Bewerbung "Ein Vorstellungsgespräch ist kein Krieg"

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"Der Ähnlichkeitseffekt ist nicht zu unterschätzen"

Aber es stellen doch dich nicht nur EY oder PwC solche Smartiesfragen...

Wenn ein Kandidat für eine sogenannte normale Position eine solche Brainteaser-Frage gestellt bekommt, kann darf er ruhig sagen, dass er den Mehrwert dahinter nicht erkennen kann. Dann sollte er natürlich versuchen, sich der Lösung so weit zu nähern, wie er kommt. Hauptsache, er bleibt gelassen.

Wenn man Studien glauben darf, nützt einem aber auch die kreativste Antwort nicht, wenn der Personaler den Bewerber nicht sympathisch findet: Stichwort Ähnlichkeitseffekt: Die 30-jährige BWLerin stellt 30-jährige BWLer ein und keine 50-jährigen Ingenieure...

Der Ähnlichkeitseffekt ist natürlich nicht zu unterschätzen. Deshalb muss man sich als Interviewer immer wieder hinterfragen und in jedem Vorstellungsgespräch prüfen, wie man die Aussage eines Bewerbers interpretiert und bewertet, damit man diesen unbewussten Effekten nicht nachgibt. Es geht ja nicht darum, wen ich sympathisch finde, sondern wer am besten in ein bestimmtes Team passt. Wir suchen ja kaum Einzelkämpfer, sondern in der Regel Teamplayer, deshalb muss es vor allem menschlich passen.

Das machen Sie wie?

Es geht darum, einen authentischen Eindruck von dem Bewerber oder der Bewerberin zu kommen. Mit den Standardfragen nach Stärken und Schwächen, auf die die meisten antworten „Ich bin zu ungeduldig“, lernt man sich nicht kennen. Wenn Sie wissen wollen, wer da vor Ihnen sitzt, müssen Sie weg von Standardfragen, die Leute von sich erzählen lassen und einfach zuhören.

Und wenn Sie jemanden falsch einschätzen und er gar nicht ins Team passt?

Vor Vertragsabschluss kommt es in der Regel nochmal zu einem Treffen mit dem Bewerber und ein, zwei Mitgliedern seines zukünftigen Teams, damit die Beteiligten nochmal überprüfen können, ob es wirklich passt.

20 fiese Fragen, 20 clevere Antworten im Vorstellungsgespräch

Was macht für Sie ein gutes Gespräch aus, das - unabhängig von der späteren Entscheidung - für beide Seiten befriedigend ist?
Es gibt natürlich in jedem Vorstellungsgespräch spezielle Strukturen, die nötig sind, damit ich Kandidat eins, zwei und drei miteinander vergleichen kann: Ich frage also nach der Motivation und nach beruflichen Stationen oder Erfahrungen aus Praktika. Aber viel wichtiger ist, dass die Atmosphäre so angenehm ist, dass man vergessen kann, dass es sich um ein Vorstellungsgespräch handelt. An ein richtig gutes Interview erinnert man sich auch noch nach Jahren. Vielleicht nicht mehr in allen Details – ich weiß zum Beispiel nicht mehr alle Namen von Bewerbern, mit denen ich gesprochen habe – aber an das positive Gefühl erinnert man sich.

Auch an das schlechte?

Auch das Negative bleibt. Ich erinnere mich an ein Gespräch, wo ich der Bewerber war und mich richtig schlecht behandelt gefühlt habe. Wenn ich den Namen des Unternehmens lese, spüre ich heute noch einen kurzen Moment Abneigung, obwohl es nur ein kurzes Gespräch mit einem Menschen war, der dort wahrscheinlich längst nicht mehr arbeitet.

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