Riedls Dax-Radar
Die Börse in New York läuft hervorragend, der Dow Jones könnte bis auf 30.000 Punkte steigen. Quelle: REUTERS

Dow Jones gibt dem Dax Schwung, Gold mit großen Chancen

Rückläufige Zinsen beflügeln die Kurse, vor allem viele starke US-Aktien treiben die Hausse an. Vor allem der Dow Jones, aber auch Goldpreis und Dax nehmen alte Hochs oder gar neue Rekordmarken ins Visier.

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Die neue, expansive Wende der Notenbanken ist für die nächsten Monate die wichtigste Stütze der Märkte. In den vergangenen Monaten ging es stets darum, wann es zu einer Verhärtung der Zinspolitik kommen könnte - letztlich zu einer Zinswende in Europa und zu weiteren Erhöhungen in den USA. Aber nun sind diese Befürchtungen durch die jüngsten Bekenntnisse der EZB und der Fed passé: Jetzt geht es darum, wann und wie stark die Notenbanken die Zinsen senken oder weitere, expansive Maßnahmen einleiten. Angesichts der jüngsten, pessimistischeren Konjunkturprognosen und der latenten internationalen Krisen ist es wenig wahrscheinlich, dass sich am neuen, großzügigen Kurs der Notenbank gleich wieder etwas ändert.

Die laxe Zinspolitik spiegelt sich an den Anleihemärkten deutlich wider. Die Rendite zehnjähriger US-Anleihen hat mit zwei Prozent das Tief von 2017 erreicht. Hier könnte es kurzfristig zu einer kurzen Reaktion kommen oder zumindest zu einer Schwankungsphase. Mittelfristig aber, und das ist für die Märkte entscheidend, zeigt die Tendenz für die Renditen nach unten.

Im Euro-Raum sieht es ähnlich aus. Mit minus 0,28 Prozent ist die Rendite der zehnjährigen Bundesanleihen unter den Stand von 2016 gesackt. Auch hier könnte es eine vorübergehende Reaktion geben, etwa bis an den bisherigen Tiefpunkt bei minus 0,16 Prozent. An der Grundrichtung noch negativerer Zinsen ändert das aber nichts.

Gold: Allzeithoch im Visier

Besonders interessant sieht in diesem Zusammenhang der Goldpreis aus, hier könnte sich eine große Wende nach oben vollziehen. 2011 bis 2013 hatte der Preis des gelben Metalls ein klassisches Top gebildet und ist danach regelrecht zusammengebrochen. Makroökonomisches Umfeld war die permanente Angst vor der Zinswende, sie führte zu einer Auszehrung zinsloser Goldanlagen. Fünf Jahre lang kam Gold nicht mehr nachhaltig über das Niveau von 1360 Dollar hinaus. Erst jetzt, im Umfeld der neuen, überraschenden Zinsentspannung, ist der Sprung auf 1400 Dollar gelungen. Mit hoher Wahrscheinlichkeit spricht diese Konstellation dafür, dass Gold in den nächsten Monaten weiter nach oben zieht und langfristig sein altes Hoch um 1900 Dollar wieder erreichen könnte.

Ein Drittel des US-Marktes besteht aus Top-Performern

Besonders robust ist derzeit der amerikanische Aktienmarkt. Das zeigt sich vor allem an den Einzelwerten. Von den 30 Dow-Aktien verlaufen derzeit 22 über der Durchschnittslinie der vergangenen 200 Tage. Diese Quote von 73 Prozent ist gute Hausse-Tendenz. Noch besser zeigt sich die exzellente Verfassung des US-Markts an den Top-Performern: Elf Aktien, die aktuell einen stabilen mittelfristigen Trend nach oben eingeschlagen haben und dabei in neues Terrain vorgedrungen sind. Im Einzelnen sind dies American Express, Cisco, Coca-Cola, McDonald’s, Merck & Co., Microsoft, Procter & Gamble, Travelers, Visa, Walmart und Walt Disney.

Wenn so viele Einzelaktien einen Trend tragen, ist die Wahrscheinlichkeit groß, dass ein Markt über mehrere Monate steigt und dabei einen merklichen Zugewinn erzielen kann.

Eine wichtige Stütze für den Dax

Die Stärke der Einzelaktien passt zum Gesamtbild, das der Dow Jones seit Anfang des Jahres bietet. Von Ende Dezember bis April machte der Dow in vier Monaten 18 Prozent gut. Danach folgte im Mai eine Korrektur, die mit ihrem Rückfall bis auf 24.800 Punkte klassisches Ausmaß hatte. Mit dem jüngsten starken Anstieg hat der Dow eine neue, zweite Kletterphase eingeleitet. Wenn sie, was durchaus möglich ist, ein ähnliches Ausmaß wie die erste Phase einnähme, ergäbe das bis in den Herbst hinein eine Zielprojektion auf rund 30.000 Punkte im Dow Jones.

Dax-Hoffnungen auf bis zu 13.000 Punkte

Im Dax ist die Situation nicht so rosig. Nicht einmal die Hälfte der Einzelwerte notiert über der 200-Tage-Linie. Das zeigt die Unentschiedenheit, in der der deutsche Aktienmarkt immer noch steckt. Dazu ist die Zahl der trendtragenden Überflieger wesentlich geringer als in den USA: Nur sechs Aktien weisen derzeit eine starken mittelfristigen Trend auf und haben gleichzeitig ein neues Hoch erreicht: Adidas, Beiersdorf, Deutsche Börse, Linde, SAP und Münchener Rück (hier sind die Top-Kurse um 2000, die mit der Auflösung der Deutschland AG erreicht wurden, herausgerechnet).

Außerdem gibt es hierzulande eine große Anzahl von Problemfällen: Von den Dauerbaustellen Thyssenkrupp, Deutsche Bank und Bayer über konjunkturelle Wackelkandidaten (Covestro, BASF) bis hin zu neuen Gewinnenttäuschungen (Daimler, Deutsche Lufthansa).

Fazit für den Dax: Die neue Expansion der Notenbanken schafft ein gutes Umfeld, auf das die Kurse mehr reagieren dürften als auf weitere, vorsichtige Konjunktureinschätzungen. Der robuste US-Aktienmarkt ist für den Dax eine wichtige Stütze. Kurzfristige Reaktionen im Dax sollten deshalb möglichst im Bereich um 12.000 Punkte, spätestens aber um 11.700 Punkte abgefangen werden. Nachdem der Dax in der vergangenen Woche den erwarteten Anstieg auf 12.400 Punkte geschafft hat, steht in der nächsten Anstiegsphase der Bereich 12.800 bis 13.000 Punkte auf dem Plan.

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