Das erklärt auch die jugendlichen Chefs an der Spitze der großen Tech-Konzernen. Evan Spiegel, der Chef von Snap, herrscht mit nur 26 Jahren über rund 2000 Mitarbeiter. Durch den Börsengang Anfang des Jahres wurde er zum jüngsten Milliardär der Welt. Oder Mark Zuckerberg, 32 Jahre alt. Vor mehr als 12 Jahren gründete er Facebook. Heute gehört das Unternehmen zu den erfolgreichsten weltweit und Zuckerberg ist Chef von 17.000 Mitarbeitern. Nicht wenige von ihnen sind deutlich älter als er. Klar, dass das nicht konfliktfrei läuft.
Generationenkonflikt im Büro
Zuckerberg, der nicht unbedingt als begnadeter Kommunikator gilt, soll ein schwieriger Chef sein. Ein ehemaliger Mitarbeiter schreibt in einem Buch über Wutausbrüche, bösen E-Mail-Verkehr und unzählige Überstunden. Natürlich hat das nicht nur mit dem Alter zu tun.
Doch auch eine aktuelle Studie der WHU Otto Beisheim School of Management und der Universität Konstanz kommt zu dem Schluss: Je jünger der Chef, desto größer die Probleme.
Mit wem wir uns im Beruf am häufigsten streiten
Je mehr ein Mensch mit einem anderen zu tun hat, desto höher die Wahrscheinlichkeit, dass sie aneinander geraten. Entsprechend gaben 37 Prozent der Teilnehmer an der Umfrage "Streit - erfolgreich oder folgenreich" der IHK Frankfurt an, sich häufig mit Kollegen beziehungsweise Mitarbeitern zu streiten.
Mehr als ein Drittel gab an, sich häufig mit Führungskräften zu streiten.
Ein Viertel sagte, dass sie häufig mit der Geschäftsleitung aneinander geraten.
23 Prozent streiten sich häufig mit Kunden.
Bei 14 Prozent sind Zulieferer ein häufiger Streitgrund und -partner.
Elf Prozent streiten sich häufig mit Behörden, mit denen sie beruflich zu tun haben.
Jeweils sieben Prozent gaben an, sich mit Gesellschaftern beziehungsweise Kooperationspartnern in die Haare zu kriegen.
Nur drei Prozent geraten häufig mit Kapitalgebern und Banken aneinander.
Gerade zwischen Mitgliedern der Generation Y und den Baby Boomern zeigt sich Konfliktpotential“, sagt Martin Klaffke, der an der Hochschule für Technik und Wirtschaft Berlin (HTW) zu dem Thema Generationenmanagement forscht. Ticken diese beiden Generationen doch so völlig anders: Die freiheitsliebenden Jungen treffen auf die in starren Hierarchien aufgewachsenen Älteren.
Verdienste aus der Vergangenheit zählen weniger als das Potenzial
Zudem hebelt die Kombination junger Chef, älterer Mitarbeiter das traditionelle Karrieremuster aus. Früher galt das Senioritätsprinzips: Ältere Arbeitnehmer mit Erfahrung gaben ihr Wissen an die Jüngeren weiter. Doch heute spielt die künftige Leistungsfähigkeit eines Mitarbeiters eine größere Rolle als vergangene Verdienste - vor allem bei Beförderungen. Eine schwierige Situation für beide Seiten: „Wir erwarten aufgrund unserer Erfahrungen unbewusst, dass eine ältere Person auch den höheren Rang innehat“, sagt Jürgen Wegge, Professor für Arbeitspsychologie an der TU Dresden. „Alles andere läuft unseren natürlichen Normen zuwider“.
Zehn Tipps für die Nachfolgeplanung
Die Grundfrage, welche Rolle der Nachwuchs im Unternehmen spielen soll, nicht verdrängen, sondern rechtzeitig reflektieren und beantworten.
Diese Tipps zur Nachfolgeregelung stammen von Uta von Boyen, der Gründerin und Geschäftsführerin der Unternehmens- und Personalberatung von Boyen Consulting.
Genügend Zeit für Entscheidung und Vorbereitung einplanen
Den Familiennachwuchs nicht auf Biegen und Brechen in die Nachfolge schieben
Die Chancen der Beiratsfunktion im Blick behalten
Den Nachfolger systematisch aufbauen
Beim Aufbau der Kandidaten die Beziehungen zu den Vorstandskollegen, zum Aufsichtsrat, zu den direkt unterstellten Mitarbeitern, zu den Kunden und zu Investoren sorgsam pflegen
Den Entscheidungsprozess äußerst diskret durchführen
Mitarbeiter oder externe Parteien glaubwürdig über Entscheidungen informieren
Die Gelegenheit des Führungswechsels nutzen, um auch andere dringende Veränderungen anzugehen
Klare Governance-Regeln zu Nachfolge und Führung definieren
Die Studie der WHU und der Universität Koblenz kommt deshalb zu dem Schluss, dass sich ältere Mitarbeiter mit einer jungen Führungskraft unwohl fühlen. Sie denken oft ungerecht behandelt zu werden und haben Angst davor irgendwann abgehängt zu sein. Wenn Mitarbeiter sehen, dass gleichaltrige Kollegen schneller Karriere machen oder sie sogar von jüngeren überholt werden, entsteht Unzufriedenheit. Dieses Unbehagen wiederum könnte sich auf die Gesamtstimmung im Unternehmen auswirken, glauben die Forscher. Dieses Phänomen tritt branchenunabhängig auf. Die Wissenschaftler befragten für Ihre Studie 61 Unternehmen. Darunter Dienstleister, Finanzunternehmen und das produzierenden Gewerbe.
Aber was lässt sich dagegen tun? Ein ideales Alter für einen Chef gibt es laut der Studie nicht. Es komme nicht auf das absolute Alter, sondern viel mehr auf die Relationen an. In einem jungen Unternehmen kann deshalb auch ein junger Chef das Sagen haben. Vorausgesetzt: „Die Jungen können sich auch durch Fachkompetenz Respekt verschaffen und sollten die Erfahrung der Älteren würdigen“, sagt Psychologin Felicitas von Elverfeldt, die seit 20 Jahren Führungskräfte berät. Am Ende hat vermutlich Otto Rehagel Recht. „Es gibt keine alten und jungen Spieler, sondern nur gute und schlechte“, sagt Fußballtrainer.