Riedls Dax-Radar Schwache Konjunktur stützt schwache Kurse

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Erste Warnsignale

Anzeichen, dass das Schlimmste überstanden sein könnte, gibt es bei Volkswagen. Obwohl es immer wieder zu negativen Meldungen kommt, läuft im Bereich um 150 Euro eine klassische Stabilisierung. Operativ ist bei VW im nächsten Jahr eine Erholung möglich, weil die vorübergehenden Absatzprobleme der vergangenen Monate dann abgehakt sein sollten. Die Verkaufszahlen dürften weiter auf Rekordniveau liegen; schrittweise könnte sich dann auch positive Nachrichten zur milliardenschweren Elektro-Offensive von VW an den Börsen auszahlen. 

Infineon könnte ebenfalls weitgehend durch die Korrektur gekommen sein. Die operativen Zahlen waren zuletzt nicht berauschend, aber eben auch nicht desaströs. Mit Wertverlusten von einem Drittel hat Infineon eine klassische Korrektur vollzogen und das Kursziel der Verkaufssignale von Anfang Herbst abgearbeitet. Der Rückschlag im November ging nicht mehr soweit runter wie im Oktober. Diese relative Stärke spricht dafür, dass Investoren schrittweise wieder Positionen aufbauen.

Noch etwas dauern könnte die Korrektur bei SAP. Durch die jüngste, milliardenschwere Übernahme wird SAP das Cloudgeschäft verstärken; die Wachstumsraten sind hier beachtlich. Der hohe Kaufpreis könnte aber dazu führen, dass die Aktie Mühe hat, ihren Aufwärtstrend zwischen 85 und 90 Euro zu verteidigen. Die langfristige Wachstumsstory von SAP ist intakt.

Bei Thyssenkrupp führen innere Querelen dazu, dass die große Spekulation auf die Hebung verborgener Werte nicht aufging. Eine schnelle Lösung ist derzeit nicht in Sicht. Trotz kurzfristiger Erholungen sind Rückschläge in die Zone 14 bis 16 Euro möglich.

Fazit für den Dax: Zweimal, Ende Oktober und Mitte November, hat der Dax die Untergrenze bei 11.000 Punkten verteidigt. Eigentlich hätte er in den vergangenen Tagen gar nicht mehr so tief sinken dürfen, sondern bei etwa 11.300 bis 11.400 Punkte einen vorübergehenden Kletterversuch starten sollen. Dass er dies nicht geschafft hat, ist ein ernstes Warnsignal.

Als zusätzliches Risiko kommt nun die schwächere Entwicklung der großen US-Indizes dazu. Sowohl Dow Jones als auch Nasdaq 100 haben wichtige Untergrenzen erreicht, die kurzfristig nicht mehr unterschritten werden sollten. Führende Einzelwerte wie Amazon oder Apple haben sich ebenfalls deutlich abgeschwächt.

Im Dax geht es in der kommenden Woche darum, das Niveau von 11.000 zu halten. Gelingt das, sollte bis Jahresende ein Anstieg auf 11.700 möglich sein. Wenn nicht, geht es schnell in Richtung 10.000 Punkte.

So oder so, für Anleger geht es derzeit nicht darum, neue Chancen zu suchen, sondern Risiken zu vermeiden.

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