Ein Anfang als Exotin: 1984, ich war gerade 27 Jahre alt, habe ich für die deutsche Kanzlei Pünder Volhard & Weber ein Auslandsbüro in New York mit aufgebaut, teils parallel zum Studium an der Columbia University. Damals waren Frauen in Führungspositionen absolute Ausnahme - nicht nur in Deutschland. Also war Netzwerken ganz leicht: Wir seltenen Frauen haben uns einfach gegenseitig angesprochen. Tolle Frauen habe ich damals kennengelernt, zu denen ich zum Teil heute noch Kontakt habe.
Es kommt also vor allem auf einen selbst an, wenn es darum geht, Kontakte zu knüpfen. Wer nur rumsteht und an seinem Glas nippt, muss sich nicht wundern, wenn er keinen Anschluss findet. Wir müssen ständig den Austausch suchen. Und wenn es dazu scheinbar keine Gelegenheit gibt, müssen wir sie eben schaffen.
Als ich mit Anfang 30 drei kleine Kinder hatte, wurde mir bald klar: Ich muss andere Wege gehen als meine Kanzleikollegen, die bei abendlichen Treffen in Restaurants und Bars ihre Kontakte mit Mandanten und Kollegen pflegten. Da ich als Mutter aber für ein spätes Abendessen zu Hause sein wollte und lieber danach von zu Hause weiter arbeitete, habe ich Kollegen und Mandanten zu mir nach Hause eingeladen. Wir haben gemeinsam gegessen – auch mit den Kindern. Das kam sehr gut an und hat zu vielen beruflichen Freundschaften geführt.
Was ich daraus gelernt habe: zum einen, dass es kaum bessere Situationen gibt, Menschen von ihrer wahren Seite kennenzulernen, als wenn ein Kind ein Glas Rotwein umwirft. Aber auch, dass es sinnvoll ist, seine Kreise in unterschiedlichen Konstellationen zusammenzubringen. Vor allem aber, dass man Frauen und Männer mischen soll. Mir ist schon bewusst, dass manche Frau beim Aufbau ihres Netzwerks sich erst mal unter ihresgleichen bewegen möchte. Anders als Männer, denen es offenbar leichter fällt, sich aus einzelnen Eigenschaften von Vorbildern ihre eigene Beraterpersönlichkeit zu zimmern, brauchen Frauen eher weibliche Vorbilder, an denen sie sich ganz und gar orientieren können. Doch die sind nur schwer zu finden.
Mittelfristig geht es aber nur für solche Frauen nach oben, die sich nicht zu lange hinter diesem Schutzwall verstecken, sondern sich regelmäßig in heterogenen Kreisen bewegen. Jede Person mit einer neuen Perspektive kann einen intellektuell inspirieren - das macht auch einfach Spaß.
Aber natürlich darf es nicht darum gehen, seine Kontaktliste wahllos mit immer neuen Namen zu füllen. Nicht die Masse macht’s – konzentrieren Sie sich auf die Menschen, die Sie nach vorn bringen oder an denen Sie besonderen Spaß finden. Und riegeln Sie diese Kreise nicht voneinander ab, sondern bringen Sie Ihre Kontakte zusammen. Das kostet zwar Zeit, schafft aber ein wertvolles Strahlengeflecht, von dem Sie immer wieder profitieren werden.
Wer sich das nicht gleich selbst zutraut, sollte sich eine Mentorin suchen. Und mit Fingerspitzengefühl einfordern: "Hilf mir bitte." Das ist bislang eher eine Stärke der Männer, die sich aber auch wandeln müssen: Auch sie müssen lernen, mit Frauen in Führungspositionen umzugehen. Und das klappt nun mal nicht, wenn man sich ausschließlich in seinen hermetisch abgeriegelten Old Boys Networks bewegt.