Stressreduktion, Achtsamkeitstraining oder doch nochmal Grundlagen in Excel: All das sind mögliche Kurse für Bildungsurlaub. Mit dem Berufsalltag müssen sie nichts zu tun haben. Aber was ist Bildungsurlaub genau und was muss alles beachtet werden? Fragen und Antworten:
Was ist Bildungsurlaub?
Bildungsurlaub dient der beruflichen oder politischen Weiterbildung. Der Arbeitnehmer bekommt dafür zusätzliche Arbeitstage eingeräumt, um an anerkannten Kursen teilzunehmen. Bildungsurlauber können in der Zeit auch Kurse belegen, um Qualifikationen für ihr Ehrenamt zu erwerben. Da Bildung Ländersache ist, gibt es unterschiedliche Regelungen für den Bildungsurlaub. Zwar haben die Arbeitnehmende in den meisten Bundesländern einen Anspruch auf das Bildungsangebot – in Bayern und Sachsen gibt es allerdings kein Gesetz. Dort entscheiden die Vorgesetzte selbst, ob sie einem Antrag stattgeben oder nicht. Zudem gelten in den Ländern unterschiedliche Regel zur Dauer und Voraussetzung für eine Genehmigung.
Welche Arten von Bildungsurlaub gibt es?
Es gibt klassische Bildungskurse wie Software-Lehrgänge oder Sprachkurse. Aber auch Gesundheitsangebote können in den Rahmen des Bildungsurlaubs fallen. So gibt es Achtsamkeitstraining oder Yoga-Lehrgänge. Auch der Ausrichter eines Kurses ist irrelevant – es muss also nicht zwingend ein Kurs der Volkshochschule sein. Wichtig ist nur, dass die Kurse explizit als Weiterbildungsmaßnahme ausgewiesen sind. Zudem müssen die Kurse mindestens sechs Stunden pro Tag umfassen. Der Bildungsurlaub muss aber nicht unbedingt einen Berufs- oder Unternehmensbezug haben. Dafür sind die betrieblichen Weiterbildungen angedacht.
Was ist bei dem Antrag zu beachten?
In den unterschiedlichen Bundesländern sind verschiedene Aspekte zu beachten. Denn nicht jeder Kurs wird in allen Bundesländern anerkannt. In Nordrhein-Westfalen gibt es beispielsweise eine örtliche Einschränkung. Der Bildungsurlaub darf nur maximal 500 Kilometer von der Landesgrenze entfernt stattfinden. In anderen Ländern ist die Entfernung zum Arbeitsort uninteressant. So können Berliner ihren Spanisch-Kurs auch in Madrid nehmen.
Beim Arbeitgeber muss der Eintrag für Bildungsurlaub schriftlich eingereicht werden. Aus dem Antrag muss hervorgehen, dass es sich, um einen anerkannten Kurs handelt. Anbieter und Gewerkschaften bieten dafür Vorlagen an. Wichtig ist außerdem zu beachten, dass die Unterlagen des Kursanbieters mit eingereicht werden müssen. Dafür muss der Bildungsurlauber sich bereits für die Schulung anmelden. Dementsprechend ist es ratsam, zuvor mit den Vorgesetzten zu sprechen, ob die Weiterbildung in dem gewünschten Zeitraum möglich ist. Es gilt zu beachten, dass der Weiterbildungsantrag sechs Wochen vor Antritt bei den Vorgesetzten eingereicht werden muss.
Wann besteht der Anspruch auf Bildungsurlaub?
Voraussetzung für einen Bildungsurlaub ist, dass der Antragssteller mindestens sechs Monate in seinem aktuellen Betrieb tätig ist. Ebenso gibt es nur einen Rechtsanspruch, wenn mindestens zehn Mitarbeiter beschäftigt sind. In Rheinland-Pfalz müssen die Arbeitnehmer für den ersten Bildungsurlaub zwei Jahre warten. Auszubildende haben nur eine einjährige Wartezeit zu überbrücken. In Nordrhein-Westfalen können Auszubildende Bildungsurlaub nur für anerkannte Veranstaltungen der politischen Bildung beantragen.
Wie viele Tage Bildungsurlaub stehen mir zu?
In der Regel hat jeder Arbeitnehmer das Recht auf fünf Bildungsurlaubstage im Jahr. In Berlin, Brandenburg, Bremen, Hamburg und in Rheinland-Pfalz haben die Arbeitnehmer einen Anspruch auf einen zehntägigen Bildungsurlaub innerhalb von zwei Kalenderjahren. Das Saarland ist hier ein Sonderfall. Hier gibt es sechs Tage Urlaub für Weiterbildungen. Allerdings muss der Arbeitgeber hier das Gehalt nur für drei Tage zahlen. In Nordrhein-Westfalen kann der Arbeitgeber zwei von den fünf Tagen für innerbetriebliche Schulungen abziehen.
Wer zahlt für den Bildungsurlaub?
Grundsätzlich trägt der Arbeitnehmer selbst die Kosten des Bildungsurlaubes. Zum Teil kommen die Arbeitgeber für die Kursgebühren auf – dies ist allerdings nicht gesetzlich vorgeschrieben. Hotel und Verpflegung bezahlen die Arbeitnehmer in jedem Fall selbst. In Hessen übernimmt das Land bei Kleinst- und Kleinbetrieben die Hälfte des Arbeitsentgelts für die Zeit der Weiterbildung. Denn die Arbeitgeber zahlen das Gehalt für die Zeit weiter.
Kann Bildungsurlaub verfallen?
Standardmäßig verfällt der Bildungsurlaub, sofern er nicht im laufenden Kalenderjahr beantragt und genommen wird. Viele Landesgesetze sehen zwar eine Übertragungsmöglichkeit vor, allerdings müssen die Arbeitnehmer die Übertragung vor Jahresende schriftlich beantragen.
Kann Bildungsurlaub von der Steuer abgesetzt werden?
Ja. Selbst bezahlte Weiterbildungsmaßnahmen können Arbeitnehmer von der Steuer absetzen. Die Ausgaben für den Bildungsurlaub werden im Bereich „Aufwendungen für Weiterbildung“ geltend gemacht. Für den Nachweis sollten die Belege für die Seminargebühren, sowie Fahrt- und Unterbringungskosten aufgehoben werden.
Kann der Arbeitgeber Bildungsurlaub ablehnen?
Grundsätzlich nicht. Der Arbeitgeber darf den Antrag auf Bildungsurlaub nur ablehnen, wenn es betriebliche oder dienstliche Gründe gibt. Etwa, wenn viele Mitarbeiter zu der Zeit im Urlaub sind. In dem Fall können die Beschäftigten eine Übertragung der Tage auf das nächste Jahr fordern. Wird ein anerkannter Kurs abgelehnt, da er laut Arbeitgeber keinen Bildungsgehalt habe, können die Arbeitnehmer juristisch dagegen vorgehen. Falls der Antrag nicht sechs Wochen vor Antritt der Weiterbildung eingereicht wurde, kann der Vorgesetzte die Freistellung ablehnen. Der Bildungsurlaub kann dann zu einem späteren Zeitpunkt nachgeholt werden – wenn der Antrag fristgerecht eingereicht wurde.
Lesen Sie auch: Unter welchen Bedingungen Urlaubsansprüche kein Verfallsdatum haben