Australien geht es gut: Erst kürzlich feierte das riesige Land sein 26. Jahr in Folge ohne Rezession, im World Happiness Report behaupteten die Australier ihren Platz unter den Top Ten der glücklichsten Länder weltweit und der Global Wealth Report der Credit Suisse zählt Australien zu den wohlhabendsten Ländern des Planeten. Mehr als 55 Prozent der Bevölkerung verfügt über ein Vermögen von mehr als 100.000 US-Dollar, nur elf Prozent haben weniger als 10.000 US-Dollar – beides sind Spitzenwerte im weltweiten Vergleich.
Allerdings ziehen ein paar Wolken am australischen Himmel auf: Die internationalen Ratingagenturen sorgen sich um die Banken in Down Under. Die Bonitätsprüfer von Moody’s gaben am Montag bekannt, dass sie die Note für die Kreditwürdigkeit der vier größten Banken des Landes um eine Stufe auf Aa3 senken. Vor einem Monat hatte bereits Konkurrent S&P nahezu alle australischen Großbanken heruntergestuft – bis auf ausgerechnet jene vier größten Banken des Landes, über die nun Moody’s den Daumen gesenkt hat. Der australische Dollar sank direkt um ein halbes Prozent gegenüber dem US-Dollar.
Was ist geschehen? Die Ratingagenturen sorgen sich zunehmend über die hohen Immobilienpreise im Land und damit einhergehend über die sehr hohe Privatverschuldung der Australier. „Die Risiken im Zusammenhang mit dem Immobilienmarkt sind in den vergangenen Jahren rasant gestiegen“, hieß es bei Moody’s dazu. In den Großstädten, allen voran in Sydney, sind die Immobilienpreise zuletzt immer schneller gestiegen. Viele Immobilienkäufer müssen für eine Bleibe in Sydney leicht eine Million australischer Dollar hinblättern, umgerechnet mehr als 680.000 Euro.
Überschuldete Australier, Klumpenrisiken in Großbanken
Die steigenden Immobilienpreise wären nicht so schlimm, wenn die Einkommen der Australier mit gestiegen wären. Weil aber Löhne und Gehälter stagnieren, stieg mit den Immobilienpreisen auch die private Verschuldung. Die Schulden der Haushalte wuchsen so auf 189 Prozent des verfügbaren Einkommens – und damit einen der höchsten Werte im weltweiten Staatenvergleich.
Mit dem Anstieg der Immobilienpreise vergaben Australiens Banken auch immer höhere Baudarlehen. Sie machen inzwischen 60 Prozent aller von Banken vergebenen Kredite aus. Zwar haben die Banken inzwischen auf Druck der Regierung die Kreditvergaberichtlinien verschärft, dennoch befürchten die Ratingagenturen massive Probleme der Geldinstitute, sollte der Zins eines Tages wieder steigen. Dann dürften viele Immobilienkredite notleidend werden, was wiederum die Banken in die Bredouille bringen könnte.
S&P hatte vor einem Monat noch auf die Herabstufung der vier größten Banken des Landes verzichtet, weil die Analysten davon ausgingen, dass diese Banken aufgrund ihrer Systemrelevanz von der Regierung gerettet würden. So optimistisch ist Moody’s aber offenbar nicht.
Geraten die Banken in Schwierigkeiten, wird auch die Börse in Sydney massiv abstürzen. Im wichtigen Börsenindex ASX50 mit den fünfzig größten börsennotierten Unternehmen Australiens sind allein fünf Großbanken unter den Top Ten nach Marktkapitalisierung (siehe Chartgalerie).
Anders als in den USA 2008 platzte die Immobilienblase in Australien nie, weil vor allem Investoren aus China den dortigen Markt als sicheren Hafen verstanden. Inzwischen bereitet neben den hohen Schulden auch das hohe Handelsbilanzdefizit Sorgen. Sollte es zum Platzen der Immobilienblase kommen, dürfte es schmerzhaft werden - für Immobilieneigner, Banken und Anleger.