
Es sind waghalsige Experimente, die die großen Notenbanken in den USA, Europa und Japan seit Jahren unternehmen: Um ihre Länder vor einer tiefen strukturellen und ökonomischen Krise zu bewahren, fahren die jeweiligen Währungshüter gigantische Wertpapier-Kaufprogramme, staatlich administrierte Null- und Negativzinsen und die offene Abwertung von Währungen auf.

War Zentralbankpolitik früher ein seriöses, fast beschauliches Handwerk mit klaren Regeln, ist sie heute ein Spielfeld für geldpolitischen Voodoo-Zauber. Und mit welchem Ergebnis?
Die angestrebten Inflationsziele werden nicht annähernd erreicht – im Gegenteil: Die meisten Länder verzeichnen seit geraumer Zeit eine deutlich sinkende Preisdynamik und oft sogar klar deflationären Druck. Auch das Wachstum hat sich – von einem konjunkturellen Strohfeuer in den USA abgesehen - nirgendwo auf der Welt zuletzt erkennbar belebt. Trotz anhaltender Geldfluten steht die globale Weltwirtschaft schwächer da als vor drei Jahren – und auch das Jahr 2016 dürfte geprägt sein durch fragile Märkte mit starken Einbrüchen, Rezessionsrisiken und stark deflationären Unterströmungen.
Zur Person
Heinz-Werner Rapp ist seit 1995 in unterschiedlichen Positionen bei FERI tätig und wurde 2006 in den Vorstand der FERI AG berufen. Er ist außerdem Mitglied in verschiedenen Aufsichts- und Verwaltungsräten. Als Chief Investment Officer verantwortet er die gesamten Anlageaktivitäten der FERI Gruppe. Schwerpunkte liegen dabei in der Entwicklung langfristiger Anlagestrategien und innovativer Anlagekonzepte sowie von „Asset Protection“-Strukturen.
Weltfremde Logik
Die Logik der Zentralbanken, allen voran der EZB, dass das Finanzsystem durch noch tiefere Negativ-Zinsen belebt werden könnte, ist weltfremd. Das zeigt sich unter anderem an der aktuellen Krise der Bankaktien: Die Geldhäuser stecken in einem Dilemma, weil sie in einem Umfeld negativer Zinsen Kreditausfälle bewältigen müssen und zusätzlich unter den Kosten der Regulierung leiden. Profitables Wirtschaften ist so kaum möglich.
Trotz dieser ernüchternden Bilanz wird einfach weitergemacht wie bisher - nach dem Motto „Viel hilft viel“. Bei einem Medikament, das eigentlich zur Linderung verschrieben wird, kann eine Überdosierung toxisch wirken. Dass das auch für die Geldpolitik gilt, haben immerhin nun auch die obersten Währungshüter anderer europäischer Länder erkannt: Sowohl die schwedische als auch die dänische und die Schweizer Zentralbank mahnen in Richtung EZB, dass die Maßnahmen ein Limit erreicht habe, an dem die langfristigen Kosten den kurzfristigen Nutzen klar übersteigen.