Doch die EU-Vorgabe lässt Spielraum.
Preise sind nicht verbindlich. Börsenmakler müssen zwar permanent veröffentlichen, zu welchen Preisen sie bereit wären, Aktien anzukaufen und zu verkaufen – zum Handel aber kommt es nicht ständig. Fließt kein echtes Geld, kann man sich nach außen besser darstellen, als man ist: Preise (Taxen) sind nicht verbindlich, können aber in die Rankings einfließen.
Banken nicht neutral. Die Institute können Ranking-Kriterien so gewichten, dass der Handelsplatz gewinnt, der ihnen selber Vorteile bringt. Timms Tradegate verrechnet abends alle Orders, die von einer Bank gekommen sind – so, als ob es nur einen Auftrag pro Aktie gegeben hätte. Die Kosten der Banken, sagt Timm, konnte er so um bis zu 80 Prozent reduzieren. „Banken haben damit einen Anreiz, ihr Ranking so aufzustellen, dass die Orders ihrer privaten Kunden an den für die Bank billigsten Handelsplatz gehen“, sagt Uto Baader, Chef der Baader Bank. Der für die Bank billigste Platz aber muss keineswegs der für Kunden günstigste sein.
Kostenlos, nicht umsonst
Wer im Ranking Handelskosten hoch gewichtet, könnte Tradegate Orders zuleiten – denn Tradegate nimmt von Anlegern keine Gebühren. Die DZ Bank, die Orders aus Volks- und Raiffeisenbanken weiterleitet, gewichtet Kosten mit 40 Prozent. Tradegate bekommt dort alle Orders inländischer Aktien und die der 50 größten europäischen. Die Deutsche WertpapierService Bank (dwp), die Orders für fast alle Sparkassen, Postbank und die Hälfte der Privatbanken routet, gewichtet Kosten gar mit 50 Prozent. Sie gibt Orders für Dax-Aktien bis 5.000 Euro an Tradegate. Die Bank betont, dass sie auf das für Anleger „günstigste Ergebnis“ abstelle. Das System sei „neutral“.
Kosten hoch zu gewichten ist aber unlogisch, sie machen nur Bruchteile der Anlegerrechnung aus. Wer etwa in München Dax-Papiere im Wert von 5.000 Euro ordert, zahlt zwei Euro an die Börse. Ein um ein Prozent schlechterer Kurs würde dagegen mit 50 Euro zu Buche schlagen.
Dass Tradegate Anleger gratis handeln lässt, schiebt Tradegate in den Rankings nach vorne und bringt Aufträge.
Allein: Der Handel kostet Geld, Händler brauchen moderne Technik, Mitarbeiter Gehalt. Die Tradegate AG verdient an der Spanne zwischen dem Preis, zu dem sie Aktien kauft, und dem, zu dem sie verkauft. „Der Handel ist die wesentliche Einnahmequelle der Tradegate AG“, sagt Timm.
10 Tipps für Börseneinsteiger
Bevor ein potentieller Anleger zum ersten Mal Aktien kauft, sollte er sich Gedanken darüber machen, welches Ziel er mit der Geldanlage verfolgt und für welchen Anlegertyp er sich hält. Wenn mit den Aktien später die Altersvorsorge aufgestockt oder das Studium der Kinder finanziert werden soll, muss an der Börse eine andere Taktik angewendet werden, als wenn es um kurzfristige Gewinne geht. Die grundlegende Frage ist: Sind Sie auf den Betrag angewiesen und investieren deshalb lieber mit möglichst geringem Risiko oder können Sie eventuelle Verluste verschmerzen und renditestärkere aber auch riskantere Papiere kaufen?
Wer die Frage nach der eigenen Risikoneigung mit "no risk, no fun!" beantwortet, sollte sich darüber im Klaren sein, dass er zwar sehr viel gewinnen, aber auch sehr viel verlieren kann. Für den Anfang schadet es nicht, auf eine langfristige Strategie zu setzen und die Entwicklungen an den Märkten zu beobachten. Kleine Zockereien für den Nervenkitzel sind dann im Verlustfall besser zu verschmerzen. Nach dem Geckoschen Leitsatz "Greed is good" sollten Börsenneulinge nicht handeln.
