Wie bedeutend Finanzderivate wie Swaps, Optionen und Futures für die Preisfindung an den Edelmetallmärkten geworden sind, dokumentieren die vorliegenden Zahlen mehr als deutlich. Sind die mit 130,5 Milliarden Dollar ausgewiesenen Derivate-Positionen der US-Banken auf Gold schon für sich genommen bemerkenswert, so erreicht das per Ende 2011 noch darüber hinaus weltweit nur auf Gold ausgewiesene außerbörsliche OTC-Derivatevolumen mit 521,2 Milliarden Dollar wahrlich sagenhafte Dimensionen.
Mit diesem insgesamt beeindruckenden „Waffenarsenal“ ist es den „interessierten Kreisen“ sicherlich gelungen, schlagzeilenträchtige Preissprünge der Edelmetallpreise, die das Interesse breiter Anlegerkreise hätte wecken können, weitgehend zu unterbinden; doch vermochten sie es selbst mit massiven manipulativen Eingriffen nicht, den stetigen Anstieg des Goldpreises über die Jahre zu verhindern.
Angesichts des desolaten Zustands des Geldsystems ist es aber zukünftig nicht nur nicht auszuschließen, sondern sogar relativ wahrscheinlich, dass Gold wie in den Siebzigern, als sich der Preis für das gelbe Metall in nur zehn Jahren mehr als verzwanzigfachte, eines Tages tatsächlich in eine Spekulationsblase getrieben wird. In Anbetracht der massiven Leerverkäufe an den Derivatemärkten könnten die Edelmetallpreise dann sogar noch leicht Richtung Sonne „gejagt“ werden, wenn mehr und mehr Investoren von den Derivate-Alchimisten das verlangen, was sie nicht können: die physische Auslieferung!
„Gegen den Einfluss des Goldes auf den Handelsverkehr ist jede Regierung machtlos.
Es ist nicht Willkür gewesen, die zur Goldwährung geführt hat, sondern menschliche Natur. [...] Es hat alle staatlichen Währungsanordnungen überdauert, und wenn diese Anordnungen nicht dem Gold Rechnung trugen, hat es sie über den Haufen geworfen.“ (Horace Greeley Hjalmar Schacht, Bankier und Reichsbankpräsident, 1877-1970)
Der Buchautor Malte Heynen, „… der auszog seine Ersparnisse zu retten und entdeckte, was wirklich mit unserem Geld passiert“, sieht, wie auch viele andere, einen wichtigen Grund nicht in Gold zu investieren vor allem darin, dass Gold als Tauschmittel im Krisenfall ohnehin verboten würde. Das ist definitiv ein ernst zu nehmendes Argument, denn Regierungen, die Gold- und Finanzmärkte manipulieren und sogar den Besitz von Glühbirnen verbieten, ist schließlich alles zuzutrauen. Allerdings halten wir sowohl die Wahrscheinlichkeit als auch die Erfolgsaussichten eines Goldbesitzverbots heutzutage für eher gering.
Goldbesitzverbote gab es in der Geschichte - unter Androhung der Todesstrafe - in den Diktaturen Hitlers, Maos und Stalins, aber eben auch, was vielen Sorgen bereitet, unter Androhung einer 10-jährigen Gefängnisstrafe von 1933 bis 1974 in dem Land der grenzenlosen Freiheit, nämlich den USA, wo der demokratisch gewählte Präsident Franklin D. Roosevelt die Bevölkerung 1933 zwang, ihr Gold für eine Handvoll - in god we trust - Dollar an die Regierung abzuliefern.
Aber warum entschloss sich Roosevelt damals zu solch drakonischen Maßnahmen gegenüber der eigenen Bevölkerung? Seinerzeit, als Gold noch umlaufendes Zahlungsmittel war, hatten der Börsen-Crash von 1929, die anschließenden zahlreichen Bank-Zusammenbrüche und die tiefe Wirtschaftskrise das Vertrauen der Bevölkerung in das Finanzsystem derart untergraben, dass die US-Bürger insbesondere nach den von Roosevelt am 6. März 1933 angeordneten 4-tägigen „Banken-Feiertagen“ tatsächlich damit begannen, das im Umlauf befindliche Gold aus dem Verkehr zu ziehen und es - sicher ist sicher - zu Hause oder in Europa zu horten. Darin aber sah die Regierung ein wesentliches Hindernis für eine erfolgreiche Überwindung der katastrophalen deflationären Wirtschaftskrise. In ihrer Verzweiflung entschied sie sich dann unter Feststellung des „nationalen Notstandes“ und zur Bekämpfung des Notstandes „bei Banken und für andere Zwecke“ das „Horten von Goldmünzen, Goldbarren und Goldzertifikaten“ mittels der berühmten Executive Order 6102 vom 1. Mai 1933 an zu unterbinden.