„An Börsen wird die Zukunft gehandelt“, heißt es so schön. Dass das stimmt, lässt sich aktuell gut beobachten. So waren die Nachrichten rund um den Auslöser der aktuellen Krise an den Kapitalmärkten, das Coronavirus, in den vergangenen Wochen meist schlecht. Die Fallzahlen stiegen global weiter an, die der Todesfälle sowieso. Die Aktienkurse legten dennoch rasant zu. Im US-Index S&P 500 sind die 27 Prozent Kursgewinn seit dem Tief Ende März die schnellste und stärkste Bärenmarktrally der vergangenen zwei Jahrzehnte. Gehandelt wurde dabei die Zukunft – etwa, dass die Staaten die Pandemie in den Griff bekommen und die Wirtschaft mit massiven Hilfsprogrammen durch die Krise bringen.
Zumindest die erste Erwartung scheint sich, immerhin in Europa und den USA, langsam in Realität zu verwandeln. Im besonders betroffenen Europa sinkt die Zahl der Neuinfektionen schon länger. In den USA zeigt sich der Rückgang erst in dieser Woche. Zudem nehmen die Diskussionen um einen Ausstieg aus den restriktiven Maßnahmen Fahrt auf. Sie haben die Ausbreitung des Virus verlangsamt – aber naturgemäß die Wirtschaft schwer belastet. Diese positiven Nachrichten scheinen indes an den Märkten Schnee von gestern zu sein. Mittwoch endete die Bärenmarktrally vorerst. Der Dax verlor rund vier Prozent; auch internationale Indizes verzeichneten deutliche Verluste. Passend dazu kamen Daten zum Einzelhandelsumsatz in den USA für März, die erwartbar schlecht ausfielen.
Das geimpfte WiWo-Depot, das wir trotz der steigenden Kurse in den vergangenen Wochen defensiv positioniert haben, konnte in dieser Gemengelage seine Stärken ausspielen. Es stieg gegen den Markt um anderthalb Prozent und liegt seit Start Mitte März nun wieder vor dem Vergleichsindex MSCI World.
Was lief gut?
So war etwa die Aktie des Wohnimmobilienkonzerns Vonovia der einzige Wert im Dax, der den Handelstag im Plus beendete. Die Sorgen vor größeren Mietausfällen durch Corona scheinen fürs Erste ausgestanden; das Geschäftsmodell sollte der Krise trotzen können. Auch Wettbewerber LEG konnte gegen den Markt steigen und beendete den Handelstag mit einem Plus von bemerkenswerten 3,6 Prozent.
Was lief schlecht?
Schaut man sich die Kursentwicklung seit Mitte März an, wird deutlich, wie im Immobiliensegment differenziert wird. Anbieter von Gewerbeimmobilien verloren im Crash viel deutlicher als Konzerne, die Wohnimmobilien anbieten. Noch immer liegen sie, trotz Erholung, weit hinter Wohnimmobilienaktien. Das Kalkül: Während Wohnen auch in der Krise gefragt bleibt, dürften viele Unternehmen durch Homeoffice-Lösungen, Entlassungen oder Insolvenzen weniger Fläche nachfragen. Das spiegelt sich auch in den Kursentwicklungen der drei Immobilienaktien im Portfolio wider: Während Vonovia und LEG oberhalb ihres Kurses von Mitte März notieren, liegt der Schweizer Büroimmobilienspezialist Swiss Prime Site, als einzige Aktie des gesamten Depots, noch im Minus. Wir verkaufen die Aktie dennoch nicht, sondern halten an unserer Absicherungspolitik fest: Unter 80 Euro sollte der Kurs nicht rutschen.
Name ISIN | Bestand (in Stück) | Einstandskurs (in Euro) | aktueller Kurs (in Euro) | Differenz (in Prozent) | Bestand (in Euro) |
Drägerwerk DE0005550636 | 20 | 51,20 | 85,10 | 66,2% | 1.702,00 |
Euronext NL0006294274 | 22 | 68,00 | 71,80 | 5,6% | 1.579,60 |
Gilead US3755581036 | 24 | 63,50 | 68,41 | 7,7% | 1.641,84 |
LEG DE000LEG1110 | 15 | 97,46 | 103,58 | 6,3% | 1.553,70 |
Nasdaq US6311031081 | 18 | 83,68 | 96,82 | 15,7% | 1.742,76 |
Sanofi FR0000120578 | 20 | 76,58 | 82,65 | 7,9% | 1.653,00 |
Spotify LU1778762911 | 14 | 110,00 | 126,64 | 15,1% | 1.772,96 |
Swiss Prime Site CH0008038389 | 17 | 91,55 | 84,30 | -7,9% | 1.433,10 |
Take Two Interactive US8740541094 | 15 | 99,42 | 115,00 | 15,7% | 1.725,00 |
Teamviewer DE000A2YN900 | 56 | 27,00 | 39,43 | 46,0% | 2.208,08 |
Vonovia DE000A1ML7J1 | 34 | 43,99 | 45,49 | 3,4% | 1.546,66 |
Kasse | 1.883,97 | ||||
Stand vom 15.4.2020, 19 Uhr | |||||
Summe | 20.442,67 | ||||
Veränderung seit Einstand (in Euro) | 2.446,92 | ||||
Veränderung seit Einstand (in Prozent) | 12,0% | ||||
zum Vergleich: MSCI World (Euro) | 10,6% |
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