CEO-Lunch der Münchner Sicherheitskonferenz Auch in diesen Unternehmen spielen Frauen keine Führungsrolle

Im Hotel Bayerischer Hof am Rande der Münchner Sicherheitskonferenz trafen sich die Spitzenkräfte der deutschen Wirtschaft zum CEO-Lunch. Quelle: dpa

Ein Foto der deutschen Managementelite auf der Münchner Sicherheitskonferenz zeigt: Frauen werden in Führungsetagen oft ausgeblendet. Zahlen der Allbright Stiftung belegen, in welchen börsennotierten Firmen sowohl Vorstand als auch Aufsichtsrat reine Männerrunden sind.

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Das Foto war eigentlich viel zu langweilig, um eine Kontroverse auszulösen: Da sitzen etwa drei Dutzend Männer um einen eingedeckten Tisch, sie sind alle mittelalt bis alt, ihr schütteres Haar grau bis weiß. Sie unterscheiden sich allenfalls durch ihre Krawatte oder dadurch, dass der Blauton ihrer Maßanzüge mal etwas heller, mal etwas dunkler schimmert. 

Es ist ein Schnappschuss von einem Mittagessen von aktuellen und früheren Vorstandsmitgliedern der deutschen Wirtschaft, dem sogenannten CEO-Lunch der Münchener Sicherheitskonferenz. Trotz oder gerade wegen der geballten Biederkeit ist es ein Bild mit großer Aussagekraft über den Zustand der Chefetagen hiesiger Unternehmen. Denn darauf zu sehen ist keine einzige Frau.

Michael Bröcker, Chefredakteur des Medienportals The Pioneer, hatte das Foto auf seinem Twitteraccount veröffentlicht. Nur wenig später meldeten sich die Kritiker. Peinlich sei es, dass im Jahr 2022 für viele Firmen offenbar immer noch undenkbar ist, Frauen in Führungsposition und Chefsessel zu heben. Gerade, weil auf der hochkarätig besetzten Sicherheitskonferenz die Frauenquote unter den Teilnehmern und Referenten bei 45 Prozent lag, wirkte die Null-Prozent-Quote beim Mittagessen der Topmanager noch stärker.

Der frühere Siemens-Chef Joe Kaeser saß selbst mit am Tisch der Klon-Manager. Schnell meldete er sich mit einem Versprechen: „Nächstes Jahr machen wir das besser.“ Er werde die Kritik in seiner Funktion als Berater der Sicherheitskonferenz an deren Organisatoren weiterreichen. Das Problem ist nur: Wenn nächstes Jahr mehr Frauen am Tisch sitzen sollen, müssten jetzt schon mehr Vorstandsposten an Frauen vergeben werden und da hat die deutsche Wirtschaft noch einiges an Nachholbedarf, wie eine aktuelle Auswertung der Allbright Stiftung zeigt.

Zum 1. September 2021 hatten 81 von 160 Unternehmen, die in den deutschen Aktienindizes SDax, MDax und Dax gelistet sind, keine einzige Frau im Vorstand. Darunter fällt das schnell wachsende Digitalunternehmen Delivery Hero genauso wie der Gaskonzern Linde. Auch das Modeunternehmen Hugo Boss, der Veranstaltungsdienstleister CTS Eventim, der Medienkonzern RTL Group und der Waffenproduzent Rheinmetall hatten keine Frauen im Vorstand.

In den Aufsichtsräten lag der Frauenanteil bei knapp 30 Prozent. Stand heute sitzen in zehn Unternehmen weder im Vorstand, noch im Aufsichtsrat Frauen. Auf dieser von der Stiftung so getauften „Doppelt Roten Liste“ finden sich diese Unternehmen: 

Keines dieser Unternehmen hat sich vorgenommen, diesen Zustand zu ändern. In ihren Geschäftsberichten geben sie für eine zukünftige Beteiligung von Frauen im Vorstand laut Allbright Stiftung ebenfalls die „Zielgröße Null“ an. 

Zum CEO-Dinner der Münchener Sicherheitskonferenz schaffte es schließlich doch noch eine Frau, allerdings erst nachdem das kontroverse Foto entstand. Es war Julie Linn Teigland, Managerin beim Beratungsunternehmen Ernst & Young. Im Gespräch mit Spiegel Online sagte sie, dass sich in der Politik in Sachen Geschlechtergerechtigkeit schon mehr geändert habe als in den Unternehmen. Deutschland liege im obersten Drittel weltweit, was den Anteil von Frauen in parlamentarischen Führungspositionen betreffe. „Ich würde mir das Gleiche endlich auch in der Wirtschaft wünschen“, so Teigland, „Wir müssen uns dort mehr anstrengen.“

Lesen Sie auch: Bei Deutz mussten CEO und Aufsichtsratschef ihre Posten räumen, weil sie sich uneinig über die Umsetzung der Frauenquote waren. Wiebke Ankersen von der Allbright Stiftung erklärt, was Unternehmen aus diesem Debakel lernen können.

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