Riedls-Dax-Radar
Riedls-Dax-Radar: Hoffnungslauf bis zum Fed-Entscheid Quelle: dpa

Hoffnungslauf bis zum Fed-Entscheid

Die Konjunktur hält sich, die Aussicht auf Handelsgespräche stützt die Kurse. Zumindest bis zur nächsten Zinsentscheidung der US-Notenbank Fed gibt es Hoffnung, sogar für Krisenaktien wie Thyssenkrupp und Deutsche Bank.

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Die US-Wirtschaft ist gar nicht so schwach. Wahrscheinlich hat sie im zweiten Quartal um zwei Prozent zugelegt. Obwohl die Folgen des Handelsstreits mit China zu spüren sind, kippt die amerikanische Konjunktur offensichtlich nicht so schnell weg, wie von Pessimisten befürchtet. Der Arbeitsmarkt ist robust. Auch das laufende dritte Quartal dürfte nicht wesentlich schwächer ausfallen.

Für den Herbst gibt es sogar Hoffnung. Im September sollen Gespräche zwischen den Amerikanern und Chinesen über die Handelspolitik stattfinden. Das ist zwar keine Garantie für eine verträgliche Lösung, doch zunächst einmal lautet die Devise: Beruhigung statt Eskalation.

Auch in Europa gehen die Lichter nicht aus. Großbritannien steuert zwar auf einen ziemlich harten Brexit zu, doch in Italien gibt es nach den Turbulenzen der vergangenen Monate schneller als erwartet eine neue Regierung.

In den Augen der Börse ist es schon ein Erfolg, dass es auf beiden Problemfeldern – dem Handelsstreit und der EU-Krise – erst einmal nicht noch schlimmer kommt. Weil der Pessimismus in den vergangenen Wochen überhandgenommen hatte, ist jetzt die Erleichterung umso größer.

Das zeigt sich an den klassischen Krisenindikatoren: Die Volatilitätsbarometer sind wieder unter die kritische Marke von 20 Prozent gerutscht, der Schweizer Franken hat seinen Höhenflug gestoppt, der Run auf langlaufende Staatsanleihen ist erst einmal zum Stehen gekommen.

Für den Dax bedeutet dies: Das vor einer Woche hier angedeutete positive Szenario läuft. Die Kurslücken um 11.600 Punkte wurden in den vergangenen Tagen geschlossen. Dabei kam der Dax zweimal zurück, drehte dann aber bei 11.500 und bei 11.600 wieder nach oben. Dabei konnte er sich nicht nur über die 200-Tage-Linie retten, sondern kam auch über die Widerstandszone bei 11.850 Punkte, die durch Hochpunkte im August gebildet wird. Kurzfristig ist das durchaus als Kaufsignal zu werten.

Nachdem der Dax in sechs Wochen, von Anfang Juli bis Mitte August, gemessen an den Tagesschlusskursen gut 1200 Punkte verloren hat, läuft nun eine Gegenbewegung. Ein typisches Ausmaß dafür wären etwa 40 Prozent des letzten Abschwungs, also ein Anstieg von rund 500 Punkten. Gemessen von August-Tiefpunkt bei 11.400 ergäbe das zunächst eine Projektion bis 12.100 Punkte. Im Bereich um 12.200 gab es Juni und Juli mehrere Wendepunkte im Dax – das erweitert den kurzfristigen Spielraum noch um ein Stück.

Von den US-Börsen kommen ähnliche Signale. Der Dow Jones hat die Zone um 25.500 Punkte verteidigt; der Nasdaq-100-Index sank im August nicht einmal mehr auf die 200-Tage-Linie. Diese relative Stärke ist wichtig. Sie zeigt, dass die Technologiewerte in Amerika weiterhin das Tempo vorgeben. Die jüngsten Kursaufschläge bei Apple, Microsoft oder Nvidia sind dafür ein gutes Zeichen.

Die kurzfristige Erholung an den Aktienmärkten könnte sich im Zeitfenster der möglichen Gespräche zwischen den Chinesen und den Amerikanern abspielen. Markttypisch wäre, ausgehend vom Tiefpunkt im August, nun eine Anstiegsphase bis in die zweite Septemberhälfte. Eckpunkt dafür wäre die Sitzung der Fed am 17. und 18. September.

Die spannendsten Aktien der Woche

Zwei Themen geben an der Börse die Richtung vor

Spätestens dann dürften sich wieder die zwei Grundsatzfragen stellen: Wie stark ist die US-Wirtschaft wirklich – mit welchen Zinsschritten der Fed ist also weiterhin zu rechnen. Und zweitens: Gibt es im Handelsstreit zwischen China und den USA eine Lösung, bei der kein Partner das Gesicht verliert.

Sollten Anleger dann von der Fed – wie nach der letzten Sitzung im Juli – enttäuscht sein und auch die Handelsgespräche zu keinen echten Ergebnissen führen, könnten die Börsen schnell wieder abkippen. Die nächsten Ziele lägen dann bei etwa 11.000 Punkten im Dax und 25.000 Punkten im Dow Jones.

Henkel am Boden, die Deutsche Post vor Kaufsignalen

Im Dax kommen immer mehr Aktien bei ihrer Stabilisierung voran. Henkel-Anleger mussten schon mehrere Enttäuschungen verarbeiten, dennoch hat die Aktie zuletzt keine neuen Tiefpunkte mehr erreicht. Damit steigen die Chancen, dass nun zwischen 80 und 92 Euro ein Kursboden entsteht.

Auch die Deutsche Bank fällt nicht ins Leere. Obwohl die europäische Bankenbranche in schwierigem Fahrwasser steckt und die Deutsche Bank bei ihrer Sanierung nur langsam vorankommt, behauptet die Aktie das Niveau zwischen 6,00 Euro und 7,20 Euro. Durch Filialschließungen ließen sich Kosten senken, durch den möglichen Verkauf des Zertifikate-Geschäfts käme ein merklicher Erlös herein – immerhin war die Deutsche Bank hier jahrelang Marktführer.

Weiter gut im Rennen ist die Deutsche Post. Der Logistik-Boom ist ungebrochen, ihre technischen Probleme hat die Post zunehmend im Griff. Bei einem Anstieg über 31 Euro gäbe der Kurs ein mittelfristiges Kaufsignal.

Bei der Allianz zeichnet sich eine Entwarnung ab. Zweimal in den vergangenen Wochen verteidigte der Kurs die wichtige Untergrenze bei 197 Euro, zuletzt ging es sogar wieder über 200 Euro hinaus. Durch die Vereinfachung der Produktpalette soll die Allianz schneller und rentabler werden.

Neue Hoffnung gibt es sogar bei Thyssenkrupp. Nachdem die Stahlausgliederung am Verbot der EU gescheitert ist, konzentriert sich nun alles auf den möglichen Börsengang der lukrativen Aufzugssparte. Zwar ist auch der Verkauf an einen Konkurrenten oder an Finanzinvestoren möglich. Langfristig sinnvoller dürfte es allerdings sein, über einen Teilbörsengang Geld in die Kasse zu bekommen, den Gesamtwert der Sparte (nach Standard & Poor’s 15 Milliarden Euro) am Kurs zu dokumentieren – und letztlich an diesem aussichtsreichen Geschäft beteiligt zu bleiben.

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