Dividende statt Zins Machen Sie Frühjahrsputz im Depot!

Ausgerechnet die als solides, risikoarmes Depot-Beiwerk gedachten Anleihen stellen Anleger vor ein Dilemma: Sie erwirtschaften keine Rendite mehr. Welche Dividendenwerte Abhilfe schaffen.

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Neuverteilung im Tortendiagramm Quelle: Getty Images

Frühjahrsputz ist grundsätzlich eine gute Sache - nicht nur im Haushalt, sondern auch im Anlegerdepot. Was brauche ich noch, was kann weg, diese Fragen sollten sich Anleger regelmäßig stellen. Aktuell ist der Einsatz des Kehrbesens noch viel wichtiger als sonst.

Grund dafür ist die erneute Liquiditätsspritze der Europäischen Zentralbank (EZB). Sie will ab März für mindestens anderthalb Jahre monatlich Anleihen für 60 Milliarden Euro kaufen. Mal eben hat die Notenbank in der vergangenen Woche ein 1,1 Billionen-Euro-Geldpaket verkündet. Das ließ nicht nur Finanzmarktakteure jubeln. Es stellt auch die zuletzt geltenden Annahmen zur Zusammensetzung eines ausgewogenen Depots auf den Kopf.

Die meisten Marktstrategen sind sich einig: wer umverteilen kann, der sollte das tun. Und zwar zunächst zulasten der Anleihen. Die DZ Bank beispielsweise reduzierte in ihrem Multi-Asset-Portfolio sowohl ihren Bestand an Staatsanleihen aus Euro-Ländern als auch den an US-Bonds jeweils um die Hälfte, nachdem EZB-Chef Mario Draghi seinen Angriff auf die niedrigen Inflationsraten verkündet hatte.

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Durch die EZB werden die niedrig rentierenden Anleihen noch unattraktiver, als sie es ohnehin schon waren. "Die Anlagealternativen zu Aktien sinken rapide, weil die Notenbanken diese Stück für Stück vom Markt nehmen", sagt DZ Bank-Analyst Christian Kahler. Als wahrscheinlich gilt, dass mit rund 45 Milliarden Euro ein Großteil der monatlichen EZB-Einkäufe in Staatsanleihen mit Investmentgrade fließen werden. Dazu kommen fünf Milliarden Euro für staatsnahe Emittenten wie die Europäische Investitionsbank (EIB) und zehn Milliarden Euro, die auf das bereits zuvor angekündigte Aufkaufprogramm für Kreditverbriefungen entfallen.

"Renten sind riskanter"

Für Anleihezinsen kommt das einem langfristigen Tiefdruckgebiet gleich. Erst am vergangenen Freitag fiel die durchschnittliche Rendite für Unternehmensanleihen aus dem Euro-Raum, die im Investmentbereich liegen, erstmals unter ein Prozent. "Renten sind in diesem Jahr deutlich riskanter als vorher“, sagt Lars Edler, der bei Sal. Oppenheim die Investmentstrategie verantwortet. Ihre eigentliche Funktion, das Ausbalancieren von Schwankungen bei anderen Assets wie Aktien, erfüllten Anleihen möglicherweise nicht mehr ausreichend.

Auch Fondsmanager Eckhard Sauren spricht im Interview mit der ARD gerade bei vermeintlich sicheren Staatsanleihen von einer "trügerischen Sicherheit" für Anleger. „Auch Bonds sollten Anleger nicht mehr einfach so im Depot liegen lassen“, sagt Edler. Vor allem aufgrund des Zinsänderungsrisikos seitens der USA müssten Anleger ihre Bestände regelmäßig hinterfragen. Dieses Szenario dürfte greifen, wenn die US-Notenbank Fed in absehbarer Zeit tatsächlich beginnt, an der Zinsschraube zu drehen und den Leitzins Stück für Stück zu erhöhen.

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Ob eine solche Entscheidung Einfluss auf das Zinsniveau in Europa hat, darüber sind sich Experten nicht einig. Alexander Aldinger, Anleihestratege bei der Commerzbank, rechnet beispielsweise nicht unbedingt mit Auswirkungen auf den europäischen Markt. „Dafür ist das Kaufvolumen der EZB zu groß“, sagt Aldinger. Die Nachfrage werde dadurch so hoch, dass der Effekt abgeschirmt werde. Erst gegen Ende des Jahres könnte sich am Zinsniveau etwas ändern.

Private und institutionelle Anleger müssen sich daher nach Alternativen umsehen. Zunächst waren das Unternehmensanleihen. Fondsmanager trommeln seit langem für Hochzinsanleihen als Ausgleich für die teilweise negativ rentierenden Staatsbonds. Entsprechend fallen mittlerweile auch die Renditechancen bei Hochzins- und Unternehmensanleihen deutlich schwächer aus.

Michael Schoenhaut, Fondsmanager bei JP Morgan Asset Management, hat deshalb seinen Anteil an Hochzinsanleihen im Portfolio auf nur noch ein Viertel reduziert. "Das liegt nicht daran, dass wir Hochzinsanleihen generell nicht mehr mögen, aber wir sind überzeugt, dass sich die Chancen in diesem Segment verändert haben", erklärt Schoenhaut.

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