(Un)geliebte Weihnachtsgeschenke 10 Fragen, die sich jeder nach der Bescherung stellt

Weihnachtsgeschenke gibt es, weil es Beziehungen gibt. Quelle: imago images

Das Warten hat ein Ende. Nach wochenlanger Vorfreude heißt es wieder: Geschenke auspacken und verteilen. Doch die Bescherung bringt viele Fragen mit sich.

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1. Bin ich zufrieden mit meinen Geschenken?

Alle Jahre wieder. Gespannt packt der Beschenkte die Weihnachtsgeschenke aus. Die Erwartungen sind groß: Möglichst einfallsreich und individuell, aber auch sinnvoll – damit können nicht alle Päckchen dienen. Der Pulli ist zu klein, das Spiel steht bereits im Regal, die Uhr hat eine falsche Farbe und der selbstgestrickte Schal ist nicht modern genug. Es ist keine Ausnahme, mit den Geschenken unzufrieden zu sein. Dafür gibt es eine Erklärung: „Schenken ist grundsätzlich ein Beziehungsthema – deshalb ist es auch so schwierig“, begründet Evelyn Siller, Expertin für Stil & Personal Branding und Mitglied im Deutschen Knigge-Rat. Um ein gutes Geschenk zu finden, muss die Beziehung so stark sein, dass der andere genau weiß, was der Beschenkte mag – und was eben nicht.

2. Wie kann ich die ungeliebten Geschenke wieder loswerden?

Ungewollt, doppelt bekommen oder überflüssig. Jeder kennt´s: Das falsche Weihnachtsgeschenk. Fünf Ideen, was Sie jetzt damit tun können.

Rückgabe im Geschäft
Die einfachste Möglichkeit ist, das Geschenk im Geschäft zurückzugeben. Das Problem: Der Lockdown. Bis mindestens zum 10. Januar bleiben die Geschäfte noch geschlossen. Habe ich beispielsweise die falsche Blusen-Größe erhalten, oder die neue Kamera gefällt nicht, dann ist der Händler nicht verpflichtet, sie zurückzunehmen. Es ist eine freiwillige Leistung. Erfreulicherweise sind die meisten aber auch jetzt so kulant, wie sie es im Frühjahr waren, bestätigen Verbraucherzentralen. Online gibt es weiterhin das 14-tägige Widerrufsrecht, ohne Angabe von Gründen. Die Ware kann problemlos an den Verkäufer zurückgesendet werden. Daraufhin muss der Händler das Geld innerhalb von zwei Wochen zurückerstatten. Viele bieten auch verlängerte Rückgabefristen für den Online-Einkauf an.

Um aber überhaupt die Ware im Geschäft zurückgeben zu können, muss zunächst der informiert werden, der das Geschenk besorgt hat. Damit ist dann auch das Geständnis über die Unzufriedenheit mit dem Geschenk fällig. Auch wenn es zunächst unangenehm sein kann, weiß der Beschenkte für die nächsten Weihnachtsfeste, was er nicht nochmal schenken sollte. Und: Besser ein ungeliebtes Geschenk in etwas geliebtes umtauschen, als aus Höflichkeit das Geschenk zu behalten, aber nie zu nutzen. Ehrlich währt am längsten.

Wichteln
Nicht immer lässt sich das Geschenk noch zurückgeben. Dann gibt es andere Möglichkeiten. Wichteln ist eine weit verbreitete vorweihnachtliche Tradition. Warum nicht auch nach Weihnachten? Fast jeder bekommt zumindest ein Geschenk, dass er am liebsten wieder loswerden möchte – wie beim sogenannten Schrottwichteln. Vielleicht findet sich dann ein glücklicherer Besitzer.

Verkaufen
Ein glücklicherer Besitzer kann sich auch über den Verkauf finden. Zum Beispiel vermitteln Anbieter wie Ebay den Artikel weiter. Alternativ kann man eine gedruckte Kleinanzeige in einer Zeitung schalten oder einen Zettel an schwarzen Brettern aushängen, oder aber auch den Flohmarkt als Verkaufsort nutzen. Darüber hinaus bieten lokale Facebook-Gruppen die Möglichkeit, ungewollte Geschenke anzupreisen. Der Haken: Leider lässt sich durch den Weiterverkauf in den meisten Fällen nicht mehr der Kaufpreis erzielen.

Tauschen
Einige Plattformen bieten das Modell Ware gegen Ware an. So kann unter anderem auf der Website Pamundo alles zum Tausch angeboten werden – vom Handy über Kleidung, bis hin zum Schmuck. Genau wie beim Verkauf gibt es aber auch Facebook-Gruppen, die den Tausch ermöglichen.

Verschenken
Wer mit seinem nutzlosen Geschenk anderen eine Weihnachtsfreude bereiten will, kann es auch einfach weiterverschenken. Das spart zum Beispiel die eigene Geschenkesuche für den nächsten Geburtstagsbesuch. Oder man gibt den Gegenstand bei einem Umsonst-Laden ab, die es in vielen deutschen Städten gibt. Auch viele Hilfsorganisationen nehmen Sachspenden entgegen. Die geben sie entweder direkt an Bedürftige weiter oder verkaufen die Produkte, um den Erlös für einen guten Zweck einzusetzen.

