Fondsmanager Michael Muders "Bei Rocket Internet waren Hedgefonds am Werk"

Fondsmanager Michael Muders lenkt den Aktienfonds für kleinere heimische Unternehmen UniDeutschland XS. Er erwartet, dass sich die Kurse der Nebenwerte stabilisieren - auch die der Internet-Beteiligungsgesellschaft Rocket Internet.

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Fondsmanager Michael Muders

WirtschaftsWoche Online: Herr Muders, wie viele Aktien von Rocket Internet haben Sie beim Börsengang bekommen?

Michael Muders: Dazu darf ich leider nichts sagen. Nur soviel: Ich schaue mir alle Börsengänge in Deutschland sehr gründlich an.

Sie hatten sich im Vorfeld wohlwollend geäußert.

Das gilt nach wie vor. Um die Jahrtausendwende am Neuen Markt gab es Börsengänge, die nur auf einer Idee beruhten, es waren oft nur Unternehmenshüllen, die damals an die Börse gingen. Die Samwer-Brüder haben bereits Unternehmen erfolgreich geführt, sie haben für Rocket Internet eine bestehende technologische Plattform, auf der die Internet-Beteiligungen laufen. Viele gehören in ihren Heimatmärkten schon heute zu den Marktführern, hinzu kommen bereits geschlossene Kooperationen mit wichtigen Mobilfunkanbietern etwa in Schwellenländern Afrikas und Asiens.

Zur Person

Die mit den Börsengängen betrauten Investmentbanken wie Berenberg und JP Morgan waren sich sicher, dass sie für die Aktien verlässliche Investoren gefunden haben, die den Aktien lange treu bleiben würden. Warum stürzte dann der Kurs schon am ersten Tag von 42 auf 36 Euro ab und fiel noch bis auf 31 Euro?

Es war ein denkbar schlechtes Marktumfeld mit Kursrückgängen in den USA und Europa, verursacht durch die Nachrichten über Unruhen in Hongkong, Ebola, den IS-Terror und die Ukraine. Die Kurse am Graumarkt, an dem Aktien vor dem Börsengang gehandelt werden, signalisierten zudem, dass hohe Zeichnungsgewinne möglich wären. Wenn man 1,6 Milliarden Euro einsammelt, dann gibt es immer irgendwo Verkäufer. Zudem waren Hedgefonds am Werk, die auf fallende Kurse gesetzt haben. Darauf lassen die hohen Gebühren schließen, die gezahlt werden, wenn jemand Aktien von Zalando oder Rocket Internet verleiht. Sie liegen oberhalb der Leihegebühren, die etwa für Standardwerte aus dem Dax verlangt werden.

Glauben Sie, dass die Aktien ihren Ausgabepreis je wieder sehen werden?

Wer in Internet-Aktien investiert, muss mit Schwankungen leben können. Schauen Sie sich nur den Kursverlauf der Facebook-Aktie seit dem Börsengang an. In jedem Fall ist mir ein Börsengang in einem schwachen Umfeld lieber als einer in der Euphorie. Denn üblicherweise sind die Preise dann realistischer und es sind weniger Anleger dabei, die die Kurse hochtreiben. Es könnte jetzt allerdings länger dauern, bis all die Börsengänge, die noch in der Pipeline der Investmentbanken stecken, an den Markt gehen.

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Derzeit ist die Stimmung trüb, wie lange wird das so bleiben?

Die Lage in den Unternehmen ist besser als die Stimmung an der Börse. Viele Investoren aus den USA und Großbritannien haben ein negatives Bild von Europa, weil in Frankreich und Italien keine Strukturreformen in Gang kommen, ihnen ist auch die Europäische Zentralbank nicht aggressiv genug und mancher glaubt, dass Deutschland sehr abhängig sei von Russland. US-Investoren verlieren mit Geldanlagen im Euroland durch den schwachen Euro, wenn sie sich vor Währungsverlusten nicht geschützt haben. Die Kurse bei Nebenwerten sind teilweise um 20 bis 30 Prozent gefallen. Die schlechten Erwartungen sind jetzt in den Kursen drin. Der Markt der Nebenwerte ist wenig liquide, große Stückzahlen sind nur langsam zu verkaufen. Deshalb haben sich Aktienverkäufe über Monate hingezogen und ließen die Kurse abbröckeln.

Ihre Position beim Autozulieferer Grammer hat dies auch hinter sich. Die Aktie ist von 25 auf 45 Euro gestiegen und jetzt wieder bei 30 angekommen. Schauen Sie da einfach nur zu?

Ich betreibe auch Markettiming - günstig kaufen und teuer verkaufen ist die Devise. Mancher glaubt, dass sich die angekündigten Sparprogramme der Autobauer negativ auf die Zulieferer auswirken könnten. Doch so einfach ist es nicht. Die Zulieferer haben in Verträgen mit den Autobauern immer schon jährliche Preisrückgänge vereinbart. Gleichzeitig profitieren sie aber massiv davon, dass sie durch den Trend zu CO2-Einsparungen höherwertige Teile liefern können.

Die Performance vieler Aktienfonds für deutsche Titel ist in diesem Jahr im Minus, Ihr Fonds liegt im Plus. Was ist das Rezept?

Ich halte nur rund 25 Einzeltitel im Portfolio, die ich sehr aufmerksam beobachte. Eine Aktie wie Bilfinger, die zu den großen Verlierern gehörte, hatte ich nicht im Portfolio. Zudem war der Aktienbestand im Juli und August teilweise abgesichert und die Cashquote im zweistelligen Prozentbereich, da ich mit einer Korrektur gerechnet hatte. Dadurch waren nur etwa 70 Prozent des Portfolios den Marktturbulenzen ausgesetzt und der Fonds verlor weniger als der Markt. Die Positionen bei Wohnimmobiliengesellschaften wie Patrizia und Grand City Properties haben sich in dem Umfeld bewährt, denn sie sind weitestgehend unbeeinflusst von den geopolitischen Krisenherden.

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