Was eine Aktie ist und wie sie funktioniert, dürfte jedem klar sein. Wer sein Depot auch mit Anleihen und Zertifikaten füllen möchte, sollte nur in Produkte investieren, die er auch versteht. Wer nur auf die Renditeversprechen hört und Produkte kauft, deren Vor- und Nachteile, beziehungsweise Funktionsweisen er nicht begreift, fällt über kurz oder lang auf die Nase.
Bevor Sie ein Depot eröffnen, vergleichen Sie die Gebühren der Banken. Je höher die Gebühren sind, desto geringer fällt die Rendite nachher aus. Direktbanken haben im Regelfall günstige Konditionen und bieten kostenlose Depots an.
Anleger sollten ihr Geld - und damit auch ihr Risiko - zumindest am Anfang möglichst breit streuen. Verteilen Sie Ihr Geld auf verschiedene Märkte wie Rohstoffe und Energie, sowie auf Aktien, Fonds und Anleihen.
Wer seinem Portfolio Fonds oder Zertifikaten beimischt, sollte auch innerhalb dieser Anlageklassen auf eine gute Mischung achten. Fondsanbieter und deren Produkte lassen sich online schnell vergleichen. Wer nicht nur in ein oder zwei Gesellschaften investiert, ist auf der sicheren Seite.
Besonders wichtig ist, dass Sie sich Zeit nehmen für Ihre Geldanlage und Ihr Depot regelmäßig überprüfen: Welche Anlageinstrumente haben sich wie entwickelt? Ist es Zeit, das Depot umzuschichten, oder läuft alles in meinem Sinne?
Bei der Überprüfung des Depots sollte man sich immer mal wieder fragen: Würde ich diese Aktie oder diesen Fonds heute noch kaufen? Lautet die Antwort ja, behalten Sie das Produkt. Sind Sie von der Qualität nicht mehr überzeugt, wird es Zeit zum Verkauf.
Entwickelt sich eine Aktie oder ein sonstiges Produkt nicht so, wie geplant, sollten Sie nicht zögern, es zu verkaufen. Sogenannte Stopp-Loss-Orders, also Untergrenzen, bei denen verkauft werden soll, können hilfreich sein. Das bietet sich insbesondere dann an, wenn man den Kurs nicht permanent selbst im Auge behalten kann oder will.
Grundsätzlich gilt: Verlieren Sie nicht die Nerven. An der Börse gibt es Kursschwankungen, Aktienkurse können unerwartet einbrechen. Das sollte aber kein Grund sein, den Kopf zu verlieren. Panische und unüberlegte Deals kosten meist mehr Geld als die Abwärtstrends.
Solange das Handelssystem Xetra der Deutschen Börse offen hat, läuft alles weitgehend fair. Auf Xetra handeln von 9 bis 17.30 Uhr vor allem institutionelle Anleger mit großen Orders, der Platz ist die liquideste Börse. Dann orientieren sich Makler anderer Plätze an diesen Kursen, Xetra ist der Referenzmarkt – auch für Tradegate.
Wehe aber, Xetra hat zu. „Dann sinkt die Qualität der Preise massiv“, sagt ein Banker, in dessen Haus Tradegate auf der Rangliste über Jahre vorn stand. Das Problem: Viele Anleger beschäftigen sich erst abends mit ihrem Depot, bei dwp trudeln viele Orders abends ein, wenn Xetra zu ist. Dann ist Tradegate die liquideste Börse, der Platz hat von 8 bis 22 Uhr geöffnet. Bei den von dwp vertretenen Banken geben bis zu 60 Prozent der Anleger keinen Handelsplatz an. 15 Prozent dieser „weisungslosen Orders“ laufen außerhalb der Xetra-Zeiten auf.