Erdgas Welche Aktien Gas geben

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Energie für eine Kleinstadt in einem Tank

Eine Chevron-Tankstelle Quelle: REUTERS

Vor dem Verladen muss das Gas allerdings flüssig gemacht werden. Dazu wird es entweder an der Quelle oder im Exporthafen auf minus 162 Grad Celsius heruntergekühlt. Das ist der Kondensationspunkt, Erdgas schrumpft beim Verflüssigen um das 600-Fache. So kann ein einziger Tanker genügend Gas transportieren, um eine deutsche Kleinstadt mit 10 000 Einwohnern zehn Jahre lang zu versorgen. "Das Verflüssigen und Kühlen kostet rund 10 bis 15 Prozent der im Gas enthaltenen Energiemenge", erklärt Metz von Linde, "hinzu kommen zwar noch Transportkosten; doch bei Preisunterschieden von 200 bis 600 Prozent zwischen Export- und Importmarkt ist das Verschiffen sehr lukrativ."

Vor allem in den USA hat Erdgas eine wahre Revolution in der Energieversorgung ausgelöst. Geplante Ölbohrungen in Alaska liegen auf Eis, alte Kohlekraftwerke sollen bald vom Netz, selbst über einen langfristigen Ausstieg aus der Kernkraft wird diskutiert. Alles nur, weil Gas plötzlich viel billiger ist. Der neue Gasboom hat viel mit einer Technik zu tun, die Umweltschützern kalte Schauer über den Rücken laufen lässt: dem hydraulischen Aufbrechen von gasführenden Gesteinsschichten, englisch hydraulic fracturing, kurz Fracking.

Die Angst vor den Folgen des Fracking ist groß

Die Technik erlaubt den Zugang zu sogenannten unkonventionellen Erdgaslagerstätten, deren Ausbeutung bis vor Kurzem als unrentabel galt, weil sie sich zum Beispiel in sehr festen Ton- oder Schieferschichten befinden. Weil beim Fracken nicht nur viel heißer Dampf, Wasser und Quarzsand in die Tiefe gepumpt werden, sondern auch giftige Chemikalien, um das Gas herauszulösen, befürchten viele eine Verseuchung des Grundwassers.

Die Konzerne beteuern natürlich, Fracking sei sicher. Doch in Europa ist die Politik vorsichtig: Fracking wird derzeit kaum genehmigt. Die französische Regierung zog eine dem Ölmulti Total bereits erteilte Genehmigung für Probebohrungen im Pariser Becken zurück. Dort lagert genügend Erdgas, um Frankreich jahrzehntelang zu versorgen. Doch es könnte gut sein, dass es für immer bleibt, wo es ist.

Riesige Reserven

In den USA hat man weniger Bedenken. Mehr als 3500 neue Bohrstellen entstanden in den letzten drei Jahren allein im Bundesstaat Pennsylvania. Farmer, die dort ihre Felder an die Bohrfirmen verpachten, sprechen von einem "Gasrausch". Die Reserven an Schiefergas in den USA sind gigantisch: Auf fast einem Viertel der Landesfläche werden Erdgaslagerstätten vermutet, die dank Fracking ausgebeutet werden könnten. Die US-Energiebehörde EIA schätzt, dass unter den USA rund 24 000 Milliarden Kubikmeter Schiefergas liegen. Die gesamten unkonventionellen Vorräte Nordamerikas dürften sich auf rund 60 000 Milliarden Kubikmeter belaufen – genug Gas auf jeden Fall für die nächsten Jahrzehnte.

In nur 20 Monaten versiebenfachte sich der Anteil des unkonventionellen Gases auf aktuell ein Drittel des US-Gesamtverbrauchs. Die US-Gaspreise haben sich seither mehr als gedrittelt. Der Kubikmeter kostet umgerechnet nur noch 34 Euro-Cent. Zum Vergleich: Deutsche Verbraucher bezahlen 2,5-mal so viel.

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