Geldanlage Die besten Vermögensmanager und ihre Strategien

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Bernhard Ebert, Dorothee Elsell: Grün und zuckerfrei

Ausgerechnet in der altehrwürdigen Bethmann-Bank soll die nachhaltige „grüne“ Geldanlage ein Zuhause haben? Wie eine Trutzburg liegt sie seit 1748 in Frankfurts altem Stadtkern, nahe der Paulskirche und angeschmiegt an die Rückseite des Frankfurter Rathauses Römers, wo im Mittelalter deutsche Kaiser gekrönt wurden. Der dreigeschossige unter Denkmalschutz stehende Bau umschließt einen ruhigen Innenhof, den der Besucher durch ein schmiedeeisernes Hoftor betritt. Alles sehr gediegen. Goethe war Kunde bei der Gründerfamilie von Bethmann, den Bau des Eiffelturms zur Weltausstellung in Paris 1889 hat die Bank mitfinanziert. Jahrhundertelang hat sich die Bank im hart umkämpften Geschäft mit vermögenden Kunden durchgeboxt. Heute gehört sie zur niederländischen Großbank ABN Amro und verwaltet 35 Milliarden Euro Anlegergeld.

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Nachhaltigkeit zieht Geld an

Immer mehr davon fließt in Aktien und Anleihen von Unternehmen, die strenge ökologische, soziale und ethische Kriterien einhalten müssen. Für eine Stiftung, die sich die Bekämpfung der Fettleibigkeit zur Aufgabe gemacht hat, haben Bernhard Ebert, Chef der Vermögensverwaltung, und seine Kollegin Dorothee Elsell kürzlich ein quasi zuckerfreies Depot zusammengestellt: Investments in Unternehmen die süße Dickmacher in Umlauf bringen, sind dort ausgeschlossen - Coca Cola etwa geht nicht und Danone oder Nestlé möchte dieser Kunde auch nicht in sein Depot kaufen.

Ganz so strikt mit Süßigkeiten ist Dorothee Elsell beim Bethmann Stiftungsfonds dann doch nicht. Er allerdings darf nicht in Unternehmen investieren, die zu folgenden Branchen gehören: Atomindustrie, Tabakverarbeiter, Glückspiel-Anbieter, Waffenproduzenten oder Pornografie. Der Rendite haben die Ausschlusskriterien nicht geschadet: Der Fonds ist der Spitzenreiter unter den defensiven, also eher sicherheitsorientierten Portfolios. Der von Berhard Ebert gelenkte Bethmann Nachhaltigkeitsfonds ist ähnlich erfolgreich. Er erreicht bei den ausgewogenen Depots den zweiten Platz, erzielte sogar ein höheres Plus als der Erstplatzierte Ethna-Fonds, verliert aber Punkte beim Risiko, weil die Kursschwankungen höher sind.

Bis zu 180 Prozent mit Aktien

Weltweit werden geschätzt acht Billionen Euro nach nachhaltigen Kriterien angelegt – vor allem von Kirchen, Stiftungen oder Pensionskassen. Unternehmen, die aus Nachhaltigkeitsindizes herausfallen, haben weniger potenzielle Investoren.

Elsell und Ebert verbindet mit der Ökobewegung ansonsten wenig. Beide sind Portfoliomanager aber inzwischen überzeugt, dass die Aktienauswahl nach Nachhaltigkeits-Kriterien Vorteile hat.

Sie arbeiten bei der Vorauswahl der Aktien mit dem Research des darauf spezialisierten Hauses Sustainalytics zusammen. Vorschläge von Sustainalytics durchlaufen dann den üblichen Finanz-Check. „Die interessantesten Aktien der vergangenen drei Jahre – insbesondere aus Skandinavien – kamen aus dem Nachhaltigkeitsresearch“, sagt Ebert. Die Aktien der dänischen Unternehmen Novozymes (führenderEnzymproduzent), Coloplast (medizinische Hygieneartikel) sowie der Pharmahersteller Novo Nordisk (Weltmarktführer in der Insulinherstellung) gewannen in drei Jahren zwischen 80 und 180 Prozent. Die Produkte des Biotechunternehmens Novozymes gelten als besonders innovativ, weil sie durch den Einsatz von Enzymen in Produktionsprozessen natürliche Ressourcen schonen können und chemische Stoffe ersetzen. Etwa bei der Ethanolproduktion aus Pflanzenabfällen oder indem die Enzyme es ermöglichen, die Waschtemperatur für Textilien zu verringern.

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Coloplast profitiert mit Inkontinenz- und Stomaprodukten von der demographischen Entwicklung. Sie punkten mit einem effizienten Energieeinsatz in der Produktion, guten Arbeitsbedingungen und mit Initiativen zur Gesundheitsförderung in Schwellenländern. Novo Nordisk ragt unter den Pharmaunternehmen durch Maßnahmen zur Sicherstellung der Langzeitverfügbarkeit von Medikamenten heraus, informiert besonders transparent über Studien zur Medikamenten-Wirksamkeit und in der energieintensiven Insulinproduktion Windenergie ein.

Rundum-Blick auf Risiken

Ihr-Rundum-Blick auf Risiken bewahrte die Bethmann-Fondsmanager beim italienischen Öldienstleister Saipem vor hohen Verlusten. Sie waren früh auf Korruptionsvorwürfe aufmerksam geworden und verkauften die Aktie sofort Anfang 2013. Damals kostete sie noch mehr als 30 Euro, kurz danach sank der Kurs auf 20 Euro und steht heute bei acht. „Durch die hohen Strafzahlungen bei Preisabsprachen oder Korruption bekommt die korrekte Unternehmensführung eine große wirtschaftliche Bedeutung“, sagt Elsell. Üblicherweise stellten Kunden der Delinquenten heute rasch die Zusammenarbeit ein, weil sie sonst ebenfalls ihren guten Ruf aufs Spiel setzten.

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