Kryptowährungen Bitcoin, Ether und Co. Wie Banken und Sparkassen den Kryptohandel verschlafen

Der Bitcoin-Trend geht bisher an den großen Geldhäusern vorbei Quelle: Getty Images

Die Commerzbank will mit einer Verwahrlizenz ins Kryptogeschäft. Andere Banken arbeiten zwar an Lösungen, Angebote für Privatkunden sind jedoch Mangelware. Vor allem die Sparkassen sind sich uneinig.

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Frankfurt, ein Montag Anfang April: Die deutsche Blockchain-Szene ist zum Klassentreffen zusammengekommen. Auf dieser wichtigen Krypto-Konferenz setzen sich vor allem diejenigen in Szene, die mit Bitcoin und Co. ihr Geld verdienen wollen. Fintechs, Kryptobörsen, Kryptoverwahrer. Was auffällt: Das Publikum ist ein gänzlich anderes als sonst, wenn in der Finanzmetropole ein Branchentreffen stattfindet. Denn Vertreter von Banken und Sparkassen sind hier in der absoluten Minderheit. Haben die das Thema Bitcoin und Blockchain verschlafen? Überlassen sie den Kryptohandel anderen Anbietern?

Bisher zumindest haben deutsche Banken und Sparkassen einen großen Bogen um das Thema Kryptowährungen gemacht. Zu unsicher, zu riskant, zu wenig reguliert – die traditionelle Finanzwelt will mit Bitcoin und Co. nicht so viel zu tun haben. Wer bei seiner Filialbank Kryptowährungen handeln will, sucht vergeblich nach Angeboten. Nicht einmal große Online-Banken wie die comdirect, die DKB oder die ING bieten ihren Kunden über ihren Broker den direkten Handel mit Kryptowährungen an. Lediglich über Zertifikate, welche die Kryptokurse abbilden, können etwa Kunden der comdirect in Bitcoin und andere digitale Coins investieren.

Doch mit der Abstinenz soll jetzt langsam Schluss sein. Immer mehr Institute arbeiten an Lösungen, wie sie ihren Kunden den Zugang zu Kryptowährungen ermöglichen können. Vieles wird wieder verworfen, einiges umgesetzt. Nur: Angebote für Privatkunden sind wenige darunter.

Die Commerzbank hat nun als erste deutsche Großbank bei der Finanzaufsicht BaFin eine Lizenz zum Verwahren von Kryptowährungen beantragt. Die braucht man laut Kreditwesengesetz nicht nur für den Handel von Kryptowerten, sondern auch, um Bitcoin und anderen digitale Coins für Kunden überhaupt verwahren zu dürfen.

Genau das will die Commerzbank ihren Kunden künftig anbieten. Das Angebot richte sich „zunächst an institutionelle Kunden“, teilt die Bank mit. Man wolle beim Thema digitale Assets „entstehende Ökosysteme mitgestalten“. Der Handel von Kryptowährungen für Privatkunden, so heißt es vonseiten der Bank, sei aber erstmal nicht geplant.

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Trotzdem hat das Frankfurter Institut die Konkurrenz damit zunächst überholt. Was planen andere Banken und Sparkassen?

Fragt man Blockchainexperten, welche Banken in Sachen Kryptowährungen weit vorne seien, fällt der Name des deutschen Branchenprimus eher selten. Dort gebe es bisher kaum Experten, die sich mit dem Thema beschäftigten, heißt es. Bei der Bank selbst klingt das naturgemäß etwas anders. Demnach konzentriert sich die Deutsche Bank, ähnlich wie die Commerzbank, auf eine Krypto-Verwahrlösung für große institutionelle Kunden. So sollen also Pensions- oder Investmentfonds ihre Coins künftig bei der Deutschen Bank lagern können. Seit rund anderthalb Jahren arbeite die Bank intensiv an einem Angebot. Dafür, so ein Sprecher, bestehe auch Nachfrage, insbesondere von Kunden aus Asien und den USA.

Für Unternehmer- oder Privatkunden soll es dagegen bei der Deutschen Bank so schnell kein Kryptoangebot geben. Ob ihre Kunden Bitcoin und Co. gerne handeln würden, weiß die Bank nicht. „Wir konzentrieren uns auf das Angebot für Institutionelle“, heißt es. Für eine globale Bank sei es eben aufgrund der unterschiedlichen Regulatorik nicht so einfach, ein Angebot für digitale Assets zu starten. Es müsse sichergestellt sein, dass alles in einem sicheren und überwachten Umfeld ablaufe, teilt die Bank mit. Da hätten es regionale Banken einfacher.

