Riedls Dax-Radar

Dax auf Goldkurs

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Spielraum für eine zweite Anstiegsphase

Ähnlich bei Thyssenkrupp. Durch die jahrelange Leidensgeschichte ist die Aktie ein Spezialfall, als Massenlieferant auch noch eng mit dem Schicksal der Fahrzeugindustrie verknüpft. Bayer leidet weiter unter Monsanto. BASF ist zwar günstig geworden und deshalb für antizyklische Investoren ein Thema, muss sich aber in einem schwierigen Umfeld neu strukturieren. Ein Durchstarten der Kurse ist damit vorerst schwierig. Henkel sackte wegen des konjunkturempfindlichen Klebstoffgeschäfts fast bis auf 80 Euro, hat aber durch die akzeptable Bewertung und die ansehnliche operative Rendite das Zeug zum Turnaround.

Stützen für den Dax sind hingegen die Allianz und die Münchener Rückversicherung. Bei beiden ist das operative Geschäft robust, obwohl das Umfeld niedriger oder negativer Zinsen für sie ungünstig ist. Das zeigt, wie erfolgreich die Umbaumaßnahmen waren, die hier in den vergangenen Jahren stattgefunden haben. Eine moderate Bewertung, hohe Dividenden und Aktienrückkäufe machen die Allianz und die Münchener Rück zu Basisinvestments.

Auffällig stark ist SAP. Das korrespondiert in Amerika mittlerweile mehr mit der Performance von Microsoft als mit der nicht so robusten Entwicklung von Oracle. Bei SAP bezahlen die Anleger den Erfolg der Cloud-Story. Daran dürfte sich auf absehbare Zeit nichts ändern.

Nicht schwach, aber auch noch nicht richtig in Bewegung gekommen, ist Siemens. Die Stabilisierung über 100 Euro zeigt, dass die Aktie immer weniger als Konjunktur-Papier wahrgenommen wird und schon gar nicht mehr als Kraftwerks-Aktie. Die Entwicklung hin zu einem Technologiekonzern mit Schwerpunkt Digitalgeschäft wird weitergehen, Siemens bleibt ein Fels im Dax.

Eine erstaunlich starke Entwicklung hat in den vergangenen Wochen Wirecard genommen. Im Umfeld der Compliance-Vorwürfe war die Aktie bis zur entscheidenden Untergrenze bei 100 Euro abgerutscht, hat dieses Niveau aber zweimal verteidigt. Der dynamische Anstieg seitdem zeigt, dass die Branche Bezahldienstleistungen im allgemeinen und Wirecard im Besonderen derzeit zu den großen Trendgewinnern gehören; auch wenn die Bewertung der Aktie sehr hoch ist.

Fazit für den Dax: Nach der starken Erholung in der ersten Junihälfte könnte der Dax kurzfristig etwas nachgeben. Gut 600 Punkte Plus brachte der Anstieg und wenn davon rund 250 Punkte verloren gingen, wäre das kein Problem. Kurzfristig sollte die wichtige Zone 11.800 bis 12.000 Punkte nicht unterschritten werden. Von da aus hätte der Dax dann Spielraum für eine zweite Anstiegsphase, etwa bis 12.400 Punkte. Geht es nach dem typischen Zeitfenster, könnte sich dieser Anstieg in der ersten Juli-Hälfte abspielen. Danach aber dürfte es wieder brisant werden, denn für eine weitergehende Hausse braucht der Dax eine neue, fundamentale Untermauerung.

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