Es ist wirklich nicht so, dass man zweieinhalb Jahre nach der ersten Coronawelle sagen könnte: Ja, die Bundesregierung, die hat alles im Griff. Nach einem pandemiefreien Sommer drohte die nächste Virusvolte. Denn Arbeitsminister Hubertus Heil fiel nur ein altes, aber kaum bewährtes, Mittel ein: die Homeoffice-Angebotspflicht. Sie zwingt Unternehmen, der Belegschaft die Arbeit von daheim zu ermöglichen.
Wieder einmal wollte der SPD-Mann in die Belange der Unternehmen eingreifen. Und ihnen pauschal Ratschläge zum Arbeitsschutz zu geben. Wie ein Vater, der es nicht lassen kann, seinem Sohn unnötige (Über-)Lebenstipps zu geben.
Zum Glück wird aus der Pflicht nichts. Heils Vorschlag schaffte es gar nicht erst ins Kabinett. Zu groß war die Empörung von Verbänden und FDP – und vielleicht auch die Einsicht des Ministers. Die nun verabschiedete neue Arbeitsschutzverordnung hätte sich die Koalition auch gleich sparen können, so schwammig ist sie formuliert. Die Verantwortung liegt jetzt bei den Unternehmen. Und das ist richtig so. Sie haben in all den Monaten längst genug gelernt. Weil es ihr Geschäft unmittelbar beeinflusst. Und weil sie sich täglich mit Coronamaßnahmen auseinandersetzen mussten.
Angesichts des Fachkräftemangels liegt es doch in ihrem Interesse, ihr wichtigstes Gut zu schützen: die Mitarbeiter. Erfolgsfaktor Gesundheit. Und jenen, denen nach Homeoffice ist, werden sie diese Option von ganz allein anbieten – um die Talente nicht zu verlieren. Also, Herr Heil: Vertrauen Sie doch im dritten Coronaherbst einfach auf den Verstand von Unternehmerinnen und Arbeitnehmern.
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