Mehr Erfolg mit Englisch
Quelle: imago images

Sind Sie noch Praktikant oder schon Pro, wenn Sie Englisch sprechen?

Unsere Lieblingsfremdsprache macht es uns nicht gerade leicht, über Ausbildungs- und Berufsstationen zu sprechen. Sogar zu unfreiwilligen Anzüglichkeiten kann es kommen!

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Wer jung ist, „absolviert“ die meiste Zeit irgendetwas – Schule, Auslandsjahr, Lehre, Studium, das alles inklusive Prüfungen, vielleicht mit einem Stipendium und mit Sicherheit mit vielen Praktika – am Rande bemerkt, die wohl geläufigste lateinische Mehrzahl unserer Sprache.

Dabei muss man heutzutage ungefähr nach Beendigung des Kindergartens die language skills besitzen, um über alles unmissverständlich auf Englisch berichten zu können:

– I completed kindergarten at the age of 5.
– I finished high school in 1999.
– Five years later, I graduated from University.
– Oder ganz einfach mit to do: First, I did kindergarten, then school, then university and now I am a consultant – which feels like being back in kindergarten.

Die einzelnen Stationen darf man freilich nicht als „stations“ beschreiben, weil das bloß nach „Bahnhof“ klingen würde. Sachlich spricht man von stages, bedeutungsvoll vielleicht von milestones und im Laufe der beruflichen Laufbahn von stints – die an einem Ort und mit einer Aufgabe verbrachte Zeit:

– During the final stages of high school I went abroad for a year.
– My apprenticeship/vocational training at a bank was a milestone.
– I received a research bursary/scholarship/grant that included a stint in a laboratory – gesprochen: laborratori (British English), läbratohri (American English).

Zu aller Verwirrung trägt bei, dass man durchaus davon sprechen kann, „stationiert“ zu werden, was solange nicht nach Abstellgleis klingt, solange – wie gesagt – der Bahnhof unerwähnt bleibt: I was stationed in London for two years before I came to Berlin.

Was nun die unzähligen „Praktika“ betrifft, die der Mensch in einem Leben absolviert, ist auf Englisch ganz besondere Vorsicht geboten! Selbst in der Gefahr, dass Sie mich hier smutty – also zotig – finden, muss ich diese Warnung einmal aussprechen: Es geht schließlich um eine unerhörte Sprachverwirrung, die ich viel zu oft gehört habe, um sie Ihnen vorzuenthalten. Sie erfordert gewissermaßen ein eigenes kleines sprachliches Praktikum:

– Als „Praktikantin“ und „Praktikant“ ist man zunächst „an intern“ – I am an intern; he/she is an intern. Das Praktische daran – und ganz generell am Englischen – ist bekanntlich, dass es zwischen Männlein und Weiblein nicht unterscheidet: 'intern' can be female or male. Kommen Sie bloß nicht auf die Idee, in deutscher Manier zu gendern und „intern*s“ oder intern:s“ zu schreiben.



– Für das „Praktikum“ habe ich schon eine Reihe Ausdrücke gehört: traineeship, practical training, field work, work experience. Die gängigste Bezeichnung ist und bleibt allerdings internship, und in diesem Wort lauert die Falle! Ganz einfach, weil sich hartnäckig die Auffassung hält, dass man englische Wörter beliebig abkürzen könne. Doch bloß weil university von einigen varsity oder company von anderen co. abgekürzt wird, ist internship nicht automatisch „intern“!

– Es ist deshalb ein erheblicher Unterschied, ob man sagt: I do an internship. Oder „I do an intern“. Auch im present progressive „I am doing an intern“ habe ich den Satz schon gehört. Um es deutlich zu sagen: Er klingt, als hätte die Person gerade in jenem Moment Sex mit einem Prakti.

Da ich selbst Der Denglische Patient bin, können Sie sich denken, dass mir der Patzer auch schon passiert ist – it has happened to me, too! Ich möchte ihn deshalb weder dramatisieren – I shouldn't dramatise it. Außerdem hoffe ich, dass Sie davon nicht schockiert sind – that you aren't scandalised by the intern-internship example. Ganz generell bin ich mir allerdings sicher, dass wir insgesamt besser abschneiden und mehr Erfolg mit Englisch haben, wenn wir uns den Trouble mit solchen Missverständnissen ersparen. In diesem Sinne – on that note oder: along these lines – wünsche ich Ihnen schon mal ein rundherum missverständnisfreies 2022!

Unser Kolumnist ist Autor des Bestsellers „Hello in the Round! Der Trouble mit unserem Englisch und wie man ihn shootet“. Es ist im November bei C.H. Beck erschienen.

Mehr zum Thema: So werden Sie auch auf Englisch souverän

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