Techaktien Ewige Wachstumsgiganten oder riesige Tech-Blase?

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Propagandavorwurf macht zu schaffen

Das sind gute Aussichten für Aktionäre, die aber zwei Gefahren beachten sollten. Zum einen die Vorwürfe, dass sich das soziale Netzwerk für Propaganda missbrauchen lässt. Dass Facebook nun nicht mehr so viel automatisieren kann und für das Prüfen von Werbung sowie von Inhalten zusätzliche Mitarbeiter einstellen musste, schmälert zwar den Profit, ist aber dank der satten Gewinnmarge zu verkraften. Schwerer wiegt, dass der Ruf von Facebook als Gerüchteschleuder sowie Hort von Aktivisten eine Betriebsgenehmigung durch die chinesische Regierung noch unwahrscheinlicher macht. Die Expansion in den größten asiatischen Markt bleibt deshalb weiterhin ein Traum von Zuckerberg, trotz seiner respektablen chinesischen Sprachkünste und regelmäßiger Besuche in China. Auch aus Europa droht Ungemach. Frankreich will, ebenso wie die deutschen Kartellwächter, die Fähigkeit von Facebook einschränken, seine Nutzer immer stärker zu durchleuchten. Doch weil das auch für Zuckerbergs Wettbewerber gelten würde, wäre geteiltes Leid dann nur halbes Leid.

Auch Apple hat Ärger mit der Europäischen Kommission. 15 Milliarden Dollar an Steuerschulden, die Irland zu wenig kassiert hat und deshalb einfordern soll, sind bei im Ausland gebunkerten Barreserven von 252 Milliarden Dollar leicht zu schultern. Entscheidender als die europäische Frage ist die asiatische: Wie viel Freiraum will China dem US-Konzern gewähren? Der Großteil der Nachfrage nach dem neuen iPhone X kommt aus China, wo ein Apple-Smartphone als Statussymbol gilt. Das missfällt der chinesischen Staatsführung, die amerikanische Handys als Spionagewerkzeug beargwöhnt und lieber einheimische Wettbewerber wie Huawei, Xiaomi oder ZTE fördert.

Mit der Entscheidung, in China Datenzentren zu errichten, die unter der Kontrolle des chinesischen Staates stehen, und die iPhone-Daten chinesischer Kunden zu speichern, hat Apple eine Regierungsintervention vorerst abgewendet. Doch das Entgegenkommen zeigt, in welchem Dilemma die Kalifornier stecken. Apple muss unbequeme Konzessionen machen, weil das iPhone weiter mit einem Umsatzanteil von 55 Prozent das wichtigste Produkt des Konzerns ist. Ein vergleichbares Nachfolgeprodukt ist nicht in Sicht.

Das sind die wertvollsten Marken der Welt
BrandZ Top 100 Markenranking Quelle: dpa
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Für Superinvestor Warren Buffett ist das kein Nachteil, solange iPhone-Nutzer regelmäßig nachkaufen, sei es aus Loyalität oder Bequemlichkeit. Doch da der Apple-Umsatz bereits auf schwindelerregende 229 Milliarden Dollar geklettert ist, tut sich Apple-Chef Tim Cook schwer, alte Wachstumsraten zu erreichen. Angeblich soll in diesem Jahr eine Lösung für erweiterte Realität in Form einer Datenbrille vorgestellt werden. Doch der Markt dürfte für nennenswertes Wachstum noch zu klein sein.

Trotzdem ist Apple im Fonds von AGI-Manager Thomas die größte Position. „Die Aktie ist günstiger bewertet als der Durchschnitt des US-Index S&P 500“, sagt er. Gerade mal 14 Jahresgewinne kostet Apple aktuell. Zieht man die 153 Milliarden Dollar Nettoliquidität vom Börsenwert ab, schrumpft das Kurs-Gewinn-Verhältnis sogar auf knapp 13. Für konservative Anleger hat die Aktie mit der US-Steuerreform noch mal an Attraktivität gewonnen. Apple dürfte das zu günstigen Steuertarifen heimgeholte Auslandsvermögen größtenteils an Anleger ausschütten.

Auch Ruth Porat, Finanzchefin von Alphabet, muss zurückfließende Milliarden managen. Die Google-Mutter hat 56 Milliarden Dollar Cash im Ausland gebunkert.

