Riedls Dax-Radar

Dax unter 12.000 Punkten: Wie weit geht der neue Tiefentest?

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Zweifelhafte Kursrekorde bei Adidas und Vonovia

Die Börse wertete das zunächst als Befreiungsschlag. Das ist nach den endlosen Verhandlungen mit Tata, den Problemen um Brexit und Kartellbehörden und den Schwierigkeiten bei den Bewertungen nicht zu verdenken. Für Anleger ist wichtig, dass damit die Fantasie entfacht wird, da sich einzelne Sparten mittel- bis langfristig via Börsengang versilbern lassen, vor allem der erfolgreiche Aufzugsbereich.

Aus dem Schneider sind Aktien von Thyssenkrupp noch nicht, dazu sind die Probleme um Stahl, magere Rentabilität, Pensionslasten und die dünne Kapitaldecke zu schwer. Das zeigte sich ebreits am Montag, wo sich der Kurs nach dem Sprung vom Freitag wieder deutlich eintrübte. Doch im Gegensatz zur Tristesse der vergangenen Monate ist Thyssenkrupp für Börsianer wieder ein Hoffnungswert geworden. Für die Gesamttendenz im Dax spielt Thyssenkrupp mit nur acht Milliarden Euro Börsenwert jedoch keine Rolle.

Mehrere Aktien im Dax sind von den jüngsten Turbulenzen um Trump völlig unbeeindruckt. Adidas ist auf ein neues Hoch vorgedrungen. Die Aktie gibt ein ambivalentes Bild. Einerseits kommen bei der Bilanzierung des Unternehmens immer wieder Zweifel auf, zuletzt etwa bei der Bewertung des problematischen US-Ablegers Reebok. Andererseits lassen sich die Märkte davon wenig beeindrucken. Ob man will oder nicht: Adidas gehört derzeit zu den stärksten und erfolgreichsten Blue Chips weltweit. Man muss die Aktie deshalb sicher nicht kaufen, doch wer sie im Depot hat, kann das Spiel (mit engem Stoppkurs) fortsetzen.

Auch Vonovia erreicht neue Höchstkurse. Obwohl der größte private Wohnungskonzern angesichts der Wohnungsnot in Deutschland unter wachsendem politischen Druck steht und dies auch durchaus so empfindet, ist das operative Geschäft und die Performance der Aktie überdurchschnittlich erfolgreich. Der Trend stimmt, Anleger sollten Gewinne laufen lassen.

Münchener Rück lockt mit Dividende

Etwas stärker ging es zuletzt mit der Münchener Rück nach unten. Dabei ist allerdings der Dividendenabschlag Anfang des Monats abzuziehen, immerhin 9,25 Euro je Aktie. Im nächsten Jahr könnten es sogar zehn Euro oder mehr Dividende je Anteil geben. Die Ergebnisse nach den Erneuerungsrunden im Kerngeschäft mit Rückversicherungen sind vielversprechend, die Erstversicherungstochter Ergo kommt wieder in Fahrt, dazu werden Aktienrückkäufe den anteiligen Ertrag zusätzlich steigen lassen. Spätestens zwischen 190 Euro bis 200 Euro dürften die Käufer wieder zulangen.

Fazit für den Dax: Das erwartete Comeback der Industrieaktien ist unterbrochen, das ist eine Belastung für den Gesamtmarkt. Nun ist der Dax erstmals wieder unter 12.000 Punkte gefallen. Je nach politischer Großwetterlage könnte es noch einen Tiefentest geben. Der hätte, um das positive Gesamtszenario nicht zu zerstören, bis maximal 11.600 Punkte Spielraum. In diesem Bereich verlaufen derzeit die 200-Tage-Linie, die Untergrenze des seit Januar bestehenden Aufwärtstrends sowie Unterstützungen, die sich aus den Hochspitzen von November und März ableiten lassen. Die Wahrscheinlichkeit, dass es im Zollstreit zu einer Lösung kommt, und die Widerstandfähigkeit der US-Märkte sprechen dafür, dass auch im Dax spätestens zwischen 11.600 bis 12.000 Punkten die Stabilisierung gelingt. 

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