Riedls Dax-Radar

Ängste haben die Börse im Griff

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Anleger sollten lieber vorsichtig sein

Besonders heftig erwischt es wegen neuer Klageängste wiederum Bayer. Die Aktie ist auf das Niveau von 2012 zurückgefallen. Die Kursverluste bei Bayer durch die Monsanto-Übernahme sind mittlerweile größer als die während der Finanzkrise. Vom Charakter erreichen sie fast schon die Dimension des Skandals um den Cholesterinsenker Lipobay kurz nach der Jahrtausendwende. Dass sich die Bayer-Aktie mit Monsanto eines Tages wieder erholt, wird an der Börse derzeit als weitgehend unmöglich eingeschätzt. Mit anderen Worten: Nur bei einer radikalen Lösung des Monsanto-Problems ist mit nachhaltig höheren Bayer-Kursen zu rechnen.

Schwer angeschlagen ist Covestro. Die günstigen Bewertungsrelationen verfangen bei Anlegern angesichts der zuletzt zahlreichen Enttäuschungen nicht mehr. Die nächste Chance auf eine Stabilisierung liegt im Bereich um 35 Euro.

Auf Tauchstation geht die Deutsche Lufthansa. Sie ist, wie andere Logistiker auch, ein Verlierer internationaler Spannungen und der wackligen Konjunktur. Schwache Notierungen von Konkurrenten wie Ryanair sind ebenfalls ein Zeichen für die Probleme der Branche. Kurzfristig könnte die Aktie bis auf etwa 15 Euro abdriften.

Auch Infineon kann sich nicht mehr halten. Die hohe Abwärtsdynamik in der weltweiten Chip-Branche ist stärker als die Hoffnung darauf, dass Infineon ein Gewinner der E-Mobilität ist. Wahrscheinlich lohnen sich antizyklische Käufe erst wieder im Bereich 14 bis 15 Euro.



Für den Dax ist der Absacker unter 11.800 Punkte ein Tiefschlag. An den US-Märkten war der Dow Jones schon am Mittwoch (29. Mai) unter die 200-Tage-Linie gerutscht. Bei den indikativen Marktindikatoren hält mittlerweile nicht einmal mehr die 25.000er-Marke.

Fazit: Im Dax ist die Hoffnung auf eine Erholung auf der Basis 11.800 Punkte zunichte gemacht worden. Theoretisch lässt sich aus den Schwankungen von April bis Mai ein Kursabschwung bis 11.300 Punkte ableiten. Spannend wird es im Bereich um 11.600 Punkte. Hier verlaufen derzeit die Durchschnittslinien der vergangenen 200 und 100 Tage – wobei die kürzere die längere sogar von unten nach oben schneidet. Das ist oft sogar ein sehr positives Signal für den längeren Trend. Wie die Unsicherheit auf politischer und konjunktureller Ebene dürfte die gemischte Lage der Signale vorerst für einen ziemlich turbulenten Dax-Verlauf sprechen, bei dem Anleger lieber vorsichtig sein sollten.

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