Was Anlegern 2018 die Partylaune verderben könnte
Aggressive Zinserhöhungen der US-NotenbankenWegen des kräftigen US-Wachstums könnte die US-Notenbank die Zinsen schneller anheben als gedacht. Analysten rechnen bislang meist damit, dass die Fed den Schlüsselsatz 2018 wie von ihr signalisiert drei Mal anhebt. Eine aggressivere Straffung der Geldpolitik würde die Renditen der Staatsanleihen nach oben treiben, sagt Portfolio-Manager Paul Nolte vom Vermögensverwalter Kingsview. Dadurch würden Bonds zu einer ernstzunehmenden Anlage-Alternative zu Aktien. Quelle: REUTERS
Anstieg der InflationAls möglichen Auslöser für eine raschere Straffung der Geldpolitik sehen Experten einen kräftigen Anstieg der Inflation. "Dies könnte für die Aktien- und Anleihemärkte zu einem Wendepunkt werden", betonen die Analysten der Bank of America Merrill Lynch. In Europa könnte die anziehende Teuerung die Diskussion um einen raschen Ausstieg der Europäischen Zentralbank (EZB) aus ihrem Anleihe-Ankaufprogramm befeuern. Quelle: dapd
WahlenDie für März erwartete Parlamentswahl in Italien ist für Raphael Chemla, Leiter Finanz- und Hochzinsanleihen beim Vermögensverwalter Edmond de Rothschild, das größte politische Risiko in Europa. Ein Sieg der europakritischen Fünf-Sterne-Bewegung würde Anleger nervös machen. In den USA werden im Herbst Teile des Kongresses neu gewählt. "Sollten die Republikaner die Mehrheit im Repräsentantenhaus, im Senat oder in beiden Kammern verlieren, wäre das ein großer Belastungsfaktor für die Märkte", warnt John Praveen, Chef-Anleger des Vermögensberaters Prudential. Denn damit werde es für US-Präsident Donald Trump schwerer, seine Wahlversprechen umzusetzen. Quelle: dpa
Politische SpannungenWiederaufflammende Spannungen zwischen den USA und Nordkorea sowie im Nahen Osten sind nach Ansicht von Keith Leiner, Chef-Analyst des Vermögensverwalters SunTrust, ebenfalls große politische Risikofaktoren für die Aktienmärkte. "Außerdem schwingt das Pendel weltweit in Richtung Populismus und Nationalismus." Quelle: dpa
Überzogene BewertungenViele Firmen erhoffen sich zwar durch die jüngst beschlossenen US-Steuersenkungen zusätzliche Gewinne im kommenden Jahr. Einige Experten bezweifeln jedoch, dass der Anstieg ausreicht, um die bereits hohen Aktienbewertungen zu rechtfertigen. Im US-Index S&P 500 liegt das durchschnittliche Kurs/Gewinn-Verhältnis (KGV) bei 18,5. Das bedeutet, dass der Aktienkurs den Gewinn je Aktie um das 18,5-fache übertrifft. Das ist der höchste Wert seit 2002. Im Dax liegt das KGV mit 16,2 ebenfalls über dem langjährigen Mittel von rund 15. Das Risikobarometer der Citigroup signalisiere eine 60-prozentige Wahrscheinlichkeit eines Rückgangs der Aktienkurse 2018, sagt Tobias Levkovich, Chef-Anlagestratege für die USA bei der Großbank. Quelle: AP
Turbulenzen bei Bitcoin & Co.Die große Unbekannte für die Aktienmärkte ist die Entwicklung des Bitcoin. Der Kurs der Cyber-Devise stieg bis Mitte Dezember 2017 auf fast 20.000 Dollar. Diese Aufwärtsdynamik verpuffte jedoch im neuen Jahr, der Bitcoin fiel wieder auf rund 7000 Dollar. Mitte Februar notierte die Kryptowährung wieder um die 10.000 Dollar. Die Schwankungen spiegeln wider, dass große Unsicherheit unter den Anlegern herrscht und immer mehr professionelle Anleger auf dem engen Markt mitmischen, die ihr Portfolio jenseits des Aktienmarktes breiter aufstellen wollen. Quelle: REUTERS
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