschland steht die Hausse somit auf einer breiten Basis – ein klares Signal für Stärke und ein Indiz für weiteres Potenzial im Index.

Jetzt alles in den Dax zu stecken, ist trotzdem keine gute Idee. Für Index-Anleger ist regelmäßiges Investieren der Königsweg, um das Einstiegsrisiko zeitlich zu streuen. Für Freunde des selektiven Investierens finden sich trotz der hohen Kurse ebenfalls Einstiegsgelegenheiten. Die aktuelle Goldschwäche könnte etwa ein letztes Luftholen vor einem dynamischen Sprung über die 2000-Dollar-Marke sein. Wer den Goldanteil im Depot noch ausbauen möchte, der sollte damit wohl nicht zu lange warten.

In unseren BörsenWoche-Depots kaufen wir diese Woche einen Substanzwert, der trotz solider Preisentwicklung weiterhin gute Chancen bietet. Er kommt neu ins spekulative Depot.

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Ich wünsche Ihnen eine erfolgreiche Woche an der Börse.

Ihr Jan-Lukas Schmitt

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