Schöne Bescherung

3. Sind meine Geschenke gut angekommen?

Die passenden Weihnachtsgeschenke: Für viele eine Mammutaufgabe. Laut der Expertin Evelyn Siller berücksichtigt ein gutes Geschenk drei Aspekte: Es ist dem Anlass entsprechend, steht für den Schenkenden und gefällt dem Beschenkten. Wenn diese übereinstimmen, dann würde das Geschenk auch gut ankommen. Das spiegelt sich dann im Leuchten der Augen wieder: Freude. „Man spürt sofort, ob man jemanden berührt hat“.

4. Weiß der Beschenkte meine Mühe zu schätzen?

Wochenlang sich auf die Suche nach den perfekten Geschenken machen, diese besorgen und einpacken. Der Zeitaufwand in der Weihnachtszeit ist groß. Doch der Beschenkte muss das auch zu schätzen wissen. „Wenn man an dem Geschenk merkt, dass es viele Gedanken gekostet hat – dann ist es umso wertvoller“, so Siller. Enttäuschung kann jedoch entstehen, wenn ein ungleiches Maß an Mühe herrscht. So vermittelt eine einfallslose Flasche Wein oder ein Körperpflegeset oft einen negativen Eindruck.

5. Habe ich zu viel Geld ausgegeben?

Mit den Erwartungen steigen auch die Preise. Fast 500 Euro gibt jede Person durchschnittlich in Deutschland für Weihnachtsgeschenke aus. Zum Vergleich: 2011 waren es noch etwa 160 Euro weniger. Das hat das EHI Retail Institute herausgefunden. In der Euphorie, den Liebsten in der Weihnachtszeit perfekte Geschenke zu bereiten, rückt schnell der Preis in den Hintergrund. Nach der Bescherung kommt dann erst die Frage auf: Wie viel habe ich eigentlich ausgegeben? Der Blick auf das Konto genügt.

Das Geschenk kann jedoch auch zu viel sein. Ein zu teures Geschenk löst beim anderen oft das schlechte Gefühl aus, selbst nicht genauso viel ausgegeben zu haben. Das führt zum materiellen Wettbewerb. Geschenke auf Augenhöhe würden oft besser bei den Menschen ankommen, so Siller. Es geht eben nicht um die Masse – sondern Klasse.

6. War es richtig, sich gegen das gegenseitige Beschenken mit XY zu entscheiden?

Weihnachten ist nicht Weihnachten ohne Geschenke. Dennoch treffen Einige vorab die Abmachung, sich gegenseitig nicht zu beschenken. „Wir sind schließlich keine Kinder mehr“ ist die Ausrede dafür, sich keine Gedanken machen zu wollen. Schenken hat nicht immer was mit Konsum zu tun. Es kann eine noch so kleine Geste sein oder ein persönlicher Brief. Den Liebsten eine Freude an Weihnachten zu bereiten, gehört eben dazu. Zumal das Teilen und Abgeben die Beziehung fördert, wie Siller bestätigt. Doch das realisieren viele erst nach der „Bescherung“.

7. Warum bin ich kein Kind mehr?

Für Kinder ist das Weihnachtsfest mit einem ganz besonderen Zauber verbunden: Das Christkind bringt die Geschenke. Vorfreude, Aufregung und Respekt. Wochenlang freuen sich die Kleinen auf das Fest. Das beginnt schon mit dem Wunschzettel, auf dem sie sich Gedanken über die besten Geschenke machen. Das Warten hat ein Ende, wenn alle 24 Türen im Adventskalender geöffnet sind. Dann liegen viele Geschenke unter dem Weihnachtsbaum. Da die Kinder sich das Jahr über gut benommen haben, werden sie beschenkt. Diesen Zauber, kann jedoch nur das Kind empfinden.

8. Was mache ich im nächsten Jahr anders?

Die Geschenke sind ausgepackt. Erleichterung macht sich bemerkbar. Der wochenlange Aufwand nimmt nun ein Ende. Doch sind alle Beschenkten zufrieden? Habe ich jemanden unfair behandelt? Hätte ich Xy auch etwas schenken sollen? Warum habe ich mir überhaupt so viel Mühe gemacht? Viele Fragen kommen auf. Aus jedem Weihnachtsfest nimmt man Resultate für das nächste Jahr mit.

9. Wo ist der Schnee?

Früher eine Tradition, heute ein Wunder: Die weiße Weihnacht. Laut dem Deutschen Wetterdienst gab es das letzte Mal 2010 Schnee an Weihnachten. Damals ging es schon früh im Dezember mit Schnee bis ins Flachland los. Obwohl derzeit eine sehr milde Witterung herrscht, liegt auch in diesem Jahr kein Schnee auf dem Boden. Vielleicht im nächsten Jahr.

Und in diesem Jahr:

10. Wie stark hat Corona das Weihnachtsfest verändert?

In diesem Jahr ist Weihnachten eine Ausnahmesituation. Corona „feiert“ mit. Während üblicherweise Familien und Freunde an diesen Tagen zusammentreffen und Zeit miteinander verbringen, geht das 2020 nur stark eingeschränkt. Lediglich Treffen von zwei Haushalten mit maximal fünf Personen ist erlaubt, im engsten Familienkreis und bei Kindern gelten Ausnahmen. „Die Emotionalität nimmt zu“, sagt Siller. Corona hat erst gezeigt, wie wichtig Beziehungen sind. Deshalb ist das größte Geschenk von 2020: Liebe. Das geht auch durch einen einfachen Anruf oder Brief.

Mehr zum Thema: Schöne Bescherung: Im Weihnachtsgeschäft müssen Buchläden, Parfümerien, Warenhäuser und Bekleidungsläden schließen.

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