Schon wieder haben mehrere Hackerangriffe die Krypto-Welt in Schrecken versetzt. Viele treibt die Frage um, ob ihre Coins noch sicher sind. Erst Anfang der Woche waren tausende Nutzer vom Angriff auf die immerhin neuntgrößte Kryptowährung Solana betroffen. Coins im Wert von fünf bis acht Millionen Dollar sollen gestohlen worden sein. Opfer wurden vor allem Nutzer, deren virtuelle Gelder auf Online-Wallets von Anbietern namens Slope und Phantom lagerten.
Am Dienstag gab es einen zweiten Hack: 190 Millionen Dollar erbeuten die Angreifer bei einer Attacke auf den Krypto-Dienstleister Nomad. Dabei handelt es sich um eine sogenannte Token Bridge, eine Brücke, die mehrere digitale Datenprotokolle (Blockchains) miteinander verbindet. Dank dieser sollen Anleger verschiedene Kryptowährungen besser gegeneinander tauschen können.
Nach dem Nomad-Hack: Gnade vor Recht
Um zumindest einen Teil des gestohlenen Geldes wiederzubekommen, hat Nomad den Hackern nun ein Angebot gemacht: Jeder, der kooperiert und wenigstens 90 Prozent der gestohlenen Coins zurückgibt, soll von Nomad als sogenannter White-Hat-Hacker klassifiziert werden - als guter Hacker, der dem Netzwerk hilft, Schwachstellen zu finden. Nomad will dann von strafrechtlichen Konsequenzen für die Hacker absehen.
Krypto-ABC: Die wichtigsten Begriffe verständlich erklärt
Der Fokus am Kryptomarkt liegt klar auf dem Bitcoin. Unter Altcoins versteht man Kryptowährungen, die nach der ältesten Digitalwährung erfunden wurden und eine Alternative zum Bitcoin darstellen. Beispiele dafür sind Ethereum, Cardano oder Solana.
Der Bitcoin ist nicht nur die dem Volumen nach größte, sondern auch die älteste Kryptowährung der Welt. Schon im Oktober 2008 skizzierte Satoshi Nakamoto, das Pseudonym des Bitcoin-Erfinders, in einem Whitepaper mit dem Titel „A Peer-to-Peer Electronic Cash System“, wie so eine virtuelle Währung aussehen könnte. Kurz darauf, im Januar 2009, wurden die ersten Bitcoin geschürft. Weil Nakamoto unter einem Pseudonym agierte, ist bis heute unklar, wer genau den Bitcoin ins Leben gerufen hat.
Transaktionen von Kryptowährungen werden auf der Blockchain dokumentiert. Die Blockchain ist eine öffentliche, dezentrale Datenbank. Die Informationen werden nicht auf einem einzelnen Server, sondern auf vielen tausenden Rechnern gespeichert. „Chain“ kommt aus dem Englischen und bedeutet „Kette“.
Jede Transaktion wird in einem Block gespeichert und an eine Kette der bereits vorhandenen Datensätze angehängt. Deshalb wird die Blockchain auch digitales Kassenbuch genannt. Die gespeicherten Daten können im Nachgang nicht mehr oder nur mit Zustimmung des Netzwerkes geändert werden. So soll ein fälschungssicheres Protokoll entstehen.
Ether ist hinter dem Bitcoin die zweitgrößte Kryptowährung und basiert auf der Ethereum-Blockchain. Im Vergleich zur Bitcoin-Blockchain gilt diese als moderner und leistungsfähiger und soll in Kürze auf das energiesparendere Proof-of-Stake-Verfahren umgestellt werden. Auch Smart Contracts können über Ethereum gehandelt werden. Beliebt ist die Kryptowährung auch, weil NFTs (non fungible Token) oft auf Ethereum basieren und deshalb mit Ether bezahlt werden.
Mining ist das Erzeugen (Schürfen) neuer Coins. Bei diesem Prozess stellen Miner im Fall des Bitcoin die Rechenleistung ihrer Computer zur Verfügung, um komplexe mathematische Aufgaben zu lösen. So werden Transaktionen verifiziert und auf der Blockchain gespeichert. Die Miner werden fürs Bereitstellen der Rechenleistung mit neu generierten Bitcoin belohnt.
