Börse Moskau Preiswerte Wette auf russische Aktien

Russland ist mit dem sinkenden Ölpreis in die Krise gestürzt. Russische Aktien aber sind preiswert – und eine Langfristwette auf Reformen. Worauf optimistische Anleger jetzt setzen können.

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Preiswerte Aktien russischer Ölförderkonzerne. Quelle: imago images

Wenn eine Volkswirtschaft am Abgrund stand, ergaben sich in der Vergangenheit oft lukrative Investmentchancen. Wer etwa im Oktober 1998, auf dem Höhepunkt der damaligen Rubel-Krise, in den russischen Aktienmarkt einstieg, konnte aus 1000 Euro, investiert in den Aktienindex RTS, bis zum Vorabend der globalen Finanzkrise 2008 stolze 39.000 Euro machen. Käufer, die zum Höhepunkt der Finanzkrise Anfang 2009 in russische Aktien gingen, schafften binnen zwei Jahren 270 Prozent plus. Auch heute steuert Russland wieder auf eine existenzielle Krise zu – und die Börse auf die Tiefstkurse von 2009. Mutigen Anlegern könnte auch dieser Absturz wieder Kaufchancen bringen.

Erste Rezession seit sechs Jahren

Der Rückgang des Ölpreises und die Sanktionen des Westens im Zuge der Ukrainekrise haben das Land erstmals seit sechs Jahren wieder in die Rezession geschickt. Im ersten Quartal ist die Wirtschaft um 2,2 Prozent geschrumpft, im zweiten gar um 4,6 Prozent. Für das Gesamtjahr geht der Internationale Währungsfonds von einem Rückgang der Wirtschaftsleistung um 3,4 Prozent aus. Jüngste Daten bestätigen den negativen Ausblick: Russische Anlageinvestitionen sind seit 18 Monaten rückläufig. Die Reallöhne sinken so stark wie seit 1999 nicht mehr, im Juli im Jahresvergleich um 9,2 Prozent. Im gleichen Tempo brechen die Einzelhandelsumsätze ein.

Der Rubel steigt und fällt mit dem Brent-Preis (zum Vergrößern bitte anklicken)

2014 stürzte der Rubel gegenüber dem Dollar um 50 Prozent ab, die Inflation schoss in die Höhe. Um den Rubel zu verteidigen, hob die Zentralbank den Leitzins 2014 gleich sechs Mal an – in der Spitze auf 17 Prozent. Konsequenz: Unternehmen leiden unter extrem hohen Finanzierungskosten, zumal viele wegen der Sanktionen vom westlichen Kapitalmarkt abgeschnitten sind. Zwar senkte die Zentralbank in diesem Jahr den Leitzins auf elf Prozent. Spielraum verschafften die zwischenzeitliche Erholung des Ölpreises und des Rubel. Doch damit ist es wieder vorbei. Ölpreis und Rubel sind wieder im freien Fall. Die Inflation erreichte im Juli im Jahresvergleich 16 Prozent

Russland ist der größte Rohstoffexporteur unter den Schwellenländern. Das Land steht und fällt mit dem Ölpreis. Der Energiesektor trägt 20 Prozent zur Wirtschaftsleistung bei, knapp die Hälfte der Staatseinnahmen speisen sich aus dem Sektor. Russland braucht einen Ölpreis von 106 Dollar, um seinen Haushalt ausgleichen zu können.

Russland-Aktien und Fonds für Mutige

Preiswertester Markt der Welt

Demgegenüber steht ein russischer Aktienmarkt, der nach allen Bewertungsmaßstäben einer der preiswertesten der Welt ist. Das auf Basis der für 2015 erwarteten Gewinne berechnete Kurs-Gewinn-Verhältnis liegt unter sechs, die geschätzte Dividendenrendite erreicht 4,7 Prozent und das Kurs-Buchwert-Verhältnis 0,62. Russische Unternehmen werden damit 38 Prozent unter dem Liquidationswert ihrer Anlagen gehandelt.

Breit einsteigen in den russischen Aktienmarkt können Anleger durch den Kauf eines Indexfonds. Nachteil: Die Aktien des wankenden Gasriesen Gazprom sind in den Indizes am höchsten gewichtet, mitunter mit bis zu 20 Prozent. Diesen Nachteil können Anleger ausgleichen, indem sie das Übergewicht von Gazprom durch den ergänzenden Kauf von Einzeltiteln reduzieren. Hier bieten sich die Aktien des Goldförderers Polyus Gold und des privaten Ölkonzerns Lukoil an.

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