Start-up-Verband „Uns geht es um Risikoteilung“

David Hanf ist Vizepräsident des Start-up-Verbands. Quelle: PR

David Hanf, Vizepräsident des Start-up-Verbands, beklagt die mangelnde Aufmerksamkeit für seine Branche in der Coronakrise.

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WirtschaftsWoche: Herr Hanf, Ihr Verband hat angesichts der Corona-Pandemie staatliche Hilfen für Start-ups verlangt. Im Gegensatz zu vielen Selbstständigen und Kleinunternehmen sind diese aber oft länger durchfinanziert. Wieso bedarf es dennoch zusätzlicher Unterstützung?
David Hanf: Die ersten Corona-Initiativen der Bundesregierung in Form von KfW-Krediten sind eine starke und wichtige Maßnahme für viele Unternehmen, aber sie greifen schlicht für Start-ups nicht. Zum einen, weil die Hilfe immer noch über Banken läuft, die Bürgschaften benötigen. Und zum anderen, weil die Ertragsfähigkeit im Sinne von Gewinnen gegeben sein muss – das trifft auf die meisten Start-ups in der Wachstumsphase nicht zu. Zwar sind viele von ihnen in der Tat für rund anderthalb Jahre finanziert – das Problem entsteht jetzt für solche, die genau an jenem Punkt sind, sich neu finanzieren zu müssen. Das ist gerade allerdings sehr schwierig, weil Investoren jetzt nicht ins Risiko gehen wollen, solange die Corona-Pandemie nicht vorbei ist. 

Damit entsteht ein Finanzierungsloch bedingt durch die Krise – um hier das Vertrauen auf der Investorenseite zu erhalten, braucht es Unterstützung. Der andere Grund ist: Es gibt einige Start-ups, bei denen trotz solider Finanzierung nun im großen Stil Umsätze wegbrechen. Diese Polster haben Startups nicht, sodass sie schneller frisches Kapital benötigen, als sie es geplant hatten.

Müssten Start-ups im Falle von Liquiditätsengpässen nicht viel eher ihre eigenen Kapitalgeber in die Pflicht nehmen – weil sonst auch schnell wieder die Rede wäre von: Verluste sozialisieren, aber Gewinne privatisieren?
Ja, das ist richtig. Daher sollten Bestandsinvestoren an dieser Zwischenfinanzierung teilnehmen. Denn ganz klar: Investoren sind in einer solchen Situation dazu da, ihre Unternehmen zu stützen. Deswegen sagen wir ja auch: Das Beste ist, dass man das Risiko aufteilt zwischen Bestandsinvestoren und staatlicher Unterstützung – analog der Förderung mit besagten KfW-Krediten, wo etwa die KfW 80 Prozent des Risikos übernimmt und Banken nur noch 20 Prozent. Neues Geld sollten also vor allem in Kombination mit Bestandsinvestoren fließen – es geht uns um Risikoteilung.

Wie sollten staatliche Stellen denn entscheiden, welche Start-ups unterstützungswürdig sind – und welche nicht?
Dass Bestandsinvestoren mitmachen, ist schon mal ein Qualitätskriterium, denn diese schießen nur in solche Unternehmen weiteres Geld nach, die Zukunftspotenzial haben. Ein weiteres Kriterium wäre, dass ein Start-up auf einer Entwicklung unterwegs war, auf der es ohne die Coronakrise gut finanziert gewesen wäre. Eine positive Ertragslage sollte man auch hier anwenden, so wie man es beim KfW-Unternehmerkredit macht – aber angelehnt an einen schlüssigen Plan des Startups ohne die Pandemie. Damit umgeht man das Problem, dass Start-ups gefördert werden, die es vielleicht nicht wert sind. Uns ist sehr wichtig, dass die Förderung kein „Free Rider“ wird, bei dem Unternehmen einfach so Geld mitnehmen können. Daher sind klare Auswahlregeln sinnvoll.

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