Bei einigen anderen Kryptowährungen basiert das Mining dagegen nicht auf Rechenleistung, sondern auf den Anteilen der Netzwerk-Teilnehmer an der jeweiligen Kryptowährung (siehe Proof of Stake). In diesem Fall wird das Mining deshalb auch oft als Staking bezeichnet. Auch dafür bekommen Teilnehmer eine Prämie, also quasi eine Art Verzinsung für ihren Anteil.
Minten bezeichnet das Erstellen eines NFTs (non fungible Token). Mit dem „Prägen“ des Bildes ist in diesem Fall das Hochladen in die Blockchain gemeint.
Die Abkürzung NFT steht für non-fungible Token, also nicht austauschbare Wertmarken. NFTs sind virtuelle Güter, die über die Blockchain gehandelt werden. Oft sind es etwa digitale Bilder oder Sammelkarten. Jeder NFT ist einzigartig. Wer einen kauft, wird in der Blockchain als Eigentümer registriert und kann so beispielsweise ein Echtheitszertifikat für ein virtuelles Bild oder ein digitales Kunstwerk vorweisen.
Mit dem Proof-of-Work-Verfahren werden neue Münzen einiger Kryptowährungen wie dem Bitcoin geschaffen. Dafür stellen die Miner die Rechenleistung des Systems zur Verfügung, um komplexe Aufgaben zu lösen. Wer es zuerst schafft, die Aufgabe zu lösen, darf den Block an die Blockchain anhängen und erhält eine Belohnung in Form digitaler Münzen. Der Proof-of-Work-Ansatz gilt als besonders energieintensiv.
Einige Blockchains basieren auf dem Proof of Stake-Verfahren. Anders als bei Proof of Work werden dabei fürs Mining keine umfangreiche Hardware und große Mengen an Rechenleistung benötigt. Proof of Stake gilt daher als wesentlich energieschonender.
Statt dessen dürfen diejenigen Transaktionen und neue Coins freigeben, die einen besonders hohen Anteil an einer Kryptowährung halten. Sie werden dann Validatoren genannt. Der Prozess beruht auf einem Konsensmechanismus. Je höher der Preis, desto höher die Anzahl der Coins, um am Prozess teilzunehmen.
Smart Contracts sind virtuelle Verträge, die über die Blockchain getauscht werden. Diese treten unter bestimmten zuvor festgelegten Bedingungen selbstständig in Kraft. Insbesondere Banken und andere Finanzinstitute sehen in Smart Contracts einen großen Nutzen. Sie könnten zum Beispiel beim Börsenhandel Intermediäre – also zwischengeschaltete Stellen wie Wertpapierbroker– überflüssig machen.
Die Wallet ist eine Art digitale Geldbörse für Kryptowährungen. Sie ermöglicht es Nutzern, Kryptoguthaben zu kaufen und zu verschicken. Es gibt mehrere Arten von Wallets. Die Hardware-Wallet ist quasi ein USB-Stick, auf dem das Kryptovermögen und die Zugänge eines Nutzers gespeichert sind. Eine Paper-Wallet wird auf Papier ausgedruckt.
Dafür wird ein QR-Code generiert, den man einscannen muss, um Transaktionen zu tätigen. Eine Software-Wallet kommt ohne externe Geräte oder Papierausdrucke aus. Hier werden die Daten in einem Computerprogramm gespeichert. Nutzer dürfen ihre Zugangsdaten nicht vergessen: Sonst bliebe ihnen der Zugriff auf ihr Kryptovermögen verwehrt.
Dieses Krypto-ABC entstammt dem großen Krypto-1x1 der WirtschaftsWoche: Das vollständige Dossier finden Sie hier zum Download
Ob das Manöver von Nomad gelingt, bleibt offen. Für die betroffenen Nutzer stellt sich so oder so die Frage, ob ihre Kryptowährungen sicher genug verwahrt sind. Das hängt im wesentlichen von der Art der Wallet ab, des Krypto-Portemonnaies, welche der Anleger gewählt hat.
