Felix Zulauf "Dann gibt es Löcher im Markt"

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"Der Goldpreis wird enttäuschen"

Wohin geht die Reise des Dollar?
In den nächsten zwei bis drei Quartalen könnte es eine Erholung geben. Die US- Geldpolitik schreitet in Sachen Normalisierung voran, das dürften die Märkte honorieren.

Und auf lange Sicht?
Da wird sich der Dollar wegen der Wirtschaftspolitik, die die USA seit ewigen Zeiten betreiben, wieder abschwächen. Sie betreiben chronische Nachfragestimulierung, chronische Defizitwirtschaft in Haushalt und Leistungsbilanz sowie eine chronisch zu expansive Geldpolitik. Wenn Sie in der Leistungsbilanz ein Minus von 450 Milliarden Dollar haben, müssen Sie jedes Jahr 450 Milliarden Dollar anziehen, um den Dollar stabil zu halten. Dann müssen Sie etwas bieten. Entweder höhere Zinsen oder eine bessere Zukunft.

Mit Donald Trump als Präsident?
Ich glaube, Trump hatte ursprünglich ein anderes Wirtschaftsprogramm im Kopf. Aber die Republikaner brauchten einen Erfolg. Es ist natürlich Unsinn, dass man nach jahrelanger Expansion noch ein fiskalpolitisches Stimulierungsprogramm auflegt. Man wird weiter rumwursteln mit Defizitwirtschaft und einer expansiven Geldpolitik. Das sorgt für ein gewisses Wirtschaftswachstum, aber die strukturellen Probleme bleiben, und Inflation und Zinsen werden weiter steigen. Das ist für den Dollar ein schlechtes Umfeld.

Welche Anlageklassen sollten Anleger bevorzugen?
Es wird wohl ein Jahr mit großen Kursausschlägen, in beide Richtungen. Ein Jahr, in dem der aktive Anleger ein gutes Resultat erzielen kann, der passive Investor dagegen kaum. Es wird eine große Rotation zwischen den Sektoren geben. Bis zuletzt war man sehr euphorisch über die globale Konjunktur, zyklische Aktien haben deutlich angezogen. Defensivere Werte, also etwa Basiskonsumgüter und Versorger, sind zurückgefallen. Das könnte sich in den nächsten Monaten ändern. Ich gehe davon aus, dass wir für etwa zwei Quartale etwas niedrigeres Wachstum der Weltwirtschaft sehen werden. Konjunkturdaten werden eher negativ überraschen, das ist schlecht für zyklische Aktien.

Für die Anleihemärkte, die Inflation und höhere Zinsen fürchten, könnte das entspannend sein.
Ja, davon gehe ich zunächst aus. Zehnjährige US-Staatsanleihen werden noch nicht direkt über die kritische Marke von drei Prozent Rendite springen. Ich rechne in den nächsten Monaten mit einer Konsolidierung unterhalb dieser Marke. Erst später im Jahr oder Anfang 2019, wenn die Konjunktur wieder etwas besser wird, kommt der Ausbruch über diese Marke. Wenn das passiert, dann zieht es die Renditen an den Anleihenmärkten auf der ganzen Welt massiv nach oben. Und dann haben wir ein ebenso massives Problem an den Aktienmärkten. Dann kommt die nächste größere Verkaufswelle. Es wird nicht mehr so einfach sein wie in den letzten Jahren, an der Börse Geld zu verdienen.

Bieten sich Chancen bei Rohstoffen?
Rohöl ist von den konjunktursensiblen Rohstoffen der attraktivste. Die USA erhöhen ihre Produktion laufend, die Opec und Russland halten dagegen und kürzen das Angebot, weil sie auf hohe Preise angewiesen sind, wegen ihrer großen Defizite. Ich rechne mit Preisen zwischen 50 und 65 Dollar pro Barrel, aber nicht mit einem großen Einbruch. Basismetalle werden eher zurückfallen, weil sich die Investitionstätigkeit in China verflacht. Die Wachstumsraten dort gehen nach unten. Das ist auch so gewollt.

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Und Gold?
Der Goldpreis wird noch enttäuschen, weil sich der Dollar in den nächsten Monaten erholen wird. Der Anlauf über 1350 Dollar pro Unze ist gescheitert. Das wird der nächste wohl auch. Ich rechne mit Preisen zwischen 1050 und 1350 Dollar. Dort aber wird die Basis gelegt für einen späteren Anstieg. Der kommt, wenn die nächste große Verkaufswelle an den Aktienmärkten kommt, also Ende dieses Jahres oder Anfang 2019.

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