Umsteiger Ausstieg aus der Karriere

Die öffentliche Kündigung eines Goldman-Sachs-Managers macht deutlich: Immer öfter entscheiden sich hoch bezahlte Manager für den Ausstieg aus der Knochenmühle – und starten ihr Leben noch einmal ganz neu.

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Stefan Roggenkamp war früher Managing Director der japanischen Investmentbank Mizuho - heute ist er Hersteller von Biolebensmitteln.

Es gibt Reden, die zu Symbolen wurden für eine Ära. Darin erzählen schwarze Prediger von ihrem Traum, oder weiße Präsidenten fordern den Abriss einer Mauer. Reden, die in die Geschichte eingingen, weil sie die Welt ein Stück besser machten. Aber es gibt auch Reden, die das Gegenteil erreichten. Eine solche hielt der Investor Ivan Boesky im Jahr 1986 – die Auswirkungen sind noch heute zu spüren.

„Gier ist gut“, sagte er zu Absolventen der amerikanischen Haas Business School, „gesund ist sie auch. Ihr könnt gierig sein und euch trotzdem wohl in eurer Haut fühlen.“

Wie ein Gordon Gekko

Unterhält man sich heute mit Alexander Hartmann, dauert es nur wenige Minuten, bis er Boeskys Zitat erwähnt. Und das nicht nur, weil die Aussage in dem Film „Wall Street“ vorkommt, mit Michael Douglas in der Rolle des skrupellosen Finanzhais Gordon Gekko. Sondern weil Alexander Hartmann auf dem besten Weg war, selbst ein kleiner Gekko zu werden.

Hartmann ist 44 Jahre alt und führt bereits sein zweites Leben. Im ersten arbeitete er knapp 15 Jahre lang in der Finanzbranche, zuletzt als Abteilungsleiter bei einer international tätigen Schweizer Privatbank, verantwortlich für knapp 50 Mitarbeiter. Viel mehr will er über seinen früheren Job ungern erzählen. Heute macht Hartmann eine Ausbildung zum Sozialpädagogen in einem Schweizer Waisenhaus.

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Großer Kontrast

Von der globalen Hochfinanz in eine Einrichtung für benachteiligte Jugendliche – der Kontrast, für den Alexander Hartmann sich entschieden hat, könnte kaum größer sein, und das freiwillig. Denn Hartmann wurde weder gefeuert, noch hat er finanziell bis ans Lebensende ausgesorgt.

Doch eines Tages meldete sich sein Gewissen. Erst ganz leise, dann, im Laufe der Jahre, immer lauter. Irgendwann konnte er es nicht mehr überhören, gehorchte ihm und verabschiedete sich von der Finanzbranche. Endgültig.

Verdorbene Firmenkultur

Greg Smith kennt dieses Gefühl sicher, auch wenn er sich für einen lauteren Abschied entschied. Vor knapp zwei Wochen kündigte der 33-jährige Investmentbanker bei Goldman Sachs – und verkündete diese Entscheidung am selben Tag mit einem öffentlichkeitswirksamen Paukenschlag: In einem Artikel für die „New York Times“ schilderte er nicht nur die Gründe seiner Entscheidung, sondern rechnete mit der seiner Ansicht nach verdorbenen Firmenkultur und dem Management um Bankchef Lloyd Blankfein ab.

Die Resonanz war enorm: In sozialen Netzwerken wie Facebook und Twitter, mittlerweile verlässliche Seismografen für gesellschaftliche Stimmungen, wurde der Text 100.000-fach geklickt und weitergeleitet. Für die einen ist Smith ein mutiger Held, der wagte, die Wahrheit auszusprechen. Selbst Henry Goldman III, der Urenkel des Bankgründers sagte, Smith habe „einen Treffer ins Schwarze“ gelandet.

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