Hoffnung auf Fortschritte bei den Verhandlungen über die Schuldenobergrenze in den USA, Kommentare einiger Mitglieder der Federal Reserve, die die Erwartung von kurz bevorstehenden Zinskürzungen infrage stellten sowie bessere US-Wirtschaftsdaten drückten zuletzt den nach wie vor seit Jahresbeginn im Plus liegenden Goldpreis. Wir bei UBS Global Wealth Management gehen jedoch davon aus, dass er trotz dieses Dämpfers noch in diesem Jahr sein Allzeithoch durchbrechen wird. Hierfür sprechen drei Gründe.
Nachfrage der Zentralbanken dürfte robust bleiben
2022 war das dreizehnte Jahr in Folge, in dem Zentralbanken weltweit Nettogoldkäufe verzeichneten sowie die höchste jährliche Nachfrage seit 1950. Mit 1078 Tonnen im Jahr 2022 haben sich die Goldkäufe der Zentralbanken von 450 Tonnen im Jahr 2021 mehr als verdoppelt. Gemäß Daten des World Gold Council für das erste Quartal 2023 sind die Zentralbanken auf dem besten Weg, in diesem Jahr rund 700 Tonnen Gold zu kaufen. Dies liegt weit über dem Durchschnitt seit 2010 von unter 500 Tonnen.
Ich gehe davon aus, dass sich dieser Trend zu Zentralbankkäufen angesichts erhöhter geopolitischer Risiken und erhöhter Inflation fortsetzen wird. Vor allem die Entscheidung der USA, die russischen Devisenreserven nach der Invasion der Ukraine einzufrieren, könnte zu langfristigen Auswirkungen auf den Umgang der Zentralbanken mit ihren Reserven geführt haben. Dies erklärt auch teilweise, warum die Nachfrage zuletzt weiterhin so stark geblieben ist − trotz höheren inflationsbereinigten Zinsen, die in der Regel negativ für das keine Erträge abwerfende Gold sind.
Schwächerer Dollar stützt Gold
Der US-Dollar ist aus nachvollziehbaren Gründen gegenüber vielen anderen Währung teilweise deutlich überbewertet. Ich gehe jedoch davon aus, dass sich die Kerngründe hinter dieser Überbewertung – die Wachstums- und Zinsdifferenz zwischen den USA und vielen anderen Wirtschaftsräumen – über die nächsten Monate verringern werden. Die US-Notenbank hat nach Zinserhöhungen um 500 Basispunkte in den letzten 14 Monaten eine Pause in ihrem aktuellen Straffungszyklus signalisiert.
Andere große Zentralbanken wie die EZB, die noch später erkannt haben, dass sie etwas gegen eine steigende Teuerungsrate unternehmen sollten, sind unterdessen weiterhin auf Kurs, mehr gegen die Inflation zu tun. Zudem deuten die aktuellen Wirtschaftsdaten darauf hin, dass die amerikanische Wirtschaft nicht von einem Boom zum nächsten springen, sondern sich in der zweiten Jahreshälfte abschwächen wird. Da Gold bekanntlich eine stark negative Korrelation zum US-Dollar aufweist, sollte somit ein weniger überbewerteter US-Dollar den Goldpreis stützen.
Steigende Rezessionsrisiken in den USA
Die amerikanische Wirtschaft hat sich aufgrund fiskalpolitischer Unterstützung und eines starken Arbeitsmarktes besser gehalten, als viele erwartet haben. Jedoch deuten mehrere, in der Vergangenheit verlässliche Indikatoren auf ein erhöhtes Risiko einer deutlichen Wachstumsverlangsamung in den USA hin. Sei es die schrumpfende Geldmenge, der fallende Conference Board Leading Economic Index, die sich weiter verschärfenden Kreditbedingungen oder das schwache Verbrauchervertrauen.
Gold in US-Dollar hat sich seit Ende des Bretton Woods Systems vor etwas über 50 Jahren während aller Rezessionsphasen − teilweise signifikant − besser entwickelt als der S&P 500. Zusätzlich kann von einer deutlichen Verbesserung der relativen Entwicklung von Gold gegenüber amerikanischen Aktien während US-Rezessionen gesprochen werden.
Trotz des Rückgangs der letzten Tage bleibt Gold daher meiner Meinung nach zurzeit eine weiterhin solide Absicherung im Portfoliokontext.
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