Riedls Dax-Radar

Schwere Krisen sind im Dax weit entfernt

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Siemens mit Potenzial, Zurückhaltung bei Wirecard und SAP

Dass die Angst vor einem schweren Konjunkturrückschlag unbegründet ist, zeigt sich besonders gut an Siemens. In der wichtigen Kraftwerkssparte hat Siemens noch Probleme, die Entwicklung über den gesamten Konzern betrachtet ist aber durchaus gut. In den vergangenen Monaten kamen reichlich neue Aufträge herein, Siemens hat ein Auftragspolster von 137 Milliarden Euro – so viel, wie noch nie. Vor allem in der Bahntechnik sind die Aussichten gut. Für Siemens ist das ein besonderer Vorteil. Sollte die EU die geplante Fusion des Bahngeschäfts mit den Bahnaktivitäten des Konkurrenten Alstom nicht erlauben, könnte Siemens sein Bahngeschäft allein an die Börse bringen und einen schönen Milliardenerlös erzielen.

Aktuell notiert die Aktie deutlich unter der 100-Euro-Marke. Grund dafür ist der Dividendenabschlag von 3,80 Euro. Kurzfristig könnte sich die Abwärtsentwicklung der Aktie fortsetzen, bei Kursen um 90 Euro sollten dann wieder verstärkt Käufer kommen.

Wertvolle Hinweise von hartgesottenen Spekulanten

Schwer eingeschlagen hat es bei Wirecard; ausgerechnet kurz nach passabel ausgefallenen Zahlen. Nun ermitteln Staatsanwaltschaft und BaFin nach auffallend hohen Kursverlusten. Egal, wie die Ergebnisse ausfallen, Anleger sollten hier sehr vorsichtig sein. Shortseller, in deren Visier Wirecard schon mehrmals geraten ist, nehmen in der Regel ja nicht unterbewertete Substanzunternehmen aufs Korn, sondern Aktien, in denen reichlich Luft und Hoffnung stecken. Genauso ein Fall ist Wirecard. Gemessen an vergleichbaren Papieren der Branche sind Wirecard-Aktien eindeutig überbewertet. Und die hohen Erwartungen der Analysten, den Nettogewinn 2019 um fast 40 Prozent zu steigern, muss Wirecard erst einmal schaffen.

Eine Enttäuschung machten Skeptiker bei SAP aus, weil die Neubestellungen im wichtigen Cloud-Geschäft nicht mehr ganz so dynamisch zulegten wie im vorangegangenen Quartal. Dazu dürften Extrakosten für Restrukturierungen anfallen, die das erste Quartal 2019 etwas schwächer ausfallen lassen können. Insgesamt dürfte sich die Margenerholung bei SAP etwas weiter hinauszögern. Im Kurs dürfte das dazu führen, dass zwischen 85 und 90 Euro eine weitere Schleife ansteht.

Insgesamt deuten die Zahlen der Dax-Unternehmen darauf hin, dass die einst optimistischen Hochrechnungen von großen Gewinnsteigerungen 2019 nicht aufgehen. Allerdings stecken die meisten Dax-Unternehmen die Abschwächungen der vergangenen Monate besser weg, als es einem Rezessionsszenario entspricht. Von großer Krise kann bei der überwiegenden Mehrheit der Dax-Unternehmen überhaupt keine Rede sein.

Das spiegelt sich in der Entwicklung des Index wider. Zwar ist der Dax noch nicht bis an das mittelfristige Ziel 11.600 Punkte gekommen, doch zur wichtigen Untergrenze 10.900 bis 11.000 Punkte ist genug Sicherheitsabstand. Wenn der Dax im Februar dieses Niveau weiter verteidigt, könnte danach im Frühjahr eine neue Phase der Kletterpartie beginnen. Auslöser dafür könnten Fortschritte im Handelsstreit zwischen USA und China werden. Immerhin, bis 1. März wollen beide Parteien hier spätestens eine Lösung präsentieren.

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