Börse im Übernahmefieber Gewinnen mit der Jagd auf Übernahmekandidaten

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Die wohl heißesten Gerüchte

Übernahmekandidaten für Anlegerwetten
  • Ein Treiber sind aktivistische Investoren. Fonds wie Cevian und Finanzhaie wie Carl Icahn kaufen sich bei Unternehmen ein und drängen das Management zu Verkäufen von Teilen oder Zukäufen. „Sie haben mehr Geld eingesammelt als je zuvor und sind bereit, sogar die weltgrößten Unternehmen anzugreifen“, sagt Wolfgang Fink, Chef des deutschen Investmentbankings bei Goldman Sachs.

Andere Aktivisten wie der Hedgefonds Elliott steigen in laufende Übernahmen ein. Als der US-Konzern McKesson den Pharmahändler Celesio schlucken wollte, kaufte Elliott 25 Prozent der Celesio-Aktien und hätte den Deal blockieren können. Am Mittwoch vergangener Woche sickerte durch, McKesson und Elliott würden sich einigen, Celesio stiegen um gut acht Prozent. Letztlich konnte Elliott einen um 50 Cent erhöhten Preis erzwingen. Wer sich bei den Übernahmen von Kabel Deutschland, Demag oder Techem in Elliotts Kielwasser hängte, verdiente in den vergangenen Jahren gut. Ohne Risiko sind aber auch solche Spekulationen nicht: Am Dienstag wurde  bekannt, dass die Übernahme durch McKesson an der mangelnden Zustimmung der Aktionäre vorerst scheitert – obwohl Elliott seine Aktien zu 23,50 Euro andienen wollte. Die Celesio-Aktie verlor daraufhin zunächst 8,5 Prozent. Allem Anschein nach hatte sich Elliott verrechnet.

  • Noch mehr Feuerkraft haben Finanzinvestoren. In Private-Equity-Fonds schlummern weltweit 384 Milliarden Dollar, die investiert werden wollen. Der Druck auf die Fondsmanager, das Geld in Unternehmen zu stecken, steigt mit jeder Kursrally. 2013 verkauften sie vor allem Unternehmen, die sie in den Jahren vor der Finanzkrise erworben hatten. „Aber der Druck wächst, auch mehr Neugeschäft zu machen“, sagt Barclays-Banker Doll. Bei nicht börsennotierten Unternehmen kommen die Heuschrecken laut einer Studie des Wirtschaftsprüfers Ernst & Young (EY) immer seltener zum Zug, die Bereitschaft der Mittelständler, „für ihre Entwicklung mit Finanzinvestoren zusammenzuarbeiten, ist eher gering“, sagt EY-Partner Wolfgang Taudte. Fonds, die in Deutschland einsteigen wollen, könnten vermehrt börsennotierte Unternehmen mit breit gestreutem Aktienkapital ins Visier nehmen.

Die wohl heißesten Gerüchte drehen sich um Telekomunternehmen. „Das Potenzial für Übernahmen und Fusionen in dem Sektor ist in Europa groß“, sagt Gabriel Bartholdi, Aktienstratege bei J. Safra Sarasin in Basel. Die Börsen sehen das genauso. Selbst in der üblicherweise ruhigen Zeit um den Jahreswechsel lösten Berichte über Finanzierungspläne des japanischen Mobilfunkers Softbank für den Kauf der Telekom-Tochter T-Mobile US starke Kursbewegungen aus. T-Mobile-US-Aktien legten in 14 Tagen um gut ein Fünftel zu; Titel der Mutter Deutsche Telekom (Anteil rund 70 Prozent) stiegen auf ein Sechs-Jahres-Hoch.

Telekomunternehmen im Visier

Schon seit dem Sommer ist der Kurs des Bonner Konzerns wachgeküsst: Weil sich seither eine Konsolidierungswelle in der Branche ankündigt, gewannen T-Aktien rund 40 Prozent. Berichte über Interessenten für T-Mobile US brachten Mitte Dezember noch mal Schwung in den Kurs. Als Interessent wird neben Softbank der Satelliten-TV-Anbieter Dish gehandelt.

Sollte die Telekom ihr US-Abenteuer beenden, stünden ihr endlich die Mittel für einen großen Wurf in Europa zu Verfügung. Das Objekt der Begierde könnte die französische Orange (Ex-France-Télécom) sein. Das große Konsolidierungsspiel kann nur gewinnen, wer in Großbritannien, Frankreich, Spanien, Italien und Deutschland signifikante Marktanteile hält oder erwirbt. Lukrativ, nicht wegen ihrer Größe, aber wegen kaufkräftiger Kundschaft, sind zudem die skandinavischen Märkte und Anbieter, die teils in Osteuropa, teils in Asien gut unterwegs sind.

Ein großes Stück vom Kuchen versucht sich Telefónica zu sichern. Bisher sind die Spanier Minderheitsaktionär der Holding Telco, die zwar nur 22,45 Prozent der Anteile an Telecom Italia hält, damit aber den gesamten Konzern kontrolliert. Die Spanier wollen schrittweise die Großaktionäre Mediobanca, Intesa und Generali herauskaufen, um als neuer Mehrheitseigner Telco steuern zu können.

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