Onlinebroker Wie neue Gratisbroker den Aktienhandel verändern

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Neue Order-Arten

Dabei raten Finanzmarkt-Experten stets, mit Limit-Order zu handeln. „Legen Sie vorab fest, zu welchem Höchstbetrag Sie bereit sind, den Auftrag ausführen zu lassen. So können Sie wirksam verhindern, dass die Transaktion mit einem unerwartet hohen Orderwert abgerechnet wird“, rät selbst die deutsche Finanzaufsicht BaFin.

Gründer Bortot hält sein Angebot dagegen für genau richtig, um neue Kunden einer jüngeren Zielgruppe zu Aktieninvestoren zu machen.

Das scheint zu funktionieren. In den Niederlanden ging Bux Zero bereits im September 2019 an den Start. 40.000 Nutzer haben sich dort bereits registriert. Nun folgt der Start in Deutschland. In der Testversion der App haben hierzulande nach Angaben des Unternehmens 10.000 Kunden ein Konto eröffnet.

„Natürlich sind wir mit Bux Zero auf den Hype um das provisionsfreie Investieren aufgesprungen“, sagt Bortot. Ursprünglich sollte die App Bux Stocks heißen. „Aber abgesehen von den Gebühren geht es doch darum, den Anlegern eine neue Erfahrung beim Wertpapierhandel zu bieten. So, wie neue Digitalbanken wie N26 schon das Onlinebanking verändert haben.“

Statt eines seitenlangen Preisverzeichnisses gibt es bei den neuen Anbietern entsprechend nur wenige Gebührenpunkte. Bei Bux Zero genau drei: null Euro für eine Basisorder Euro, einen Euro für eine Bestens-Order, und zwei Euro für eine Limit-Order. Negativzinsen auf Guthaben oder eine monatliche Depotgebühr fallen nicht an.

Bestens-Orders und Limit-Orders kennen Anleger von den etablierten Onlinebrokern. Neu dagegen ist die kostenlose Basisorder.

Die können Kunden jederzeit in der App aufgeben. Ausgeführt wird ihr Auftrag aber erst zu einem bestimmten Zeitpunkt am Tagesende. „Wir sammeln die Basisorders der Kunden und können sie dann gebündelt ausführen“, sagt Nick Bortot. „So sparen wir uns die Transaktionsgebühren, die die Börsen uns sonst für jeden kleinen Auftrag berechnen und zahlen nur für eine Order am Ende des Tages.“

Wie genau diese Order funktionieren wird, daran tüftelt Bortot mit seinem Team noch. „Wir werden wohl eine Grenze einziehen, um wieviel Prozent der Ausführungskurs von dem abweichen darf, den der Kunden beim Kauf gesehen hat. Liegt der Kurs außerhalb dieser Grenze, wird nicht ausgeführt.“

Ein unkalkulierbares Risiko sieht Peter Gomber darin, Professor für Betriebswirtschaftslehre und e-Finance an der Universität Frankfurt. „Anlegern können mit dieser Order-Art Gewinne entgehen, wenn sie eine Aktie erst bekommen, nachdem sie innerhalb des Tages schon um einige Prozent an Wert gewonnen hat.“ Und noch gravierender: „Im Extremfall kann solch eine Order auch zu hohen Verlusten führen, wenn Kunden nicht verkaufen können, weil die Kurse längst außerhalb der garantierten Grenzen liegen.“

Darauf weist Bux sogar in seinen Geschäftsbedingungen zur Orderausführung hin: „Du solltest dir bewusst sein, dass mit dieser Art der Instruktion ein Risiko verbunden ist. BUX haftet nicht für Verluste infolge deiner Entscheidung für die Basis-Orderart.“

Gomber überrascht dieses neue Geschäftsmodell der Onlinebroker nicht. „Es ist letztlich ein Ausdruck der Gratis-Economy, den letzten Cent aus Angeboten herauszupressen – und das Geld über andere Wege wieder zu verdienen. Das sehen wir jetzt auch bei den Onlinebrokern.“

Geld verdienen die neuen Anbieter nicht mehr von Provisionen der Kunden, sondern über neue Geschäftsmodelle. Trade Republic, Justtrade und Gratisbroker leben von Zahlungen der Market Maker und Produktanbieter. Bux Zero setzt dagegen künftig auch darauf, die Wertpapiere seiner Kunden zu verleihen und damit Erträge zu erzielen. Auch der schon lange in Deutschland etablierte niederländische Broker Degiro arbeitet nach diesem Konzept.

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