Bleistift statt Tinte: Ungewöhnliche Tipps
Am sichersten ist eine sogenannte Cold Wallet. Echte Bitcoiner werden ihre Kryptos vermutlich nur darin aufbewahren wollen – eine Cold Wallet ist nämlich nicht mit dem Internet verbunden und trägt somit der dezentralen, vergleichsweise anonymen Idee des Bitcoin Rechnung. Mit einer Cold Wallet haben Anleger die Schlüssel (Private Keys) zu ihren Coins buchstäblich selbst in der Hand. So ein Hardware-Kryptoportemonnaie sieht normalerweise ähnlich aus wie ein USB-Stick. Nachteil der Cold Wallet: Wer den Stick verliert, hat zunächst auch keinen Zugriff mehr auf seine Coins.
Allerdings haben die meisten Hardware-Wallets auch dafür eine Lösung, den sogenannten Recovery Seed. Das ist ein lange Kette von zwölf bis 24 Wörtern. Diese dient dazu, die Private Keys wieder herzustellen, falls die Wallet kaputt geht oder verloren ist. Auch hier gilt allerdings: Geht der Seed verloren, wird es schwer, an den Kryptoschatz zu gelangen. Eingefleischte Bitcoiner raten deshalb dazu, den Seed mit einem Bleistift aufzuschreiben. Bei Kugelschreibern könnte sich die Tinte auflösen.
Praktische Mittelsmänner
Ein solches Totalverlustrisiko hat eine Hot Wallet normalerweise nicht, denn sie ist mit dem Internet verbunden. So eine Wallet wird unter anderem von Kryptobörsen oder Brokern angeboten, etwa Coinbase oder eToro. Dadurch gilt sie zwar als weniger sicher als eine Hardware-Wallet, ist dafür aber in der Regel kostenlos. Wer seine Zugangsdaten verliert, kann den Zugang mit Hilfe des Anbieters wieder herstellen, die Coins gehen also nicht verloren.
Gerade für Einsteiger ist eine solche Wallet deutlich einfacher und schneller eingerichtet als eine Hardware-Wallet. Wer etwa seine Coins über eine bestimmte Börse wie Coinbase oder Kraken handelt, für den bietet sich auch dort eine Wallet an.
Gleiches gilt für Neobroker wie Trade Republic, justtrade und Scalable. Wer dort bereits Kunde ist, braucht gar keine separate Wallet. Wie bei Aktien fungiert der Broker als eine Art Mittelsmann. Der Kunde handelt seine Bitcoin also nicht direkt an der Börse, sondern der Broker gibt den Auftrag an den jeweiligen Handelsplatz weiter, mit dem er zusammenarbeitet. Da der Broker als Vermittler auftritt, sind die Gebühren für den Handel gegebenenfalls etwas höher als an einer reinen Kryptobörse. Dafür ist der Handel oft einfacher und übersichtlicher. Gerade für Einsteiger ist das ein großer Vorteil.
Auf die Gebühren achten
Wer sich deshalb für den Handel an einer der großen Kryptobörsen entscheidet, sollte darauf achten, dass dort Bitcoin und andere Kryptowährungen auch direkt gegen klassisches Geld wie Euro oder Dollar gehandelt werden können. Einige etwas exotischere Börsen erlauben stattdessen nur den Tausch von Kryptowährungen untereinander, es können keine Euro oder Dollar vom Bankkonto eingezahlt werden.
Außerdem droht die Gebührenfalle: Einige Anbieter verlangen hohe Beträge für das Einzahlen von Geld per Kreditkarte, nicht immer ist der Transfer einfach per PayPal möglich.
Noch wichtiger sind der Sitz der Börse und wie sie reguliert wird. Während Länder wie die USA Kryptounternehmen künftig noch strenger regulieren wollen, sind Kryptobörsen an Standorten wie den Cayman Islands weiterhin kaum Regularien unterworfen. Wer Wert auf Sicherheit legt, lässt von exotischen Offshore-Börsen lieber die Finger.
Lesen Sie auch: Der Crash am Kryptomarkt hat weltweit Milliarden vernichtet. Wahre Bitcoiner lassen sich davon nicht beirren, sie setzen weiter auf den Coin – teilweise sogar ausschließlich. Eine Erforschung der Kryptoenthusiasten.