Zuallererst natürlich die Exportaktien und diejenigen Unternehmen, die bisher stark auf China gesetzt haben. Dementsprechend massiv sind die Verluste bei den Autoaktien. Die Branche hat zuletzt je nach Unternehmen 15 bis 40 Prozent ihrer Umsätze in China erzielt. Doch auch andere Branchen haben breite China-Geschäfte: BASF ist stark in Asien, Linde, Thyssen, auch Siemens. Wenn es in China zu einer schweren und längeren Wirtschaftskrise kommt, werden die Folgen nicht bei den Branchen halt machen, die vor Ort sind. Dann machen sich die Folgewirkungen auf andere Branchen mindesten ebenso bemerkbar: Die schwache Autokonjunktur trifft die Autozulieferer, dann die Ausrüster von Maschinen und Anlagen und natürlich die Stahlindustrie. Selbst defensive Aktien sind gegen Rückschläge nicht gefeit: Die Telekom oder Fresenius haben direkt kein oder wenig Asiengeschäft. Doch auch deren Aktien werden belastet, wenn Anleger sie aus Liquiditätsgründen verkaufen.
Wie tief kann der Dax noch sinken?
In einem Rutsch ist der Dax unter die wichtige Zone 10800/11000 gesackt, die nachfolgende Abwärtsdynamik hat die Züge einer Verkaufspanik. Im Bereich um 9800 könnte es eine hektische Zwischenerholung geben, angesichts der Abwärtsdynamik ist das Risiko damit aber nicht vorbei. Bei 9800 Punkten hat der Dax den seit 2011 bestehenden Aufwärtstrend erreicht. Die nächste Station wäre der seit 2009 bestehende Trend, der derzeit etwa bei 8800 verläuft. Wenn es jetzt eine Zwischenerholung gibt, droht danach allerdings wahrscheinlich noch eine zweite Rückschlagphase. Die könnte dann im Dax bis 8800 gehen. Allerdings: Ein Crash zeichnet sich gerade dadurch aus, dass die Verluste hohes, unkontrolliertes Ausmaß annehmen – und damit sind weitere Durchbrüche im Chart nach unten immer ins Kalkül zu ziehen.
Soll ich jetzt noch verkaufen?
Nein und Ja. Es ist jetzt, nachdem Qualitätsunternehmen im Dax (Daimler, BASF, Allianz, Münchener Rück) schon Verluste von 30 Prozent und mehr erlitten haben, wenig sinnvoll, solche Aktien panisch aus dem Depot zu werden. Wichtig allerdings ist es für aktive Anleger schon, beweglich zu bleiben, also Liquidität zu haben – um dann auf niedrigerem Niveau günstige Gelegenheiten zu nutzen. Diese Liquiditätsverkäufe werden in den nächsten Wochen dazu führen, dass auch vermeintlich sichere Defensiv-Aktien (die kaum oder wenig Geschäft in China haben) Kursverluste erleiden. Insofern kann es sinnvoll sein, den einen oder anderen defensiven Klassiker, wenn er noch einen guten Verkaufserlös bringt, zu versilbern und sich damit bei günstigen Qualitätsaktien auf die Lauer zu legen.
Sind jetzt Absicherungen sinnvoll?
Absicherungen aus Derivaten sind in den vergangenen Tagen massiv im Preis gestiegen. Die hohe Volatilität, der entscheidende Krisenmesser, führt besonders bei Put-Optionen zu einem enormen Kursaufschlag. Wer jetzt solche Optionen noch kaufen will, zahlt hohe Prämien. Das ist wenig sinnvoll – man schließt ja eine Feuerversicherung auch nicht ab, wenn das Haus schon zum Brennen angefangen hat (und wenn, dann wäre eine solche Police sicherlich ziemlich teuer). Sollte es allerdings an den Märkten zu einer Zwischenerholung kommen, werden sicherlich einige Profis dies dazu nutzen, neue Positionen in Puts und Verkaufszertifikaten aufzubauen – um gegen die nächste Verkaufswelle gerüstet zu sein. Wer solche Wellen reiten will, muss aber über enormes Marktgespür verfügen.
Soll ich jetzt schon kaufen?
Nein. Die hohe Abwärtsdynamik und die oberen Trendwendeformationen in allen wichtigen Börsenbarometern deuten darauf hin, dass der Abschwung länger dauern könnte, wahrscheinlich mehrere Wochen. Zudem ist es erst einige Tage her, seitdem die Stimmung nach unten gedreht hat. So, wie die Märkte lange trotz der Krisen nach oben gelaufen sind und schöne Aktienkursgewinne gebracht haben, so dürften sie auch nach unten länger brauchen, bis es zu einer Bodenbildung kommt. Also: Mögliche Kaufkandidaten kann man ausspähen, zum Einstieg ist die Lage noch zu unübersichtlich.