Ölpreis Wie Goldman den Opec-Deal bewertet

Der Ölpreis ist im Keller, die Förderländer kämpfen mit massiven Einnahmeausfällen. Jetzt einigt sich die zerstrittene Opec auf eine Begrenzung der Förderung. So denken Analysten über den Deal.

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Der algerische Energieminister Noureddine Boutarfa (rechts) verlässt mit dem katarischen Ölminister Bin Saleh Al-Sada die Pressekonferenz am Mittwochabend. Quelle: AP

Nach der Einigung des Ölkartells Opec auf eine Förderbegrenzung geht die Investmentbank Goldman Sachs von einem steigenden Ölpreis im ersten Halbjahr 2017 aus. Um 7 bis 10 Dollar könne der Preis je Barrel durch den Deal steigen, so die Banker. „Eine strenge Umsetzung in 2017 würde 480.000 bis 980.000 Barrel weniger am Tag bedeuten“, schrieb ein Analyst. Langfristig bleibe man aber skeptisch, ob die ausgehandelten Quoten auch tatsächlich eingehalten werden könnten.

Unter dem Druck des Ölpreisverfalls hatten sich die Opec-Staaten zum ersten Mal seit acht Jahren auf eine Drosselung ihrer Fördermengen geeinigt. Der iranische Ölminister Bidschan Sanganeh sagte, die Organisation Erdöl exportierender Länder (Opec) habe sich am Mittwoch nach zweieinhalbjährigen Verhandlungen auf Maßnahmen zur Marktstabilisierung verständigt.

Die Wende geht offenbar auf eine Annäherung des Iran und seines Erzrivalen Saudi-Arabien zurück. Die Opec kürzt die Produktion zwar nur mäßig, doch für die Märkte kam die Einigung überraschend. Die Ölpreise schossen in die Höhe. „Die Opec hat heute eine außergewöhnliche Entscheidung getroffen“, sagte der iranische Minister. Er war bei früheren Treffen immer wieder mit Vertretern Saudi-Arabiens aneinandergeraten – ein Symbol für die Spannungen zwischen den beiden Ländern, die eine Einigung bisher erschwert hatten.

Bei ihrer informellen Begegnung am Mittwoch in Algier kamen die Opec-Länder mehreren Ministern zufolge aber nun überein, ihre Produktion auf 32,5 bis 33,0 von bisher 33,24 Millionen Barrel pro Tag zu senken. Damit werden faktisch die Höchstgrenzen wieder eingeführt, die die Opec vor einem Jahr aufgehoben hatte.

Obwohl die Ölpreise bereits seit Monaten am Boden liegen, konnte sich die Opec – anders als in früheren Zeiten – lange nicht auf eine Verknappung des Rohstoffs einigen. Hintergrund war unter anderem die Strategie, dass neue Konkurrenten – wie die Schiefergas-Industrie in den USA – mit den niedrigen Preisen wieder aus dem Markt gedrängt werden sollten. Die traditionellen Förderländer setzten auf einen längeren Atem. Doch zuletzt schlug der Ölpreisverfall auch im reichen Saudi-Arabien auf die Wirtschaft durch.

Die Regierung in Riad hatte sich bisher zudem gegen Ausnahmen für den Iran gesperrt, mit denen das Land sein Ölgeschäft nach Aufhebung der Atom-Sanktionen wieder in Gang bringen will. Schließlich signalisierte der führende Opec-Staat Saudi-Arabien aber doch, dem Iran die Produktion „sinnvoller Höchstmengen“ zuzugestehen. Saudi-Arabien und der Iran ringen als Regionalmächte politisch um die Vorherrschaft am Golf.

Analysten mahnen zur Vorsicht

Nicht nur Goldman Sachs wertetet die Einigung als Durchbruch, auch weitere Experten zeigten sich positiv überrascht, äußerten aber auch Bedenken mit Blick auf die Umsetzung. Das Kartell habe mit der Übereinkunft bewiesen, dass es auch im Zeitalter von Schiefergas noch Bedeutung habe, sagte Analyst Phil Flynn vom Handelshaus Price Futures Group. „Das ist das Ende des 'Förderkriegs' und die Opec erklärt sich zum Sieger.“

Jeff Quigley von der Beraterfirma Stratas Advisors mahnte dagegen zu Vorsicht. Er wolle erst von den Iranern selbst hören, dass sie tatsächlich auf eine Rückkehr zum Förderniveau aus Zeiten vor den Sanktionen verzichten könnten. Und Saudi-Arabien habe mit dem Deal eine klare Kehrtwende vollzogen. Insgesamt sei noch nicht klar, welches Land künftig wie viel produzieren werde.

Michael Wittner, Analyst bei Societe Generale, hält den Deal für eine „große Überraschung“. Die anhaltende Unsicherheit über die Einigung und die weiteren Verhandlungen über die Details werden in den kommenden zwei Monaten zu einer hohen Volatilität der Preise führen, so Wittner.

Diese genauen Fördermengen sollen beim nächsten offiziellen Opec-Treffen im November bestimmt werden, sagten die Minister. Dann werden auch Nicht-Opec-Staaten wie Russland aufgefordert, ihre Produktion ebenfalls zu drosseln.

Saudi-Arabien ist mit einer Förderung von mehr als 10,7 Millionen Barrel pro Tag mit Abstand der größte Produzent in dem Kartell und liegt damit etwa auf dem Niveau der Nicht-Opec-Staaten Russland und USA. Alle drei stehen zusammen etwa hinter einem Drittel der weltweiten Ölproduktion.

Der Preis für US-Rohöl stieg um gut fünf Prozent auf mehr als 47 Dollar je Barrel. Die Nordseesorte Brent verteuerte sich um sechs Prozent und kostete knapp 49,00 Dollar.

Der Höhenflug der Ölpreise zog an den US-Aktienmärkten Energietitel mit nach oben, so dass die Wall Street nach dem Bericht über eine Opec-Einigung ins Plus drehte. Auch der deutsche Leitindex Dax eröffnete ein Prozent im Plus.

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