Riedls Dax-Radar

Showdown um den großen Börsentrend

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Technologiewerte sind die globale Stütze des Aktientrends

An der Spitze der Erholung stehen weltweit die großen Technologiewerte. In Amerika hat der Nasdaq-Index ein neues Hoch erreicht. Amazon, Intel, Microsoft oder Cisco, die mitten im Boom von Cloud und Big Data stehen, ziehen ungebrochen nach oben. Es wäre wenig sinnvoll, solche Power-Papiere mit einem verzagten Blick auf den Dax herzugeben.

Doch im Dow stecken auch angeschlagene Werte wie Coca-Cola, DowDuPont, Exxon, Procter & Gamble oder General Electric. Auch die US-Aktienmärkte sind, obwohl sie besonders von der Stärke der High-Techs profitieren, nicht unverwundbar.

In Deutschland zeigt sich die Stärke der Technologieaktien mehr in der guten Entwicklung des TecDax als im Dax selbst. Hier sieht unter den Technologieaktien Infineon am besten aus, kurzfristig könnte die Erholung die Notierungen wieder auf über 25 Euro steigen lassen. Infineon ist es in den vergangenen Jahren gelungen, seine Chip-Sparten ideal auf die großen Technologietrends Mobilität, Kommunikation und neue Energien auszurichten.

Der größte Technologiewert im Dax hingegen, SAP, kann derzeit die Margenerwartungen nicht erfüllen. Zudem ist SAP wegen hoher Firmenwerte in der Bilanz, die durch die Übernahmen der vergangenen Jahre entstanden sind, ein Hebel auf eine erfolgreiche Entwicklung: Mit hohem Potenzial, wenn die gekauften Unternehmen gut integriert werden – und mit hohem Risiko, wenn es hier zu Verzögerungen oder Enttäuschungen kommt.
Wieder interessant im Dax ist Continental. Keiner der großen Fahrzeugwerte ist so eng mit den Zukunftsthemen autonomes Fahren und Elektromobilität verbunden und verfügt gleichzeitig (mit den Reifen) über ein hochprofitables und aussichtsreiches Basisgeschäft. Nachdem die Aktie vorübergehend nachgegeben hat, könnte sie in einer allgemeinen Zwischenerholung mindestens noch einmal bis an das Hoch um 250 Euro klettern.

Auch einige Sonderentwicklungen im Dax dürften profitieren. Adidas wird vom jüngsten Rückkaufprogramm beflügelt und von einer starken operativen Entwicklung. Zudem wäre es nicht verwunderlich, wenn das Dauerproblem der US-Tochter Reebok bald gelöst wird – entweder durch radikale Sanierung oder Verkauf. Dass Sportartikelaktien – auch der große Rivale Nike – derzeit gut bezahlt werden, wäre dafür das passende Umfeld.

Eine besondere Entwicklung gibt es bei E.On und RWE. Für E.On liegt der Charme der jüngsten Rochade mit Innogy-Bestandteilen in der massiven Vergrößerung des lukrativen Netzgeschäfts und der zusätzlichen Ausrichtung auf Daten und Kommunikation. Beides könnte langfristig zu einer Neubewertung der Aktie führen. Bei RWE ist der Bruch nicht ganz so radikal, dafür ist die Aktie aber von einem wesentlich niedrigeren Börsenwert aus gestartet.

Für Daueranleger kommt die Münchener Rück infrage. Nach dem Desaster mit den Naturkatastrophen 2017 besteht in diesem Jahr die Chance auf eine deutliche operative Erholung. Die Prämieneinnahmen ziehen an, steigende Zinsen wären langfristig ein Vorteil, hohe Dividenden und Aktienrückkäufe sind ein Netz gegen Kursrückschläge.

Ausblick für den Dax: Gemessen an den Tagesschlusskursen hat der Dax vom 23. Januar bis 2. März in 28 Tagen 1646 Punkte verloren.  Das sind durchschnittlich 59 Punkte Verlust pro Tag. Nun läuft seit zehn Tagen die Erholung. Dabei hat der Dax bis zur Stunde 480 Punkte gut gemacht, rechnerisch 48 pro Tag. Die Erholung ist damit weniger dynamisch als der vorangegangene Einbruch. Doch der Unterschied ist nicht so dramatisch, dass man jetzt schon mit großer Wahrscheinlichkeit nach der aktuellen Erholung einen neuen Kursrutsch erwarten müsste.

Andererseits ist die Erholung bisher aber auch nicht stark genug, um die Verkaufssignale von Ende Februar und Anfang März zu neutralisieren. Dazu müsste der Dax über die 200-Tage-Linie (aktuell bei 12.714 Punkte) klettern und im Anschluss danach über die wichtige Widerstandszone bei 12.900. Sollte er im weiteren Verlauf der Erholung daran scheitern, wächst das Risiko eines neuen, scharfen Einbruchs. Geht es nach den durchschnittlichen Schwüngen im Dax, reicht das Zeitfenster der Erholung bis Mitte April.

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