Sparkassen

Tatsächlich? Bei den Sparkassen scheint sich diese These zumindest nicht zu bestätigen. Dabei sah es im Dezember vergangenen Jahres noch so aus, als könnten die Sparkassen das Rennen machen und ihren Kunden schon bald den Handel mit Bitcoin ermöglichen. Damals wurde bekannt, dass die Mobile-Payment-Spezialist der Sparkassen-Gruppe, S-Payment, an einem digitalen Krypto-Portemonnaie („Wallet“) für Sparkassenkunden arbeite. Die Wallet befinde sich in der Konzeptionsphase, teilte S-Payment seinerzeit mit.

Aus dem Mund von Sparkassen-Präsident Helmut Schleweis klang das wenig später allerdings nicht mehr so zuversichtlich. Bei der Jahrespressekonferenz des Sparkassenverbands DSGV erklärte Schleweis, Kryptohandel sei so etwas wie der „Gang zum Spielcasino“. Er könne sich deshalb nicht vorstellen, dass die Sparkassen ihren Kunden derart riskante Produkte anbieten werden.

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Auch einige regionale Sparkassenfürsten – also diejenigen, die das Projekt am Ende mit beschließen müssten – polterten gegen den Bitcoinhandel. Das sei keine Geldanlage, „die Sparkassen ihren Kunden anbieten wollen“, sagte der bayerische Sparkassenpräsident Ulrich Reuter gegenüber „Bloomberg“. Sind die Pläne für den Kryptohandel also längst wieder vom Tisch?

Offiziell teilt der DSGV mit, die Beratungen seien „völlig ergebnisoffen“. Man müsse sich natürlich die Möglichkeiten digitaler Technologie ansehen und das eigene Wissen immer wieder erweitern. „Die Gremien des Deutschen Sparkassen- und Giroverbandes wollen sich im Laufe des Jahres dazu positionieren.“

Allerdings müssten eben die spekulativen Risiken für die Kunden berücksichtigt werden. Ob und für welche Kundensegmente Kryptowährungen geeignet seien, „werden wir zu gegebener Zeit“ entscheiden, erklärt der DSGV.

Intern, so heißt es aus dem Umfeld des Verbands, wird also weiter an den Plänen gearbeitet. So wurde eigens ein Referent eingestellt, der sich um den Bereich digitales Geld kümmern soll. Zurzeit, so heißt es aus DSGV-Kreisen, sei der vor allem damit beschäftigt, Powerpoint-Präsentationen zu erstellen, um damit den Sparkassen-Granden rund um Präsident Schleweis ein wenig Fachwissen in Sachen Kryptowährungen zu vermitteln. Damit, so heißt es, habe er erst mal gut zu tun.

Volksbanken

Die Konkurrenz ist da schon weiter. Insbesondere die Volksbank Kurpfalz. Die bietet ihren Kunden dank einer Kooperation mit der Börse Stuttgart schon jetzt den Handel mit Kryptowährungen an. Das Angebot sei temporär, bis der gesamte Verbund eine Handelsmöglichkeit geschaffen habe, heißt es. Auch die Volksbank Bayern Mitte hat schon Berater für den Bitcoinhandel eingestellt.

Aber auch der gesamte genossenschaftliche Verbund arbeitet an einem Prototypen, um den Kunden Kryptohandel bieten zu können. Marija Kolak, die Präsidentin der Genossenschaftsbanken, kündigte zuletzt an, die DZ Bank würde gemeinsam mit der DWP Bank an einem solchen Prototypen arbeiten. Letztere bietet Services rund um den Wertpapierhandel für Banken und Sparkassen an.

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Es tut sich also ein bisschen was bei deutschen Banken und Sparkassen in Sachen Krypto. Die große Revolution sieht allerdings anders aus. Vor allem Privatkunden müssen wohl noch lange auf ein Kryptoangebot ihrer Hausbank warten. Gut möglich, dass die Blockchain-Szene bei ihrem nächsten Branchentreffen wieder weitestgehend unter sich ist.

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