Kreditwahnsinn Wie ich 1000 Euro gewann - und (fast) nicht bekam

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Glückliche Gewinner warten gerne

Die nächste Hiobsbotschaft kam Mittwochabend. Eine Mail von Fidor, endlich! Doch ein Mitarbeiter schrieb mir: "Laut System hatten Sie in Vergangenheit ein Konto bei uns, welches Sie gekündigt und gelöscht haben." Die Fehlermeldung sei dadurch zu erklären. Tatsächlich hatte ich Fidor 2010 schon mal getestet. Damals sollte es dort möglich sein, Geld so einfach wie eine E-Mail an Kontakte zu verschicken, ohne Kosten. Ich fand das sinnvoll. Grundsätzlich klappte es auch, nur war keiner meiner Bekannten oder Verwandten Kunde bei Fidor. Im Alltag nutzte ich den Dienst daher nie.

Als Fidor sich bei mir 2015 wieder meldete und darum bat, dass ich mich noch per Post-Ident-Verfahren in einer Postfiliale registrieren müsste (mittlerweile galten strengere Identifizierungsregeln), habe ich mein Konto stattdessen gekündigt und bat, meine Daten zu löschen.

Soweit, so richtig. Aber welche Rolle sollte das jetzt spielen? Ich hatte damals keinen Kredit aufgenommen. In keiner der Geschäftsbedingungen von Finanzcheck oder Fidor war ich jetzt auf eine Klausel gestoßen, wonach frühere Fidor-Kunden ausgeschlossen seien. Warum auch? Und - da meine Daten ja angeblich vor drei Jahren bei Fidor gelöscht worden war - woher wusste Fidor eigentlich noch von meiner früheren Nutzung?

Ich meldete mich erneut bei Fidor und bat darum, diese Auskunft zu überprüfen. Mir sei nicht ersichtlich, warum meine frühere Nutzung jetzt zu Problemen führen sollte. Daran, dass ich die 1000 Euro noch bekommen sollte, glaubte ich zu diesem Zeitpunkt allerdings nicht mehr. Da klingelte mein Handy, eine Mitarbeiterin von Finanzcheck meldete sich. Sie gratulierte mir nochmal und hörte sich freundlich und geduldig meine Geschichte an. Immer wieder sagte Sie mir: "Machen Sie sich keine Gedanken. Sie haben das Geld gewonnen. Sie werden es bekommen." Mir aber fehlte der Glaube. Sie wusste eben nicht, dass ich ein tragischer Gewinner bin. Der Mittwoch war nun vorbei. Das Geld von Check24 war noch nicht da, das von Fidor und Finanzcheck würde ich wohl nie sehen. Ein bitteres Zwischenfazit.

Am Donnerstagfrüh schaute ich als erstes in meine E-Mails. Eine Nachricht der Fidor Bank: "Status Info: Sie sind voll legitimiert." Ich glaubte meinen Augen nicht. Als Erstes loggte ich mich auf der Fidor-Website ein. Es kam noch besser. "Kontostand: 1000 Euro", war dort ganz oben zu lesen. Von einem Kredit entdeckte ich im Kundenkonto plötzlich nichts mehr. Vorsichtshalber überwies ich mir schnell 500 Euro auf mein normales Konto, mehr ging auf einen Schlag nicht. Sicher ist sicher.

Nun also habe ich die ersten zwei Kredite meines Lebens abgeschlossen. Vermutlich meinen Schufa-Score in den Keller getrieben, sodass die Aufnahme anderer Kredite schwierig werden könnte. Ich habe meine Daten an Kreditvermittler und Vergleichsportale weitergegeben, die sich nun noch mit einigen anderen Angeboten melden dürften. Einen ersten Handyanruf wegen eines weiteren Kreditangebots habe ich schon bekommen.

Und trotzdem: Meine Geschichte als tragischer Gewinner hat ein - vorerst - glückliches Ende bekommen. Das Geld von Finanzcheck und Fidor brauche ich da nicht mehr. Die 1000 Euro spende ich für einen guten Zweck, voraussichtlich an die Kindernothilfe aus Duisburg, die sich für Kinder in Notlagen weltweit einsetzt.

Und die 1000 Euro von Check24? Ach, wo sind die eigentlich... Bis Donnerstagvormittag hatte ich das Geld jedenfalls nicht auf dem Konto. Am Mittwochmittag hatte mir Check24 geschrieben, meine Unterlagen seien nun bei der Bank eingegangen und würden dort geprüft. Die Bearbeitung "wird etwas Zeit in Anspruch nehmen". Kein Problem. Als glücklicher Gewinner warte ich gerne.

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